Zeitbilder 5/6, Arbeitsheft

M2 Der Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg (Stand 2014), Winfried Kretsch- mann, hielt im Jahre 1968 als Maturant die Abschieds- rede an seiner Schule. Er sah die damals mangelnde Möglichkeit der demokratischen Mitgestaltung kri- tisch: Die Schule ist (…) in ihrer Grundtendenz obrigkeits- staatlichem Denken verhaftet, was für die Leute, die sie besuchen, natürlich Folgen haben muss, da sie sich ja fast bis zum 20. Lebensjahr den größten Teil ihrer Zeit in ihr aufhalten. Denn auch eine politische Prägung vollzieht sich zum großen Teil in der Ju- gend, genau wie jede andere Prägung der Persön- lichkeit auch. Ich möchte Ihnen ein kleines Beispiel nennen, die Verteilung der Betragensnote 1 und 2. Ganz abgese- hen davon, dass Sie als Schüler nie erfahren, warum Sie die oder jene Betragensnote erhalten (…), ist die Verteilung des Prädikats „Sehr gutes Betragen“ ir- gendwie symptomatisch für unser Schulsystem. Sehr gut beträgt sich der, der nicht unangenehm auffällt, der, bildlich gesprochen, schön brav die Händchen auf den Tisch legt, der nichts tut, was den Lehrer ir- gendwie ärgern könnte, der gehorsam und brav all das tut, was Schulordnung und Lehrer von ihm ver- langen, und der im Übrigen fleißig und aufmerksam ist. (…) Sicherlich wird vieles schwieriger und komplizierter werden, wenn wir die Schule demokratisieren. Kom- pliziertheit, Langwierigkeit im Fassen von Beschlüs- sen und oftmals schlechtes Funktionieren sind allge- mein bekannte Symptome der Demokratie. Das hat aber die meisten Völker nicht davon abgehalten, sie in irgendeiner Form doch zu praktizieren. Denn De- mokratie ist in erster Linie eine Sache der Menschen- würde, das heißt, sie gewährt mir als Mensch und Individuum eine freie Entfaltung meiner Persönlich- keit und tastet mich in meiner personalen Würde nicht an. (…) Deshalb dürfen wir nicht länger zögern, sie in der Schule endlich einzuführen. Keine Scheindemokra- tie, in der die Initiative der Schüler darauf beschränkt bleibt, dafür zu sorgen, dass keine Papierschnitzel auf dem Schulhof herumliegen (…). Wenn man dem Schüler echte Mitbestimmung in den wichtigsten Fragen des Schullebens gibt (…), wird er auch echte Mitverantwortung zeigen. (…) (O. V.: Das Wort zum Abi. In: Die Zeit, Nr. 33 vom 7. 8. 2014, S. 55) Online-Ergänzungen 5c3f3p Beschreibe, wie die drei Schulpartner im Schulgemeinschaftsausschuss (SGA) besetzt werden. (A I) Schülerinnen und Schüler: Lehrerinnen und Lehrer: Eltern bzw. Erziehungsberechtigte: Nenne die Aufgaben und Funktionen der Schulleiterin / des Schulleiters im SGA. (Rekonstruktionskompetenz / A I) 1 2 19 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=