Begegnungen mit der Natur 3, Schulbuch

Die Entstehung des Lebens 2 Durch Strecken wird der Hals länger. Lamarck war einer der ersten Verfechter der Abstammungslehre Jean-Baptiste de Lamarck fand bei seinen vergleichenden Untersuchungen an lebenden Tieren und Fossilien Ähnlichkeiten bzw. Abstufungen im Bau bestimmter Organe. Er schloss daraus, dass sich die Arten im Laufe der Zeit allmählich verändert haben. So hat eine schrittweise Entwicklung des Lebens von seinen ersten Anfängen bis zur heutigen Vielfalt stattgefunden. Wir bezeichnen diese Entwicklung als Evolution. Warum sich die Arten veränderten, erklärte Lamarck mit der „Theorie der Vererbung erworbener Eigenschaften“: Lebewesen haben ein inneres Bedürfnis, sich ihrer Umwelt anzupassen. Da sich diese aber immer wieder verändert, müssen sich auch die Arten verändern. Tun sie das nicht, besteht die Gefahr, dass sie aussterben. Die Anpassung der Lebewesen an ihre Umwelt erfolgt durch den Gebrauch oder den Nichtgebrauch von Organen. Regelmäßig gebrauchte Organe werden verbessert. Nicht gebrauchte Organe verkümmern. Die jeweiligen Anpassungen an die Umweltbedingungen (erworbene Eigenschaften) werden an die Nachkommen vererbt. So hatten nach Lamarcks Theorie die Urgiraffen alle gleich kurze Hälse. Da sie diese regelmäßig streckten, um an Zweige und Blätter von Bäumen heranzukommen, wurden die Hälse allmählich länger ( Abb. 2). Schließlich führte die Vererbung der Langhalsigkeit zu den heutigen Giraffen. Lamarcks Theorie erwies sich als falsch. Die Evolutionstheorie Darwins ist heute noch gültig Auch Charles Darwin ( Abb. 3) war ein Anhänger der Abstammungslehre. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse seiner fünfjährigen Weltreise mit der „Beagle“, einem Vermessungsschiff der britischen Marine, lieferten die Grundlagen für seine Evolutionstheorie. Darwin beobachtete Folgendes: Es gibt einen Überschuss an Nachkommen. Zwischen den Nachkommen bestehen geringfügige Unterschiede. Nur ein Teil der Nachkommen überlebt, nämlich jene, die besser an ihre Umwelt angepasst sind (natürliche Selektion). Die Entstehung der langhalsigen Giraffen lässt sich nach Darwin so erklären, dass unter den Nachkommen der kurzhalsigen Urgiraffen auch solche waren, die zufällig etwas längere Hälse hatten. Alle Giraffen ernährten sich von krautigen Pflanzen und Sträuchern. Bei plötzlichem Nahrungsmangel hatten die langhalsigen Tiere nun einen Vorteil. Sie konnten die höher gelegenen Blätter der Bäume erreichen. Sie hatten dadurch genug Nahrung und konnten sich vermehren. Unter den Nachkommen waren nun bereits mehrere Giraffen mit langen Hälsen. So entwickelte sich über zahlreiche Generationen hinweg allmählich die Giraffe, wie wir sie heute kennen. Darwin formulierte es so, dass die Lebewesen einen ständigen Kampf ums Dasein führen („struggle for life“) und nur jene Individuen überleben, die am tauglichsten sind („survival of the fittest“). Jean-Baptiste de Lamarck französischer Naturforscher; 1744 – 1829 Evolution Abstammungslehre; besagt, dass die heutigen, zum Teil sehr hoch entwickelten Lebewesen von einfacheren, in früheren Erdzeitaltern lebenden Vorfahren abstammen und deshalb mehr oder weniger nah miteinander verwandt sind. Charles Darwin britischer Naturforscher; 1809 – 1861 natürliche Selektion auch als natürliche Auslese bezeichnet; selectio (lat) = das Auslesen Lebewesen sind verschiedenen Umwelteinflüssen ausgesetzt (Nahrungsangebot, Feinde, Konkurrenz, Klima, Licht …). Diese wirken als Auslese- oder Selektionsfaktoren, da nur die Lebewesen, die am besten an sie angepasst sind, überleben und die Merkmale an die Nachkommen vererben können. 3 Charles Darwin Angenommen, du spielst Fußball, trainierst täglich und wirst dadurch, wenn du erwachsen bist, ein gefeierter Fußballstar. Deine Kinder werden ebenfalls hervorragende Fußballspieler. Nenne unter der Voraussetzung, dass Lamarcks Theorie nicht zutrifft, Gründe, weshalb auch deine Kinder dieses Können zeigen. Du bist dran! 109 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=