Spielpläne Oberstufe, Maturatraining mit Audio-CD

Augmentation: melodische oder rhythmische Ausdehnung ursprünglicher Proportionen & b 43 Œ œ œ œ œ œ Diminution: melodische oder rhythmische Verengung & b 43 ‰ ‰ ≈ œ œ œ œ œ ‰ Umkehrung: Vertauschen der Richtung der Tonabstände, evtl. auf eine Achse bezogen & b 43 ‰ jœ œ œn œ œ oder auf anderer Tonstufe & b 43 ‰ jœ œ œ# œn œ Krebs: Reihenfolge der Töne in rückläufiger Form & b 43 ‰ jœ œ œ œ œ 5.2.4 Johann Sebastian Bach stammt aus sächsischer-thüringischer Musiker- familie; in Eisenach geboren; Hoforganist, Geiger, Konzertmeister in Wei- mar; Konzertmeister in Köthen; Thomaskantor in Leipzig; 2 Ehen, 20 Kinder; hoch angesehen; im 19. Jhd. Werk wiederentdeckt. Wohltemperiertes Klavier: 2 Bände mit je 24 Präludien und Fugen; durch Einführung der temperierten Stimmung war es möglich, in allen Dur- und Moll-Tonarten zu musizieren; vgl. Quintenzirkel; Bach ordnet die Stücke in chromatischer Reihenfolge. Präludium: frei. Fuge: fuga = Flucht; polyfon, nach genauen Regeln aufgebaut; Thema er- scheint in der ersten Durchführung in seiner Grundgestalt in allen Stimmen nacheinander; Themen können im weiteren Verlauf durch Vergrößerung, Verkleinerung, Umkehrung, Krebs oder Engführung (= zeitlich verdichtetes, sich überlappendes Auftreten des Themas) verändert sein; Kontrapunkt ist eigenständige Stimme, die das Thema ergänzt; Zwischenspiele können themenfrei sein. 118 a) ein längeres Thema, z.B. für einen Sonatensatz, b) ein gegensätzliches und dennoch motivisch verwandtes zweites Thema, c) ein verwandtes Thema für einen langsamen Satz. Formbeispiel einer vierstimmigen Fuge – Schema: Thema Kpt. 1.Durchführung Zwi- schen- spiel 2.Durchführung Zwi- schen- spiel 3.Durchführung Zwi- schen- spiel 4.Durchführung 1.Stimme Thema (Dux) Kpt. ~~~~ ~~~~ ~~~~~ ~~~~ ~~~~ ~~~~~ ~~ U 2.Stimme Thema (Comes) Kpt. ~~~~ ~~~~~ Thema ~~~~ ~~~~~ ~~ ~~ ~~ ~~ Thema U 3.Stimme Thema (Dux) Kpt. ~~~~~ Thema ~~~~ ~~~~~ Thema ~~ ~~~~~ Thema z.B.als Vergrößerung ~~~~ U 4.Stimme Thema (Comes) ~~~~~ ~~~~ ~~~~ ~~~~~ Thema ~~~~~ ~~~~~ ~~~~ ~~~~ Orgel­ punkt U 04 basis form Markierte Stelle 1: Thema (Dux) in der mittleren Stimme; 3-stimmige Fuge; klar d-Moll: beginnt mit d, Leitton cis; rhythmisch interessant durch Achtelpause zu Beginn. Markierte Stelle 2: Thema (Comes) in der unteren Stimme; Sequenzierung in a-Moll. Markierte Stelle 3: Umkehrung mit Anfangston e’’. Markierte Stelle 4: Thema in der Grundgestalt; Dur-Moll Wechsel. 5.2.5 HB 2: Präludium; immer gleiches Bewegungsmuster; kein Thema erkennbar. HB 3: Fuge, beginnt mit Thema und Themenbeantwortung. HB 4: Präludium (C-Dur); immer gleiches Bewegungsmuster; kein Thema er- kennbar. 6.1 VERNUNFT UND EMOTION ALS GEGENSATZPAAR IN DER INSTRUMENTALMUSIK DES BAROCK 6.1.1 „Natur“: alle Gegenstände und Eindrücke der äußeren Natur; häufig auch Bezug auf die innere Natur des Menschen, seine Gefühle, seine Befindlich- keit, etc. „Kunst“: alle von Menschen hergestellte Kunstwerke. „Vernunft“ ist der „Kunst“ zuzuordnen, „Emotion“ ist der „Natur“ zuzuordnen. Der Verhaltenskodex am Hof Ludwig XIV. bedingte die genaue Kontrolle des eigenen Verhaltens und das seiner Umgebung. Gefühle waren zu unter- drücken bzw. zu kontrollieren, strenge Regeln im Umgang der Adeligen unter sich waren anzuwenden, beginnend beim morgendlichen Zeremoniell bis hin zu festlichen Anlässen. Fehler von anderen mussten rücksichtslos zum eigenen Vorteil ausgenützt werden, um in der Hierarchie bzw. in der Gunst des Königs aufzusteigen. Die Anlage von Schloss und Garten von Versailles sind streng symmetrisch. Die Architektur des Schlosses ist darauf