Zeitbilder 5/6, Arbeitsheft

Re- und Dekonstruktion von Geschichte 1 1.2 Rekonstruktion: Alltag in Pompeji | Römische Antike Wie hat das Alltagsleben in Pompeji, das 79 n.Chr. durch einen Vulkanausbruch verschüttet worden war, ausge- sehen? Diese Frage nach dem Alltag wurde für die historische Forschung in den letzten Jahrzehnten immer wich- tiger. Mit Hilfe von schriftlichen, aber vor allem auch mit gegenständlichen Quellen können sich Historikerinnen und Historiker das damalige Leben in Pompeji vorstellen. In Pompeji hat man Häuser ausgegraben und rekonstruiert, große mit Mosaiken und Wandmalereien geschmückte Atriumshäuser, aber auch kleine Häuschen mit einer Werk- statt im Parterre und Wohnräumen im ersten Stock. Daneben wurden Theater, darunter ein Amphitheater, Tempel und Thermen entdeckt. Die Archäologinnen und Archäologen haben auch Wasserleitungen, Straßen, Markthallen und öffentliche Bauten – wie damals im Imperium Romanum üblich – gefunden. Anhand all dieser Bauwerke lässt sich ein Teil des Alltagslebens der Menschen in Pompeji rekonstruieren. M1 Gipsstatue eines Mannes, der in seinem Geschäft vom Vesuvausbruch überrascht und getötet wurde. Er hatte sich hingekauert und die Hände vor das Gesicht ge- schlagen. ** © B. Verreet / F1Online / picturedesk.com M2 Mosaik und Gipsabdruck: In Pompeji lebten auch zahl- reiche Hunde, wobei man beachten muss, dass die Menschen damals Hunde nicht nach Rassen unter- schieden, sondern nach den Aufgaben, die sie erfüllten. Auch ihre Lebensumstände lassen sich mit Hilfe der Archäologie rekonstruieren. ** Fußbodenmosaik im Haus des tragischen Poeten in Pompeji, 1. Jh. n. Chr. /© DEA /United Archives / picturedesk.com ** Gipsabdruck eines pompejianischen Hundes, der während des Vulkanausbruchs angeleint war/© Walter Rawlings /Robert Harding / picturedesk.com M3 Bericht des Historikers Tacitus (ca. 58–ca. 120 n. Chr.) über Ausschreitungen bei einem Gladiatorenspiel 59 n. Chr. in Pompeji: Zu derselben Zeit entstand aus nichtigem Anlass bei einem Gladiatorenspiel ein grässliches Blutbad unter den Bewohnern der Kolonialstadt Nuceria und denen von Pompeji. Livineius Regulus, von dem ich berich- tet habe, dass er aus dem Senat ausgeschlossen wor- den war, veranstaltete das Spiel. Freilich gab es Übermut der Stadtbewohner, gegenseitige Vorwürfe gegen die Hereinkommenden, dann nahmen sie Stei- ne und schließlich griffen sie zum Schwert. Das Volk der Pompejianer, bei denen das Schauspiel veranstal- tet wurde, war stärker. Daher wurden viele von den Nucerinern mit durch Wunden verstümmeltem Kör- per in die Stadt Rom gebracht, und die meisten be- weinten den Tod von Kindern oder Eltern. Der Kaiser ordnete eine gerichtliche Untersuchung dieser Sache vor dem Senat und der Senat ordnete diese vor den Konsuln an. Nachdem die Angelegenheit wieder vor den Senatoren berichtet worden war, verbot man den Pompejianern für 10 Jahre derartige Zusammenkünf- te abzuhalten, und Vereine, die sie im Widerspruch zu diesen Gesetzen eingerichtet hatten, wurden auf- gelöst. Livineius und andere, die diesen Streit ausge- löst hatten, sind mit der Verbannung bestraft worden. (P. Cornelius Tacitus: Annales, Buch XIV, 17; Originaltext online auf: http://www.thelatinlibrary.com/tacitus/tac.ann14.shtml (25. 9. 2014); Übers. d. A.) 10 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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