Spielpläne Oberstufe, Maturatraining mit Audio-CD

a 3 Textbeispiel 3 Man gab eine große Symphonie von ihm, ein bizarres Nachtstück, das nur zuweilen erhellt wird von einer sentimental-weißen Weiberrobe, die darin hin- und herflattert, oder von einem schwefelgelben Blitz der Ironie. Das beste darin ist ein Hexensabbat, wo der Teufel Messe liest und die katholische Kirchenmusik mit der schauerlichsten und blutigsten Possenhaftigkeit pa- rodiert wird. Es ist eine Farce, wobei alle geheimen Schlangen, die wir im Herzen tragen, freu- dig emporzischen. Heinrich Heine, Brief über das französische Theater, 1831 a 4 Textbeispiel 4 […] Er hat eine Sinfonie gemacht, die Episode de la vie d’un artiste [Episode aus dem Leben eines Künstlers] heißt. Als sie gegeben wurde, ließ er eine Erklärung von 2000 Exemplaren drucken. Die besagte dann, daß sich der Komponist im ersten Stück unter seinem Thema eine liebenswürdige junge Dame gedacht hat […] und daß seine Wut, Eifersucht, Zärtlichkeit und Tränen darin vorkommen. Das zweite Stück ist ein Ball, wo ihm alles leer erscheint, weil sie fehlt. Das dritte heißt Scène aux champs; die Hirten spielen einen ranz de vaches [d. h. Kuhrei gen], die Instrumente ahmen das Säuseln der Blätter nach [alles das steht im Programm] […] Zwischen dem dritten und vierten Stück [fährt das Programm fort] vergiftet sich der Künstler mit Opium, versieht sich aber in der Dosierung und, statt zu sterben, hat er nun fürchterliche Visionen. Das vierte Stück ist eine solche Vision, wo er bei seiner eigenen Hinrichtung zugegen ist […], das fünfte heißt songe d’une nuit, wo er die Hexen auf dem Blocksberg tanzen sieht, seine Geliebte darunter. Zugleich hört er das dies irae mit seinem cantus firmus [= idee fixe] aber parodiert […]. Wie unbeschreiblich eklig mir dies ist, brauche ich nicht zu sagen […] Die Ausführung ist noch viel elender: vier Pauken, zwei Klaviere, welche Glocken nachahmen sol- len, zwei Harfen, vier große Trommeln, acht verschiedene Geigen, zwei verschiedene Kon- trabässe, die Solopassagen machen […]. Felix Mendelssohn Bartholdy: Brief aus Rom an seine Mutter am 15. März 1831 68 | Die Entwickl ung der Sinfonie im 19. Jahrhundert Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv -

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=