ausgerichtet, den König als Zen- trum einer durch Vernunft geleiteten Welt (und als absolutistischen Herr- scher) in den Mittelpunkt zu rücken. Im Schlosspark sind sämtliche Beete in kunstvollen geometrischen Formen angelegt – die Natur wurde künstlich geformt. Beide, Schloss und Park, dienten in hohem Maße der Repräsenta- tion des absolutistischen Machtanspruchs. Sowohl der höfische Verhaltenskodex als auch die Architektur von Schloss und Garten von Versailles sind Ausdruck einer Dominanz von Vernunft bzw. von Künstlichkeit. Jede Natürlichkeit, Freiheit, Gefühle, etc. sind zurückge- drängt. Das Leben der Menschen war von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaftsschicht sowie von den geltenden gesellschaftlichen Regeln do- miniert. Natürliche Entwicklung oder Gefühle waren dieser vernunftorien- tierten Ausrichtung untergeordnet. Auch die Musikerinnen und Musiker hat- ten ihren fixen Platz in der gesellschaftlichen Hierarchie, und zwar aufgrund ihrer „Dienstleistung“ meist auf dem Level der Dienerschaft. Nur große Opernstars an den Hoftheatern oder Komponisten als musikalische Leiter der Hofmusik konnten sich besser positionieren, ohne aber in den Adels- stand wechseln zu können. 6.1.2 Mattheson schreibt: Jene Gefühle (Affekte), die beim Menschen am stärks- ten sind, sind nicht die besten und müssen zurückgehalten werden. Der vollkommene Komponist soll im Zuhörer die Liebe zur Tugend und die Ablehnung von Laster auslösen. Der Musik schreibt er die Eigenschaft zur Vermittlung von Zucht und Ordnung zu. Damit entspricht Mattheson dem Anspruch des absolutistischen Herrscherdenkens, der Erfüllung des gesell- schaftlichen Regelwerks in dieser Epoche und der Vorherrschaft der Ver- nunft. Emotion wird zurückgedrängt. Kunst ist nur als streng regulierte Künstlichkeit zulässig und steht über der Natur. Für die Musik bedeutet diese Sichtweise, dass die Werke nach strengen Regeln erstellt werden. Form, Harmonik und Interpretation wie z.B. Ver- zierungen werden nach Mustern verwendet, die keine freie Entfaltung oder keine Überraschungen zulassen. Carl Philipp Emanuel Bach schreibt: Grundlage der Musikvermittlung ist die Seele des Musikers. Die Gefühle (Affekte), die der Musiker ausdrücken will, muss er selbst empfinden. Bei der Interpretation eines Musikwerkes soll der Musiker die gleichen Gefühle spüren wie der Komponist bei der Entstehung des Werkes. Damit rückt Carl Philipp Emanuel Bach die Affekte (also die Gefühlswelt, den emotionalen Ausdruck) in den Vordergrund. Noch mehr, er fordert die völlige emotionale Durchdringung des Musikers mit dem Werk. Die Natur des Menschen als fühlendes Wesen ist hier im Mittelpunkt. Die Kunst ist nur als Ausdruck dessen zu betrachten. Für die Musik bedeutet diese Sichtweise, dass die Interpretation rein aus dem Gefühl heraus Raum lässt für Improvisation, Veränderung, Freiheit in Tempo und Dynamik usw. 6.1.3 Jacques Duphly: „Medée“: Der Titel des Werkes knüpft an ein Thema der griechischen Antike an, ist also rückwärtsgewandt. Das Werk wirkt in Form und Harmonik klar strukturiert. Es kann somit den Begriffen „Kunst“ bzw. „Vernunft“ zugeordnet werden. Carl Philipp Emanuel Bach: Sonate Nr. 5, 2. Satz, zu „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“: Das Buch ist das wichtigste Unterrichtswerk für Klavier (bzw. Cembalo) im 18. Jahrhundert, war zur Zeit seines Erschei- nens 1753 wegweisend und hat bis heute große Bedeutung für die Interpre- 78 | Lösungsansätze Nur zu Prüfzwecken – Eigentum ~~~~~ ~~~ Thema (z.B.als Umkeh­ rung ~~~~~ Thema ~~~~ ß ß z.B.als Engfüh­ rung des Verlags öbv

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