Begegnungen mit der Natur 1, Schulbuch
Säugetiere 33 Europäischer Braunbär 35 Bärenspuren, Passgang Braunbären sind in Österreich selten Braunbären zählen zu den größten Landraubtieren der Erde. Noch vor 200 Jahren gehörte der Europäische Braunbär zur einheimischen Tierwelt. Durch die Rodung von Wäldern, um Land für Siedlungen, Straßen und Ackerflächen zu gewinnen, wurde den Tieren immer mehr Lebens- raum weggenommen. Dadurch ging die Zahl der Bären zurück. Zusätzlich wurden sie, da sie als gefährliche Raubtiere galten, stark bejagt. Im Jahr 1842 erschoss ein Holzarbeiter den letzten einheimischen Bären. Der Bär war damit in Österreich ausgerottet, bis 1972 ein Braunbär aus Slowenien in das südwestliche Niederösterreich, ins Ötschergebiet, einwanderte. 1989 wurden Bären in Österreich wiederangesiedelt Nach jahrelangen Diskussionen, den Braunbären in Österreich wieder hei- misch zu machen, begann der WWF 1989 mit der Wiederansiedlung − der „Ötscherbär“ bekam Gesellschaft. Zwei Bärenweibchen und ein Bären- männchen wurden aus Kroatien und aus Slowenien nach Österreich gebracht. Bereits 1991 stellte sich der erste Bärennachwuchs ein. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Bären in Österreich auf etwa 30 Tiere an, sank jedoch dann allmählich wieder. Das letzte Lebenszeichen eines in Österreich heimischen Bären gab es 2010. Über den Verbleib des Tieres wird gerätselt. Vereinzelt tauchen Bären aus Italien und Slowenien in Österreich als Besucher auf, verschwinden aber auch wieder. Es wird be- fürchtet, dass die Braunbären in Österreich ein zweites Mal aussterben. Braunbären sind Einzelgänger Braunbären leben bevorzugt in dünn besiedelten und bewaldeten Ge- birgsregionen. Tagsüber durchstreifen sie als Einzelgänger das Gelände auf Nahrungssuche. In von Menschen besiedelten Gebieten sind die scheuen Tiere allerdings eher dämmerungs- und nachtaktiv. Bären haben einen guten Geruchssinn Braunbären haben einen sehr empfindlichen Geruchssinn. Mit ihm spüren sie über große Entfernungen Nahrung auf. Die Tiere fressen hauptsächlich Aas, daneben aber auch Frösche, Mäuse, Fische, Insekten wie Heuschrecken, Wespen, Bienen und Ameisen, weiters zuckerreiche Früchte, Nüsse, Wurzeln, Pilze, Vogeleier und Honig. Nur hin und wieder erlegen sie krankes oder schwaches Wild, wenn sich die Möglichkeit bietet, allerdings auch Schafe, Ziegen und junge Rinder. Bären sind Sohlen- und Passgänger Der Bär tritt mit dem ganzen Fuß von der Ferse bis zur Zehe auf. Er ist also wie der Mensch ein Sohlengänger. Die Zehen haben Krallen. Die Fortbewegung erfolgt im Passgang. Das bedeutet, dass jeweils Arm und Bein einer Körperseite gleichzeitig vorgesetzt werden. Braunbären halten Winterruhe Da während der Wintermonate das Nahrungsangebot knapp ist, zieht sich der Braunbär in dieser Zeit in einen selbstgegrabenen Bau oder in eine Höhle zurück und hält Winterruhe. Dabei schläft der Bär. Die Zahl seiner Atemzüge und Herzschläge pro Minute ist herabgesetzt. Die Körpertempe- ratur ist geringfügig abgesenkt. Da sein Energieverbrauch dadurch verringert ist, muss er keine Nahrung zu sich nehmen. Er zehrt nur von den Fettreserven, die er sich im Herbst angefressen hat. Es erfolgt auch keine WWF World Wide Fund Of Nature; eine der größten internationalen Na- turschutzorganisationen Braunbären in Österreich Nach der Wiederansiedelung der Braunbären in Österreich kam es immer wieder zu Schadensmeldungen über gerissene Schafe, geplünderte Fischteiche, auf- gebrochene Bienenstöcke usw., was die Tiere bei Teilen der Bevölkerung sehr unbeliebt machte. Es besteht der Verdacht, dass einige Bären deshalb unerlaubt abgeschossen wurden. 34 Sohlengänger 62 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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