Spielpläne Oberstufe, Maturatraining mit Audio-CD

Für Orchester (Holz-, Blechbläser, Streicher, zahlreiche Schlaginstrumente, Harfe und Klavier!) komponiert; Klangbild erinnert trotzdem manchmal an kleine Ensembles bei einem Dorffest (Streicher mit Holzbläser); Tempoan- gabe: Allegro vivace (lebhaft schnell). 1. Thema: Liegeklänge, die an Bordun eines Dudelsackes erinnern; für Tanz- musik typisch sind nachschlagende Achtelnoten; Melodie: geringer Tonum- fang, sehr artikuliert, klar mit Akzenten im 2/4-Takt. 2. Thema: auffallend viele Taktwechsel; auch typische ungerade Takte (5/8, 7/8); Vorschläge bringen klare Akzente auf den ersten Taktschlag und erhö- hen die Lebendigkeit der Rhythmik. 3. Thema: wieder im 2/4-Takt mit klarer Betonung des 1. Taktschlages; am Ende eine interessante Wendung a – ais – g (übermäßige Sekunde). 12.1 OPER – GROSSE MUSIKALISCHE UND SZENISCHE EFFEKTE 12.1.1 Die Anfänge der Oper liegen in Italien im ausgehenden 16. Jahrhundert. Man wollte die griechische Tragödie wiederbeleben. Es wurden antike Stoffe gewählt und im Stil der Monodie (Einzelgesang) neu gestaltet. Opera seria (mythologische, historische oder heroisch-politische Stoffe) – Opera buffa (Komödien). Italienische Vorherrschaft (seit der Entstehung der Oper in Italien) – deut- sches Singspiel (Nummernoper mit Dialogen, als Gegenentwurf zur Vorherr- schaft der italienischen Oper in deutscher Sprache). Nummernoper (Abfolge von Rezitativen, Arien, Ensembles, Chören, Balletteinlagen, usw.) – durchkomponierte Oper (Szenen mit Überleitung, keine musikalische Trennung, ganze Akte der Oper aus einem Guss). Unterhaltungstheater (will mit kontrastierenden Effekten Erfolg erzielen, ist kommerziell ausgerichtet) – Gesamtkunstwerk (mit dem Anspruch, dass die Musik, das Drama und das Bühnenbild samt Inszenierung gleichberechtigt zusammenwirken). 12.1.2 Hörbeispiel 1 („Der Hölle Rache“, Arie der Königin der Nacht aus „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart): Koloraturarie; im Stil der Ope- ra seria; Nummernoper. Die Virtuosität steht hier musikalisch ganz für sich, ohne Verbindung zu anderen Teilen der Oper. Sie charakterisiert lediglich die Rolle der Königin der Nacht als Gegenwelt zum sonoren tiefen Bass des Sarastro, ihres Gegenspielers. Virtuose Gesangs(kunst)stücke sind nicht direkt handlungsimmanent. Hörbeispiel 2 (Walhall-Motiv aus „Das Rheingold“, 2. Szene): Mit dem soge- nannten Walhall-Motiv wird die für die Götter neu erbaute Burg Walhall be- schrieben. Es erklingt im Laufe des gesamten „Rings“ in vielen Umformun- gen und steht für den noch bestehenden oder bereits schwindenden Machtanspruch der Götter. Es ist ein von Richard Wagner eingesetztes kom- plexes musikalisches System, das durchkomponierte Werke strukturiert und ein Baustein für Wagners Gesamtkunstwerk darstellt. Mit Leitmotiven werden Personen, Situationen oder Ideen eigenständige Motive oder Themen zugeordnet, die in der Oper mehrmals wiederkehren. Das Wiedererkennen von Personen, Situationen oder Ideen wird dadurch er- leichtert und unterstützt. Dabei kann das Leitmotiv in den verschiedensten Varianten erklingen, z.B. in verschiedenen Instrumenten; in verschiedenen Tonhöhen bzw. Tonarten; in unterschiedlicher Lautstärke; in verändertem Tongeschlecht; mit verlängerten oder verkürzten Tönen; etc. 12.1.3 1. Musik Es erklingt das Tarnkappen-Motiv in dem Moment, als sich Alberich die Tarnkappe aufsetzt. Er ist der erste Nutzer dieses „Zaubers“. Er singt das Motiv mit dem Text des „Zauberspruchs“. Das Motiv wird im Lauf des „Rings“, unabhängig vom jeweiligen Träger der Tarnkappe, noch öfters eingesetzt. Der schwelende Streit zwischen den Brüdern Alberich und Mime entschei- det sich jetzt zugunsten des stärkeren Alberich. Die Schreie und das Jam- mern des Mime aufgrund der erlittenen Schläge sind ein markanter laut- malerischer Effekt. Aufgrund der neu gewonnenen Möglichkeiten zur Manipulation anderer, jubelt Alberich über seine unumschränkte Macht über die Nibelungen. 