Spielpläne Oberstufe, Maturatraining mit Audio-CD

6 „Natur und Kunst“ im Barock 6.1 Vernunft und Emotion als Gegensatzpaar in der Instrumentalmusik des Barock 6.1.1 Erläutern Sie die Begriffe „Natur“ und „Kunst“ und setzen Sie sie in Beziehung zu den Paradigmen „Vernunft“ und „Emotion“, insbesondere in Verbindung mit dem absolutistischen Herrschaftsanspruch und den gesell- schaftlichen Strukturen der Epoche. Nutzen Sie die Abbildungen 1, 2 und 3 als Ausgangspunkt Ihrer Ausführun- gen. f 1 & 24 f 2 & 25 ë 1 ë 2 a 1 Abb. 1 a 2 Abb. 2 a 3 Abb. 3 a 4 TB 1 a 5 TB 2 6.1.2 Analysieren Sie die beiden Textausschnitte (Textbeispiele 1 und 2) von Johann Mattheson und Carl Philipp Emanuel Bach über die Affekte (Gefühle). Kommentieren Sie diese beiden Sichtweisen und ordnen Sie sie den Begriffen „Natur“ und „Kunst“ bzw. „Vernunft“ und „Emotion“ zu. 6.1.3 Ordnen Sie die Ausschnitte aus den Cembalowerken von Jacques Duphly und Carl Philipp Emanuel Bach (No- tenbeispiele 1 und 2) in den Kontext der vorher diskutierten Begriffe ein. Kommentieren Sie Ihre Zuordnung. Nutzen Sie auch ergänzend die entsprechenden Hörbeispiele 1 und 2. 6.1.4 Werten Sie die musikalischen Kriterien beider Werke im Sinne Ihrer Ausführungen zur Teilaufgabe 6.1.3. aus. a 1 Abb. 1 a 2 a Abb. 2 Abb. 3 a 4 Textbeispiel 1: Johann Mattheson: „Der vollkommene Capellmeister“ (1739) §. 54. Zwar ist es an dem, daß diejenigen unter den Affecten, welche uns von Natur am meisten anhangen, nicht die besten sind, und allerdings beschnitten oder im Zügel gehalten werden müssen. Das ist ein Stück der Sitten-Lehre, die ein vollkommener Ton-Meister auf alle Weise inne haben muß, will er anders Tugenden und Laster mit seinen Klängen wol vorstellen, und dem Gemüthe des Zuhörers die Liebe zu jenen, und die Abscheu vor diesen geschickt einflös- sen. Denn das ist die rechte Eigenschafft der Music, daß sie eine Zucht-Lehre vor andern sey. a 5 Textbeispiel 2: Carl Philipp Emanuel Bach: „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“ (1753) Aus der Seele muß man spielen […] Indem ein Musickus nicht anders rühren kan, er sey dann selbst gerührt; so muß er nothwendig sich selbst in alle Affeckten setzen können, welche er bey seinen Zuhörern erregen will; er giebt ihnen seine Empfindungen zu verstehen und bewegt sie solchergestallt am besten zur Mit=Empfindung. Bey matten und traurigen Stellen wird er matt und traurig. Man sieht und hört es ihm an. Dieses geschicht ebenfals bey heftigen, lustigen, und andern Arten von Gedancken, wo er sich alsdenn in diese Affeckten setzet. Kaum, daß er einen stillt, so erregt er einen andern, folglich wechselt er beständig mit Leidenschaften ab. Diese Schuldigkeit beobachtet er überhaupt bey Stücken, welche ausdrückend gesetzt sind, sie mögen von ihm selbst oder von jemanden anders herrühren; im leztern Falle muß er dieselbe Leiden- schaften bey sich empfinden, welche der Urheber des fremden Stücks bey dessen Verfertigung hatte. 20 | „Natur und Kunst“ im Barock Nur zu Prüfzwecken 3 – Eigentum des Verlags öbv

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