Der Mensch Rote Blutkörperchen transportieren Sauerstoff Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten, Abb. 77 A) sind scheibenförmige Zellen, die mit dem Blut fortbewegt werden. Die kernlosen Zellen haben eine Lebensdauer von 100 bis 120 Tagen. Sie werden ständig von kernhaltigen Zellen, den Blutstammzellen im roten Knochenmark ( S. 10) nachproduziert. Die Erythrozyten haben im Zellkörper einen Farbstoff eingelagert, das Hämoglobin. Jedes Hämoglobinmolekül besitzt vier Eisenatome, die Sauerstoff unbeständig (labil) binden können. Diese Bindung erfolgt in der Lunge. Von dort gelangen die sauerstoffbeladenen Blutkörperchen zu den Geweben, wo sie den Sauerstoff abgeben und Kohlenstoffdioxid aus dem Gewebe aufnehmen. Das Kohlenstoffdioxid wird in die Lunge transportiert, wo abermals ein Gasaustausch stattfindet. Weiße Blutkörperchen wehren Krankheitserreger ab Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten, Abb. 77 B sowie S. 57) sind kernhaltig. Sie dienen der Abwehr von Krankheitserregern. Bei Erkrankung steigt ihre Zahl deshalb oft um ein Vielfaches an. Während die roten Blutkörperchen das Gefäßsystem nicht verlassen, sind die Leukozyten in der Lage, in die Flüssigkeit zwischen den Zellen eines Gewebes (Gewebsflüssigkeit) einzuwandern. Sie können sich selbstständig wie Amöben fortbewegen und weisen keine feste Form auf. Auch in der Lymphe ( S. 51) kommen sie zahlreich vor. Leukozyten haben eine Lebensdauer von wenigen Tagen bis mehreren Monaten. Ihre Produktion erfolgt ebenfalls im Knochenmark. Blutplättchen verschließen Wunden Du hast sicher schon beobachtet, dass nach Verletzung eines kleineren Blutgefäßes die Blutung nach kurzer Zeit aufhört. Durch die Verletzung werden Stoffe freigesetzt, die bewirken, dass sich das Blutgefäß an der betroffenen Stelle etwas zusammenzieht. Der Blutfluss wird dadurch verlangsamt. Durch die verringerte Strömungsgeschwindigkeit und den Luftkontakt ballen sich die Blutplättchen (Thrombozyten, Abb. 77 C), eine weitere Form der Blutkörperchen, zusammen und verkleben als ersten Schritt die Wunde. Blutplättchen sind kleine, kernlose Zellbruchstücke. Sie werden ständig von ihren Stammzellen im roten Knochenmark abgeschnürt. Die Blutplättchen verkleben nicht nur die Wunde, sie setzen auch Stoffe frei, die die so genannte Blutgerinnung auslösen. Die Blutgerinnung schützt vor zu großem Blutverlust. Sie ist ein sehr komplexer, in mehreren Phasen ablaufender Vorgang, an dem so genannte Gerinnungsfaktoren beteiligt sind. Diese bewirken, dass sich letztendlich an der verwundeten Stelle ein Netz aus Eiweißfasern bildet, in dem neben den Thrombozyten auch die roten und weißen Blutkörperchen hängenbleiben. Durch dieses so genannte Blutgerinnsel wird die Wunde fest verschlossen. Erythrozyten erythros (griech.) = rot Bei Neugeborenen ist die Zahl der Erythrozyten mit bis zu 7 Mio. pro mm3 Blut höher als bei Erwachsenen. Kurz nach der Geburt erfolgt eine Reduktion. Beim Abbau der roten Blutkörperchen entstehen Stoffe, die die Säuglingshaut gelb färben können. Dies kann als so genannte Neugeborenengelbsucht beobachtet werden. Hämoglobin haima (griech.) = Blut, globus (lat.) = Kugel; Farbstoff, der die rote Farbe des Blutes verursacht. Leukozyten leukos (griech.) = weiß Thrombozyten thrombos (griech.) = Pfropf, Klumpen Gerinnungsfaktoren sind Proteine, die kettenreaktionsmäßig nacheinander aktiviert werden und schließlich zum Gerinnen des Blutes führen. Ist ein Gerinnungsfaktor krankheitsbedingt in zu geringer Menge oder gar nicht vorhanden, kann die Blutgerinnung verzögert werden oder überhaupt nicht stattfinden ( Bluterkrankheit, S. 115). Blutgerinnsel können sich auch ohne Verletzung in einem Gefäß bilden. Wenn die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes zB durch lange Bettlägerigkeit, langes Sitzen (zB bei Langstreckenflügen) oder Ruhigstellung von Gliedmaßen durch einen Gipsverband herabgesetzt ist, kann eine so genannte Thrombose (Blutgerinnsel in einem Blutgefäß) entstehen. Auch bei Arteriosklerose ( S. 52) oder Veränderung der Zusammensetzung des Blutes (zB durch Erkrankungen) sind Thrombosen möglich. Blutgerinnsel können mit dem Blutstrom verschleppt werden und Blutgefäße verstopfen. Je nachdem, welches Gefäß davon betroffen ist, kann es zB zu einem Herzinfarkt ( S. 52) oder einem Schlaganfall ( S. 52) kommen. 77 Blutkörperchen; schematische Darstellung, Größe und Anzahl A) Erythrozyten B) Leukozyten C) Thrombozyten Größe in Mikrometer ca. 8,5 7 bis 20 1 bis 3 Anzahl/mm³ Blut 4,2 bis 6,2 Millionen 4 800 bis 10 000 150 000 bis 400 000 48 Nur zu Prüfz ecken – Eigentum d s Verlags öbv
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