2. Drama Die Tarnkappen-Szene ist einer der Höhepunkte des Werkes. Alberich ist am Gipfel seiner Macht angekommen (die er noch in der gleichen Szene einbü- ßen wird). Dramaturgisch wichtig ist das Motiv der Tarnkappe im weiteren Verlauf des „Rings“, weil sich dadurch der Riese Fafner zum Lindwurm wan- deln kann, später Siegfried mit Hilfe der gewonnenen Tarnkappe durchs Feuer zu Brünnhildes Fels gelangt und sie erweckt, und schließlich Siegfried in „Götterdämmerung“ mit Hilfe der Tarnkappe jenen Verrat an Brünnhilde begeht, der den Tod Siegfrieds zur Folge haben wird. Die Tarnkappe ist nach dem Ring das zweitwichtigste Machtwerkzeug, um das immer wieder ge- kämpft wird. Die Szene (3. Szene, „Nibelheim“) ist martialisch dargestellt und verweist auf Wagners Eindrücke der frühen Industrialisierung, die er in London er- lebt hat: „Der Traum Alberichs ist hier erfüllt. … überall der Druck des Dampfes und Nebel.“ 12.1.4 Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine Person auf der Bühne „verschwinden“ zu lassen. Hier einige Ideen: Möglichkeit 1: Alberich wird an einer bestimmten Stelle auf der Bühne ver- senkt. Der Sänger des Mime muss den Erhalt der Schläge des unsichtbaren Alberich simulieren. Das folgende Solo muss der Sänger des Alberich aller- dings von unter der Bühne singen. Möglichkeit 2: Alberich wird mit einem Umhang oder Netz versehen und kann als Akteur auf der Bühne bleiben und die Schläge auf Mime auch tat- sächlich ausführen. Damit ist auch sein Solo auf normalem Bühnenniveau zu singen. Möglichkeit 3: Es gibt im Bühnenaufbau bzw. im Bühnenbild die Möglich- keit, dass Alberich hinter ein Bühnenelement tritt. Mime muss hier wieder- um simulieren. Die Einschränkung für Alberichs Solo richtet sich nach der Entfernung zur Vorderbühne. Der Nachteil dieser Variante ist der „konven- tionelle“ Abgang und Auftritt, der die Imagination dieses „Zaubers“ stören kann. 12.2 MUSICAL – VIEL RHYTHMUS UND GEFÜHL 12.2.1 Oper ist ein Bühnenwerk, in dem die musikalischen Ausdrucksmittel im Vor- dergrund stehen, in erster Linie der Gesang. In Art und Umfang gibt es viele Varianten. Bis ins 19. Jahrhundert war die Nummernoper mit der Abfolge von Rezitativen, Arien, Ensembles, Chören, Balletteinlagen, usw. vorherr- schend, im Singspiel auch mit gesprochenen Dialogen. Ab dem 19. Jahrhun- dert setzte sich mehr und mehr die durchkomponierte Oper durch. Die Operette ist eine Form des Unterhaltungstheaters, die im 19. Jahrhun- dert entstanden ist. Eine vorwiegend heitere Handlung bietet eine Kombi- nation aus Gesang, Dialog, Tanz, Ballett, einer opulenten Ausstattung und teilweise aktuellen Zeitbezügen. Die Musik und das unterhaltende Sujet stehen im Vordergrund. Die Operette erfordert Sing-Schauspieler bzw. Sing-Schauspielerinnen. Das im 20. Jahrhundert in den USA entstandene Musical setzt die Entwick- lung fort und präsentiert gleichberechtigt Schauspiel, Gesang und Tanz. Dementsprechend müssen auch die Bühnendarstellerinnen und Bühnendar- steller alle drei Bereiche abdecken können. Die Songs sind stark typisiert. Spezielles Merkmal sind erfolgreiche En-suite-Aufführungen, sogar in ei- gens für das jeweilige Musical erbaute Haus (z.B. „Starlight Express“ von Andrew Lloyd Webber, „König der Löwen“ von Elton John). Das Spannungsfeld zwischen Kunst und Kommerz ist in allen Arten von Bühnenwerken zu finden. Der künstlerische Anspruch wird jedoch oft von kommerziellen Zwängen hintangestellt. In allen drei Gattungen – Oper, Ope- rette, Musical – gibt es Werke mit hohem künstlerischen Anspruch sowie Werke mit durchschlagendem Erfolg von der jeweiligen Uraufführung bis heute. Beim Musical war es ein prägendes Autorenduo, Oscar Hammerstein II. und Jerome Kern, die ab den 1940er-Jahren Erfolgsmusicals wie „Oklaho- ma“, „Annie Get Your Gun“ u.v.a. schufen. Gesellschaftskritik war Ende der 1960er-Jahre im Musical „Hair“ eingebaut, während grundsätzlich der unter- haltende Charakter vorherrschend war und ist. 12.2.2 Song: gefälliger, eingängiger Song, der eine Stimmung illustriert, ohne für die Handlung große Bedeutung zu haben; zum Mitsingen geeignet; als Aus- koppelung auch als Hit zu vermarkten. Ballade: meist ein Liebeslied, in dem Gefühle oder Träume beschrieben wer- den; Raum für Reflexionen zum Leben allgemein oder zu sich selbst. 84 | Lösungsansätze Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=