Spielpläne Oberstufe, Maturatraining mit Audio-CD

tation von Klaviermusik aus dem Barock. Der 2. Satz dieses Werkes wirkt als freie Deklamation und zeigt viele improvisierende Elemente ohne strenge formale Struktur. Damit ist er den Begriffen „Natur“ und „Emotion“ zuzuord- nen. 6.1.4 Jacques Duphly: „Medée“: Das Werk ist streng gegliedert. Eine Bassfigur bildet das rhythmische Muster des Werkes und wird nur kurz unterbrochen, ohne den Grundrhythmus zu verändern. Die Melodie wird in Wiederholun- gen oder Sequenzen geführt und enthält wiederkehrende Grundmuster. Das ganze Stück wirkt dadurch kontrolliert und vernunftorientiert. Carl Philipp Emanuel Bach: Sonate Nr. 5, 2. Satz, zu „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“: Dieser Sonatensatz hat stark rezitativischen Charakter. Über einer einfachen akkordischen Begleitung, die leicht der Melodieführung angepasst werden kann, liegt eine Melodie mit viel Orna- mentik und Verzierungen. Dies führt zu Zäsuren und starken Temposchwan- kungen (Tempo rubato). Die Dynamik ist extrem vom pianissimo (pp) bis zum forte (f) ausgereizt. Die Anlage des Stückes lässt Raum für improvisie- rende Interpretation. Sie will den natürlichen Ausdruck von Gefühlen er- möglichen, somit steht Natur und Emotion bei diesem Werk im Vordergrund. Die kunstvolle Ausarbeitung mit Ornamentik und Verzierungen dient der natürlichen Bewegung. 6.2 AFFEKTE UND AUSDRUCK – STRUKTUREN UND KLANG 6.2.1 Die Phrasen wirken durch eine Mehrzahl von Pausen zerfahren und abge- hackt, wie wenn einem vor Ärger der Atem wegbleibt. Zusätzlich wirkt der Gesang von Abschnitt zu Abschnitt immer schneller, entsprechend dem Aufschaukeln der Gefühle in spannungsgeladenen Situationen (eben des „Ärgers“). 6.2.2 Nicht ein einzelner Affekt wird dargestellt, sondern eine von Abschnitt zu Abschnitt sich steigernde Darstellung des „Ärgers“. Im ersten Gesangsteil singt Uberto ein durch Pausen unterbrochenes Motiv mit großen Intervallen nach unten, einer Exclamatio, die den Affekt eines Ausrufes, hier eines „Ärgers“ ausdrückt. Vorrangige Notenwerte: Halbe und Viertel. Der zweite Gesangsteil wirkt durch die kürzeren Notenwerte viel aufgereg- ter. Vorrangige Notenwerte: Viertel und Achtel. Nach einer Generalpause bringt der dritte Gesangsteil eine nochmalige Steigerung durch noch schnellere Tonfolgen und Wortwiederholungen, auch die Wiederholung von Textteilen direkt hintereinander verstärkt den Affekt. Vorrangiger Notenwert: Achtel und Sechzehntel. Die barocke Vorgabe zur Kunst, nämlich die Einheit des Affekts und die Kontrolle über die Gemütserregung wird aufgegeben zugunsten der freien Darstellung einer natürlich handelnden Person. 6.2.3 Exclamatio: Diese Figur bedeutet einen Ruf bzw. Ausruf und wird gebildet durch einen großen Intervallsprung nach unten. Im Noten- und Hörbeispiel 2 ist es eine Sext am Beginn des Rezitativs (Takt 24), die die semantische Aussage eines gefühlsbetonten Ausrufens mit Betonung auf der ersten Silbe von „Barrabas“ bildet. Hypotyposis: Dieser Affekt will den Wortsinn musikalisch ausdrücken bzw. abbilden, was mit Hilfe von passenden Figuren und Wendungen erreicht wird. Im Noten- und Hörbeispiel 2 ist es eine stark abfallende und zum Ende hin wieder aufsteigende Koloratur mit zwei verschiedenen Rhythmusmus- tern und chromatischen Figuren (ab Takt 26, 3. Viertel). Damit wird die Be- deutung der „Geißelung“ (= Ächtung, Missbilligung), einer starken negativen Emotion, versinnbildlicht. 6.2.4 Tipps zur Ausdrucksgestaltung: Eine Exclamatio, ein Ausruf könnte (1.) einen bestimmten Namen beinhal- ten, z.B. „Herkules“, oder (2.) einen Ausdruck höchster Not beschreiben, z.B. „Rette mich!“, oder aber (3.) einen Befehl ausdrücken, z.B. „Höret mich!