Begegnungen mit der Natur 3, Schulbuch

Landwirtschaft in Österreich Hackfrüchte Unter dem Begriff „Hackfrüchte“ werden Kulturpflanzen zusammengefasst, die während ihres Wachstums eine regelmäßige Bearbeitung des Bodens benötigen. Der Boden muss von Zeit zu Zeit aufgelockert (aufgehackt) und Wildkräuter müssen entfernt werden. Zu den Hackfrüchten gehören unter anderem Kartoffeln (Erdäpfel), Futter- und Zuckerrüben. Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs Die Kartoffel gehört zu den Nachtschattengewächsen. Typisch für diese Pflanzenfamilie sind fünfzählige Blüten. Das bedeutet, dass die Blüten aus fünf Kronblättern, fünf Kelchblättern und fünf Staubblättern bestehen. Die Kelchblätter sind miteinander verwachsen. Sprosse und Laubblätter sind behaart. Die Früchte sind Beeren oder Kapseln. Kartoffelpflanzen bilden grüne Beerenfrüchte, die unreifen Tomaten ähneln. Sie sind – wie alle grünen Teile der Pflanze – giftig. Die Laubblätter sind gefiedert. Das bedeutet, dass die Blattfläche aus mehreren voneinander getrennten Blättchen, den Fiedern, zusammengesetzt ist ( Begegnungen mit der Natur, Band 2, S. 82). Die Kartoffel war ursprünglich in Südamerika beheimatet Die Heimat der Kartoffel ist Peru und Bolivien. Die Ureinwohner bauten sie nachweislich bereits vor 8 000 Jahren als Grundnahrungsmittel an. Etwa Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kartoffel erstmals nach Europa gebracht und aufgrund ihrer schönen Blüten zunächst für eine Zierpflanze gehalten. In dieser Funktion wurde sie in den Gärten der Adeligen und Reichen angepflanzt. Die Kartoffelknollen erhielten die Schweine als Futter. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es die Kartoffel auch in Österreich Nach Österreich gelangte die Kartoffel im 17. Jahrhundert. 1620 wurden dem damaligen Abt von Stift Seitenstetten (NÖ) von einem belgischen Gärtner Kartoffelknollen geschenkt. Der Abt pflanzte sie im Klostergarten an. Unter den privaten Aufzeichnungen des Geistlichen fand sich ein Rezept für Kartoffelsalat. In die Klosterküche dürfte die Knolle jedoch nicht vorgedrungen sein. In den damaligen Kochbüchern des Klosters wurde sie nicht erwähnt. Die Kartoffel wird in Österreich seit dem 18. Jahrhundert als Nahrungsmittel verwendet Erst im 18. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Kartoffel als Nahrungsmittel erkannt. Um das Volk vor Hungersnöten bewahren zu können, befahl Maria Theresia den Bauern, Kartoffeln anzubauen. Mit dem bayrischen Erbfolgekrieg zwischen Österreich und Preußen hielt die Kartoffel als Grundnahrungsmittel endgültig Einzug in die österreichischen Küchen. Kartoffelknollen Die Kartoffelpflanzen bilden unter der Erde Sprosse. Ihre Enden verdicken sich zu den Kartoffelknollen, die sehr stärkereich sind. Maria Theresia 1717– 1780, Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen, Ehefrau von Kaiser Franz Stephan I. von Lothringen bayrischer Erbfolgekrieg 1778 sollte Bayern an Österreich fallen. Der Preußenkönig Friedrich II. wollte dies verhindern und erklärte Österreich den Krieg. Es kam allerdings nie zur Schlacht, da sowohl die preußischen als auch die österreichischen Truppen große Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung hatten. Die einzigen Kämpfe, die stattgefunden haben, waren Kämpfe der Soldaten um die Kartoffeln auf den Feldern. Der Krieg wurde deshalb von der Bevölkerung spottend als „Kartoffelkrieg“ bezeichnet. 1779 wurde Frieden geschlossen. Österreich verzichtete auf Bayern, erhielt dafür aber das Innviertel. 65 Kartoffel, Blüte 66 Kartoffelpflanze Blüte Laubblatt mit Fiederblättern Mutterknolle Erdspross Tochterknolle Wurzel 64 Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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