Begegnungen mit der Natur 1, Schulbuch
Reptilien sind wechselwarme Wirbeltiere Die Europäische Sumpfschildkröte In Österreich ist nur eine Schildkrötenart heimisch: die Europäische Sumpfschildkröte. Sie war früher in Mitteleuropa weit verbreitet. Durch Bejagung und Zerstörung ihres Lebensraumes hat die Zahl der Sumpfschildkröten jedoch stark abgenommen. In einigen Ländern ist sie fast ausgerottet. Bevorzugter Lebensraum der Europäischen Sumpfschildkröte sind flache, stehende Gewässer, die sich bei Sonneneinstrahlung rasch erwärmen. In Österreich kommen die Tiere nur noch in den Donau-Auen in Wien, unterhalb von Wien und in den niederösterreichischen Marchauen vor. Schildkröten haben einen Panzer Schildkröten haben einen Rücken- und Brustpanzer, der durch Verschmel- zung von Wirbelsäule, Rippen, Schulter- und Beckengürtel gebildet wird. Der Knochenpanzer ist von Hornplatten bedeckt. Ausnahmen sind Weich- schildkröten, die in manchen Seen Afrikas, Asiens und Nordamerikas vor- kommen. Bei ihnen ist der Knochenpanzer von einer weichen, lederartigen Haut überzogen. Sumpfschildkröten verbringen die meiste Zeit im Wasser Sumpfschildkröten halten sich hauptsächlich im Wasser auf. Dort jagen sie unter anderem nach Fischen, Muscheln, Fröschen, Kröten und Insektenlar- ven, wobei der gute Geruchs- und Sehsinn eine große Hilfe sind. Aas wird ebenfalls nicht verschmäht. Die Eier werden im Boden vergraben Auch die Paarung findet im Wasser statt. Die Eiablage erfolgt jedoch an Land. Acht bis sechzehn weichschalige Eier werden an wärmebegünstig- ten Stellen etwa zehn Zentimeter tief im Boden vergraben. Die Eiablage findet zwischen Ende Mai und Anfang Juli statt. Zwischen August und Mitte Oktober, abhängig vom Zeitpunkt der Eiablage, schlüp- fen die zwei bis drei Zentimeter großen Jungtiere. Sie flüchten sofort zum Wasser. Ist es zum Zeitpunkt des Schlüpfens schon kalt, verbringen die jungen Schildkröten den Winter im Nest und verlassen es erst im darauffolgenden Frühjahr. Die Nesttemperatur bestimmt das Geschlecht Es hängt von der Nesttemperatur ab, ob ein Jungtier männlich oder weib- lich ist. Unter 28 °C entwickeln sich männliche, über 29,5 °C ausschließlich weibliche Sumpfschildkröten. Zwischen 28 °C und 29,5 °C können sowohl Männchen als auch Weibchen entstehen. Die Europäische Sumpfschildkröte fällt in Winterstarre Da die Temperaturen im Winter für die wechselwarmen Tiere zu niedrig sind, graben sich die Sumpfschildkröten im Herbst im Bodenschlamm ei- nes Gewässers ein. Manchmal ziehen sie sich auch an Land in frostsichere Verstecke zurück. Dort überdauern sie die kalte Jahreszeit in Winterstarre . Bejagung Im Mittelalter war die Sumpfschildkröte, die als „fischähnli- ches Tier“ galt, eine beliebte Speise zur Fastenzeit. Später wurde sie lange Zeit von Fischern als vermeintlicher Fischräuber gejagt. Immer wieder werden außerdem Sumpfschildkröten als Haustiere mit nach Hause genom- men. Hornplatten Alle Reptilien schützen ihren Körper vor Austrocknung und vor Verletzungen durch eine Körperbe- deckung aus Schuppen oder Platten aus abgestorbener Hornhaut. Für die Schuppenkriechtiere typisch ist, dass sich die Hornschuppen dachziegelartig überlappen. Nesttemperatur Bei den meisten Schildkröten und einigen anderen Reptilien, wie beispielsweise bei den Krokodilen, hängt das Geschlecht der Jungtiere von der Nesttemperatur ab. Winterstarre wird auch als Kältestar- re bezeichnet. Da die Tiere nicht aus- reichend Wärme und Nahrung bekom- men, werden die Lebensfunktionen (Herzrhythmus und Atemfrequenz) stark herabgesetzt. Recherchiere, wie alt Sumpfschildkröten werden können. Du bist dran! 1 Die Europäische Sumpfschildkröte hat einen mit Hornplatten bedeckten Panzer. 2 Eine Weichschildkröte hat einen von Haut überzogenen Panzer. 115 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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