Zeitbilder 7/8, Arbeitsheft

en. Repressionen nahmen zu, man durfte keine West- sender mehr im Radio hören, wurde verfolgt. Man merkte dann schon, es passiert was in diesem Land. Und man kennt das ja: Heult man mit den Wölfen, gibt‘s ein paar Privilegien, dann bekommst du einen Knochen mehr. Oder du tauchst ab in der breiten Masse, passt dich an. Da kamen so viele Dinge zu- sammen, sodass man sich fragte: Welche Perspektive hast du? Da kam mir der Gedanke mit Freunden, wir versuchen es. Ein erster Versuch ist gescheitert. Und dann wurden wir verhaftet – dass einen die DDR-Jus- tiz dann so abstraft, das hätte keiner gedacht. (…) Und dann kam der Moment, in dem ich durch meine Verwandtschaft erfuhr: Da gibt‘s eine zweite Flucht- möglichkeit. Da muss man dann erst mal mit sich rin- gen, welches Risiko auf einen zukommt. Es gab drei Möglichkeiten: durchkommen, erwischt werden oder vielleicht sogar erschossen werden. Dann haben wir uns entschlossen, wir machen‘s. (Zechel, Christian: 145 Meter bis zur Freiheit – eine Fluchtgeschichte; online auf: http://web.de/magazine/politik/25-jahre-mauerfall/145- meter-freiheit-fluchtgeschichte-30160836; 10.3.2017) M4 APA-Grafik: Berlin und Detailkarte Berlin-Mitte mit Verlauf der Mauer ** Die Grafik wurde am 2.11.2014 erstellt. © APA-Grafik / picturedesk.com M5 Über die Motive der Fluchthelfer des „Tunnels 57“: Die circa 30 Studenten (…) waren Idealisten. Nächte- lang diskutierten sie über die moralischen und poli- tischen Fragen, mit denen die Fluchthilfe sie kon- frontierte. Viele von ihnen waren selbst aus der DDR geflohen; viele gruben für ihre Angehörigen (…) Bei fast allen Fluchthelfern war das Ereignis des Mauer- baus der große Schock, der 13. August, ein Schlüssel­ erlebnis, wenn nicht sogar die Initialzündung für ihr späteres Engagement. Bei manchen (…) entstand erst durch den Mauerbau eine entschiedene opposi- tionelle Haltung gegenüber der DDR (…) Die aus Westdeutschland kommenden Studenten um Klaus-M. von Keussler betrachteten die Einheit und Freiheit Deutschlands als zusammengehörig und einander bedingend. Für sie war die Mauer auch ein Symbol der Teilung, das als solches bekämpft wer- den musste. Vor allem jedoch verstanden sie die Na- tion im Sinne einer historischen Verantwortungsge- meinschaft, die sie zur Solidarität mit den Opfern der Teilung verpflichtete (…) (Detjen, Marion: Ein Loch in der Mauer. Die Geschichte der Fluchthil- fe im geteilten Deutschland. 1961–1989. München 2005, S. 8, S. 82 f., S. 148 f.) M6 Der 18-jährige Peter Fechter war im August 1962 bei einem Fluchtversuch an der Berliner Mauer von DDR- Grenzsoldaten angeschossen worden. Er verblutete qualvoll im Todesstreifen. Heute erinnert ein Mahnmal, eine 2,4m hohe Metallsäule mit Inschrift, nahe dem „Checkpoint Charlie“ an dieses Ereignis. Am Tag des Mauerbaus finden hier alljährlich Gedenkveranstaltun- gen statt. ** Inschrift: „Peter Fechter /1944–1962/…er wollte nur die Freiheit.“ Das Foto wurde am 13.8.2008 aufgenommen. © Soeren Stache /EPA / picturedesk.com Online-Ergänzungen xg6q3n 15 Nur zu Prüfzwecken – Eig entum des Verlags öbv

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