Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

Vom Kind zum Erwachsenen Die Pubertät ist eine Zeit des „Abnabelns“ Kennst du das? Die Eltern oder Erziehungsberechtigte nerven, sind sogar peinlich, ständig gibt es Streit … Die Zeit der Pubertät kann gerade durch ein verändertes Verhältnis zu den eigenen Eltern großes Konfliktpotenzial bieten. Auf dem Weg zum Erwachsensein möchte der bzw. die Jugendliche eigene Erfahrungen sammeln und Entscheidungen treffen. Er bzw. sie strebt nach Freiheit. Der Umgang damit, dass das Kind sich allmählich zu einer eigenständigen Persönlichkeit entwickelt und das Elternhaus nicht mehr die zentrale Rolle spielt, kann für viele Eltern ein Problem darstellen. Die Eltern waren von der Stunde Null daran gewöhnt, für ihr Kind zu sorgen, alles Böse von ihm fernzuhalten und ihm den ihrer Ansicht nach besten Lebensweg zu zeigen. Plötzlich aber beginnt das Kind Dinge, die bisher immer von ihnen entschieden oder bestimmt worden sind, in Frage zu stellen. Das führt in vielen Fällen zu Unverständnis seitens der Erziehungsberechtigten. Strafen und Verbote sind häufig nur ein Ausdruck ihrer Hilflosigkeit und Sorge um das Wohlergehen des Kindes. Die veränderte Situation macht auch sie unsicher und sie reagieren deshalb in Konfliktsituationen mitunter falsch. Gespräche zwischen Eltern und ihren pubertierenden Kindern gleiten dabei oft in Streit ab. Auch wenn für viele Eltern das „Abnabeln“ der Kinder ein schwieriger und schmerzlicher Prozess ist, sind es die Pubertierenden, die häufig noch mehr unter dieser Situation leiden. Einerseits lieben sie ihre Eltern und wollen diese nicht enttäuschen, auf der anderen Seite wird aber der Kontakt zu Freundinnen und Freunden, Vertrauten und Vorbildern außerhalb des Elternhauses immer wichtiger. Das Rebellieren gegen Verbote und Gebote scheint für viele verlockend. Dinge, vor denen die Eltern warnen oder die sie sogar verbieten, werden eventuell gerade jetzt reizvoll – aus Neugier, als Protest gegen die Eltern oder einfach nur, um dabei zu sein und nicht als Feigling oder Spaßverderber in der Gruppe dazustehen. Loslösen und Loslassen gehört zum Erwachsenwerden Auch wenn es oft keine leichte Zeit ist, der Prozess des Loslösens und Loslassens ist völlig normal. Das „Abnabeln“ von den Eltern, ihren Regeln und ihrer Lebensweise ist ein schwieriger, aber ganz natürlicher und auch notwendiger Prozess auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Für die Veränderungen in der Pubertät spielen nämlich neben dem Einfluss von Hormonen auch massive Umbauten im Gehirn eine große Rolle. In der Pubertät kommt es zu einer Neuorganisation des Gehirns In der Pubertät verändert sich das Gehirn massiv. Zahlreiche Verbindungen zwischen den Nervenzellen werden neu aufgebaut, alte Verbindungen stillgelegt. Dies erfolgt aber nicht gleichzeitig im gesamten Gehirn. Der Hirnbereich, der eine wesentliche Rolle beim Zustandekommen von Gefühlen (Angst, Wut, Lust …) spielt, reift früher heran, als die Region, die für die Kontrolle des Verhaltens (Handlungsplanung, Risikoabschätzung, Gefühlsregulation …) verantwortlich ist. Das Ungleichgewicht zwischen reiferen und unreiferen Hirnstrukturen dürfte dafür verantwortlich sein, dass manche Jugendliche in dieser Zeit unüberlegt, teilweise sehr risikoreich handeln und große Gefühlsschwankungen erleben. 154 Oft fällt die Kommunikation schwer. Man versteht sich einfach nicht mehr. 155 Das Aussehen, die Identitätsfindung oder das Verhalten wird kritisiert. 156 „Hat unser Kind die falschen Freundinnen und Freunde?“ 157 Zu viel Handy- und Computerkonsum? Verbote sind oft die Konsequenz. Endet ein Gespräch im Streit, ist dies für beide Seiten wenig befriedigend und führt meist auch zu keiner Lösung. Überlegt gemeinsam Methoden, wie man in Konfliktsituationen Streit verhindern kann und konstruktiv bleibt. Du bist dran! Konfliktsituationen Ein konstruktives klärendes Gespräch, das von einem respektvollen Miteinander geprägt ist, ist zur Lösung einer Konfliktsituation ganz besonders wichtig. 91 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum d s Verlags öbv

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