Zeitbilder Politische Bildung 2-4, Arbeitsheft

28 13 Arbeit oder Schule? Arbeitsauftrag 1: Du kannst es dir vielleicht nicht vorstellen, aber es gibt Kinder in deinem Alter, die bereits seit mehreren Jahren den ganzen Tag arbeiten müssen. Hier findest du einen Tagebucheintrag des 11-jährigen Manuel aus Nicaragua. Lies den Text und besprich gemeinsam mit deiner Klasse, worum es in dieser Geschichte geht. Manuel ist elf Jahre alt. Er geht seit vier Jahren in die Schule seines Dorfes in Nicaragua. Sein Lehrer lobt ihn immer für seine Leistungen. Er ist besonders gut im Schreiben und Lesen. Nächstes Jahr wird Manuel wie sein älterer Bruder bei der Kaffeeernte mithelfen. Sein Vater hat ihn schon angemeldet. Dann geht Manuel von November bis Jänner nicht zur Schule. 12. Mai Heute ist Papa mit einer Überraschung nach Hause gekommen. Er hat mit seinem Chef gesprochen, und ich darf schon nächstes Jahr bei der Kaffeeernte mithelfen, weil ich so kräftig bin. Mein Bruder Felipe hat ein bisschen das Gesicht verzogen, weil ich schon ein Jahr früher Geld verdienen werde als er. Ich bin sehr stolz. 15. Mai Ich habe meinem Lehrer erzählt, dass ich schon groß genug für richtige Arbeit bin. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich gefreut hat. Ich glaube, er ist traurig, wenn ich nicht in die Schule komme, weil ich immer gut aufpasse und alle Hausaufgaben mache. Aber ich bin nicht traurig. Vielleicht gibt mir Papa auch ein bisschen was von dem Geld, das ich verdiene, dann kann ich mir auch eine neue Hose kaufen wie Felipe. Oder Schuhe. Oder vielleicht kaufen wir gemeinsam Mama ein Geschenk. 20. Mai Heute war mein Lehrer bei uns. Ich habe nicht gehört, was er mit meinen Eltern besprochen hat, weil sie mich hinausgeschickt haben, aber ich glaube, es hat etwas mit meiner Arbeit zu tun. 21. Mai Heute hat Mama geweint. Ich glaube, sie hat sich mit Papa gestritten. Aber ich weiß nicht, ob es etwas mit mir zu tun hat. 25. Mai Der Lehrer war schon wieder da. Dieses Mal hat Papa ganz laut mit ihm geredet, und ich hab genau verstanden, was er gesagt hat. Der Lehrer soll sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen, weil er keine Ahnung hat, wie es ist, wenn man wenig Geld hat. Der Lehrer war auch ganz laut und hat gesagt, Papa soll an meine Zukunft denken. Ich fürchte mich ein bisschen vor der Schule morgen, hoffentlich ist der Lehrer jetzt nicht böse auf mich. 26. Mai Mama und Papa haben in der Nacht ganz lange geredet. Sie haben geflüstert, damit wir nicht wach werden, aber ich habe alles gehört. Mama glaubt, dass es besser ist, wenn ich immer zur Schule gehe. Dann werde ich später vielleicht einmal eine gute Arbeit finden und mehr Geld verdienen. Das hat auch der Lehrer gesagt. Aber Papa hat gesagt, dass das nicht geht, weil wir jetzt Geld brauchen und nicht erst in fünf Jahren. 5. Juni Mama und Papa reden nicht viel miteinander. Ich glaube, Mama ist böse, weil Papa nicht auf den Leh- rer hören will. Papa hat ihr heute Blumen mitgebracht. Ich habe ihr auch eine Freude gemacht, weil ich endlich mein Zimmer aufgeräumt habe, aber sie schaut immer noch traurig aus. 6. Juni Papa hat wieder mit Mama geflüstert. Er hat gesagt, dass er nachgedacht hat. Wenn Felipe einverstan- den wäre, könnten wir es schaffen, ohne dass ich arbeiten gehen muss. Da musste ich weinen, weil ich mich so geschämt habe. Mama und Papa haben mich getröstet und gesagt, dass alles gut werden wird. (nach: www.politk-lernen.at) Nur zu Prüfzwecken – E gentum des Verlags öbv

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