Begegnungen mit der Natur 4, Schulbuch

Der Mensch Unterernährung Während man in den Industrieländern mit gesundheitlichen Problemen durch Überernährung kämpft ( S. 31), leben mehr als 700 Millionen Menschen (Schätzung 2017) in extremer Armut und leiden an den Folgen von Unterernährung (siehe unten). Besonders von Armut betroffen sind Menschen in den so genannten Entwicklungsländern. Die größte Zahl armer Menschen lebt in Asien (besonders Indien). In Afrika ist der Anteil der Armen an der Bevölkerung überdurchschnittlich hoch. Ein Vergleich: In Wien wird jeden Tag die Menge an Brot und Gebäck weggeworfen, mit der man sämtliche Einwohner von Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs (etwa 290 000 Einwohnerinnen bzw. Einwohner, Stand 2019), versorgen könnte. Gleichzeitig verhungern täglich ca. 22 000 Menschen auf der Welt. Menschen in Armut leiden sehr oft an gesundheitlichen Schäden, die durch Nahrungsmangel verursacht werden. Mangel- und Unterernährung führen zu hoher Krankheitsanfälligkeit, mangelnder Produktion von Muttermilch, gestörter Hirnentwicklung, unterentwickeltem Körperwuchs und in der Folge zu einer Verringerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Aufgrund der Nahrungsknappheit wird u.a. zu wenig Eiweiß aufgenommen. Eiweißreiche tierische und pflanzliche Nahrung stehen nicht in dem Ausmaß zur Verfügung, wie sie zur Deckung des Eiweißbedarfes ( S. 22) notwendig wäre. Eiweißmangel führt zu schweren Mangelkrankheiten. In den Tropenländern ist das Protein-Mangel-Syndrom eine häufige Ernährungskrankheit. Industrieländer Länder, die den Großteil ihrer Güter durch industrielle Produktion herstellen extreme Armut Wenn ein Mensch nur mit umgerechnet etwa einem Euro pro Tag für die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse (Nahrung, Wohnen, Kleidung …) auskommen muss, gilt er als extrem arm. Entwicklungsländer Länder, in denen die meisten Einwohner unter sehr schlechten wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen leben: keine Nahrung, Arbeitslosigkeit, schlechte Versorgung mit Schulen, Krankenhäusern etc. Protein-Mangel-Syndrom Der dabei meist zu beobachtende Hungerbauch ist eine Wasseransammlung im Gewebe und wird durch einen zu geringen Gehalt an Wasser bindenden Proteinen im Blut verursacht. 27 Hungerbauch durch Proteinmangel 1. Folgen und Ursachen der weltweiten Armut werden häufig als Teufelskreis beschrieben ( Abb. 28). Interpretiere die Abbildung hinsichtlich folgender Fragestellung: Warum ist ein Ausbrechen aus diesem Kreislauf sehr schwer? 2. Sind Menschen von einer akuten Hungersnot (zB durch Dürre) bedroht, können direkte Hilfslieferungen (Getreide, Wasser etc.) lebensrettend sein. Um die Situation dieser Menschen allerdings auch langfristig zu verbessern, sind weitere nachhaltige Maßnahmen notwendig. Bei der „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist es das Ziel, diese Menschen auch langfristig, unabhängig von der Unterstützung von außerhalb, versorgen können. „Gibst du einem Hungernden einen Fisch, hast du ihm im Augenblick geholfen. Lehrst du ihn das Fischen, hast du ihm für immer geholfen.“ Diskutiere, inwiefern dieser Hilfsansatz den Teufelskreis ( Abb. 28) durchbrechen kann. Du bist dran! 28 Teufelskreis der Armut geringe Leistung Armut geringe Produktion Krankheit geringes Wachstum wenig Nahrung geringe Ersparnisse geringer Konsum geringe Investition geringe Produktion geringes Einkommen geringe Produktivität mangelhafte Ausbildung 26 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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