Treffpunkt Deutsch 4, Leseheft

»Hallo, Eva.« »Hallo, Michel.« »Ich komme zu spät.« »Ja.« »Ich dachte, du würdest mich sowieso versetzen.« »Wieso sollte ich das?« »Ich weiß nicht. Halt so.« Er trug dasselbe Hemd wie gestern, schwarz, die Zipfel waren so zusammenge- knotet, dass man einen Streifen seines braunen Bauches sehen konnte. Michel hatte sie erstaunt angesehen. »Siehst gut aus.« Dann saßen sie in einem Cafe und tranken Cola. Eva mochte Cola eigentlich gar nicht so be- sonders. Michel hatte bestellt, ohne sie zu fragen. »Normalerweise bin ich samstags immer im Freizeitheim«, sagte er. Er trug ein weißes Hemd, fast bis zum Nabel offen, und eine dunkelblaue Kordjacke. Richtig ordentlich sah er aus. »Was macht ihr da, im Freizeitheim?« »Alles Mögliche. Samstags tanzen wir meistens. Ein paar von den Jungen machen eine irre Musik.« Michel sah ganz stolz aus. »Einer von ihnen ist mein Freund. Er spielt E-Gitarre.« »Grüß dich, Eva«, sagte jemand. Eva sah auf. Vor ihr stand Tine. »Grüß dich«, sagte Eva. Tine sah Michel neugierig an. Sie blieb ein- fach stehen und schaute Michel an. Der Junge neben ihr, ein schlaksiger, dünner mit langen, blonden Haaren, legte den Arm um sie und wollte sie weiterziehen. »Komm endlich. Ich habe Durst.« Tine fragte: »Ist das dein Freund?« Aber sie schaute Eva nicht an dabei. »Wenn du nichts dagegen hast«, antwortete Michel. »Tschüss«, rief Tine und verschwand, von dem Langhaarigen gezogen, im hinteren Teil des Cafés. »Wie die dich angesehen hat.« »Wer war das?« »Ein Mädchen aus meiner Klasse.« »Genierst du dich nicht mit mir?« Eva war verblüfft. »Wieso denn?« , »Na ja, weil ich ja nur in die Hauptschule geh, ich; bin ja nichts Besonderes.« Nichts Besonderes, dachte Eva. Die Haupt- schule sieht man nicht, aber meinen dicken Hintern sieht jeder. Laut sagte sie: »Du solltest das nicht so wichtig nehmen. Es ist doch eigentlich egal, in welche Schule jemand geht. Es sagt noch nicht einmal was darüber aus, wie intelligent man ist.« »Das sagst du so«, antwortete Michel. »Ich bin noch nie mit einem Mädchen gegangen, das im Gymnasium ist. Ein bisschen komisch ist das schon.« […] Eva tanzte. Sie tanzte auch weiter, als Mi- chel wieder etwas trinken wollte. Sie tanzte al- lein weiter, merkte kaum, dass er wegging. Ein Junge stellte sich neben sie, so einer mit langen Haaren, hautengen, glänzenden Hosen und ei- nem bunten Hemd. Ein Angebertyp, aber ein sehr gut aussehender. »Du tanzt gut«, sagte er und griff nach ihr, wollte sie an sich ziehen. »Nein«, sagte Eva, die jetzt erst sah, dass viele Paare dicht aneinander gedrückt tanzten. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 47 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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