Treffpunkt Deutsch 4, Leseheft

Joseph von Eichendorff (1788–1857) Meeresstille Ich seh von des Schiffes Rande Tief in die Flut hinein: Gebirge und grüne Lande Und Trümmer im falben 1 Schein Und zackige Türme im Grunde, Wie ich’s oft im Traum mir gedacht, Das dämmert alles da unten Als wie eine prächtige Nacht. Seekönig auf seiner Warte Sitzt in der Dämmrung tief, Als ob er mit langem Barte Über seiner Harfe schlief; Da kommen und gehen die Schiffe Darüber, er merkt es kaum, Von seinem Korallenriffe Grüßt er sie wie im Traum. 1 falb = gelblich 2 4 6 8 10 12 14 16 Heinrich Heine (1797–1856) Das Fräulein stand am Meere Das Fräulein stand am Meere Und seufzte lang und bang, Es rührte sie so sehre Der Sonnenuntergang. Mein Fräulein! Sein Sie munter, Das ist ein altes Stück; Hier vorne geht sie unter Und kehrt von hinten zurück. 2 4 6 8 Erich Fried (1921–1988) Meer Wenn man ans Meer kommt soll man zu schweigen beginnen bei den letzten Grashalmen soll man den Faden verlieren und den Salzschaum und das scharfe Zischen des Windes einatmen und ausatmen und wieder einatmen Wenn man den Sand sägen hört und das Schlurfen der kleinen Steine in langen Wellen soll man aufhören zu sollen und nichts mehr wollen wollen nur Meer Nur Meer 2 4 6 8 10 12 14 Vergleiche Langgässers „Die Stimme des Meeres“, Goethes „Meeresstille“, Eichendorffs „Meeresstille“ und Frieds „Meer“. Alle handeln von Ruhe im Angesicht des Meeres. Wodurch unterscheiden sie sich inhaltlich und formal? Wer spricht jeweils? Wer kann der „Seekönig“ sein? Schreibt auf, worin die Besonderheiten von Heines „Das Fräulein stand am Meere“ im Vergleich zu den anderen Gedichten auf den Seiten 40–41 besteht. Was will der Erzähler dem Fräulein sagen? Jedes Gruppenmitglied soll ein Gedicht auswählen, das es besonders anspricht. Übt den Vortrag, in- dem ihr auf Reim und Rhythmus und Textzusammenhänge achtet. Lest dann die Gedichte laut in der Klasse vor. 2  N 3  B N 4  C 41 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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