“. Jeweils mit großem Intervallsprung nach unten nach der ersten betonten („starken“) Silbe. Eine Hypotyposis als Abbildung eines bestimmten Wortinhaltes könnte als langanhaltender Ton oder lange Koloratur auf Worte mit einem extremen Gefühlsbezug gebildet werden, wie z.B. „schrei - - - - - en“, „käm - - - - - pfen“, „ra - - - - - sen“. 7.1 SONATENHAUPTSATZFORM – LUDWIG VAN BEETHOVEN 7.1.1 Klavierkonzert ist Verbindung von virtuos angelegtem Solopart und einem Orchester; Exposition wird vorerst vom Orchester gespielt, in der Wieder- holung setzt das Soloinstrument ein. Orchesterexposition, wie eigenständiges sinfonisches Geschehen; Beet- hoven arbeitet v. a. mit Instrumentierung, um das Thema zu gliedern; T. 1–4 Motiv nur Streicher; p; T. 5–8 Sequenzierung; leiser Bläserklang (Oboe, Fagott, Horn); T. 10 Streicher; Oktavsprung; absteigende Legatolinie (zuvor staccato); ab T. 10 Steigerung; Streicher: Melodie, alle Bläser markieren Akzente und steigern zu ff. Einleitende aufstrebende Tonleiterskalen im Klavier; Motiv in Oktaven forte solo von Klavier vorgetragen; Sequenzierung solo Klavier im piano; reich verzierte Melodie in rechter Hand Klavier; Streicher setzen ein und bilden Klangteppich; zweimaliges abwechselndes Spiel von Orchester und Klavier; Höhepunkt im ff mit allen Orchesterinstrumenten. Durch Erweiterungen um ca. 20 sec. länger; neue Beleuchtung des Themas, teilweise unterschiedliche Dynamikvorschriften; Orchester entwickelt sich vom „Klangteppich“ zum „Gesprächspartner“. 117 Exposition : Durchführung : Reprise Coda : (Einleitung) ||:Exposition : || Durchführung Reprise Coda 1.Thema (Hauptthe­ ma,auch Hauptsatz genannt) Überleitung 2.Thema Motiveaus Themenund Exposition 1.Thema Überleitung (verändert) 2.Thema undSchluss­ gruppe evtl.mit nochmaliger thematischer Verarbeitung Tonika modulierend Dominante Durtonart) Modulationen Tonika Tonika Improvisation imSolokonzert: Klavierimprovisation: 18. Jh. 19. Jh. 20./21. Jh. 04 form basis Entwicklungsform: Gedanke des Wechselspiels mehrerer Themen: Exposition: Themenaufstellung; meist kontrastierend (z.B. rhythmisch oder liedhaft-cantabel); Exposition endet in der Dominante oder parallelen Dur- Du chführung: thematisches Material der Exposition wird verarbeitet; neu in verschiedensten Tonarten beleuchtet; Charakter verändert; neue Gedan- ken können einfließen Reprise: Wiederholung der Exposition, jedoch durchgehend in der Grund- tonart 7.1.2 Beethoven (1770–1827) komponierte das 3. Klavierkonzert um 1800 (begin- nende Taubheit); in Bonn geboren; Musikerfamilie; mit 14 Jahren Anstellung als Hoforganist; lebte ab 1794 freischaffend in Wien; trifft Mozart und Haydn (Kompositionsunterricht); Ideen der französischen Revolution beeinflussten sei e Musik; Verlust seines Gehörs, trotzdem blieb seine Schaffenskraft er- halten; Heiligenstädter Testament; Konversationsbücher; depressiv; angeb- lich mürrisch, neigte zu sinnlosen Zornausbrüchen, zog sich von Mitmen- schen zurück; seine Musik ist u.a. von großen dynamischen Kontrasten geprägt; keine Geldsorgen; von Verlegern begehrt; Junggeselle; am Tag sei- ner Beerdigung blieben Wiens Schulen geschlossen; 20.000 Menschen bei Trauerfeier; Vollender der Klassik – Wegbereiter der Romantik; legte Grund- steine für Durchdringung des Sinfonischen in seinen Solokonzerten. 7.1.3 Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier op. 49 Nr. 1, 2. Satz, Beginn Periode: Thema, das aus zwei symmetrischen Hälften (Vordersatz – Nach- satz) besteht; Vordersatz endet zumeist in Dominante, Nachsatz auf der To- nika; Vorsatz: Spannungsaufbau mit offenem Ende, Nachsatz: Entspannung mit Kadenz in der Grundtonart. | 79 Lösungsansätze Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Tonart Verlags (Seitenthe­ ma,auch Seitensatz genannt) Schluss­ gruppe (inMoll: parallele öbv

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