Treffpunkt Deutsch 4, Leseheft

Hi Guy, igitt, igitt. Her mit dem Eimer, biiitte! Ich glaub, ich muss k… Ach herrje, auch noch voll über meine Barbiepuppe. Oh Schande! Beantwortet das deine Frage über mein Aussehen? Falls es dich interessiert, ich hab auch mal versucht, mir vorzustellen, wie du aussiehst. Vermutlich klein, grün und mit vielen Schuppen. Guy, der Grottenolm. Aber ich schweife ab. Für jemanden, der findet, dass wir recht wenig gemeinsam haben, fragst du ganz schön viel. Ich führe das darauf zurück, dass ich momentan vermutlich der interessanteste Mensch in deinem Leben bin. Und weil ich es nicht ertragen kann, dich zappeln zu lassen, kommen hier einige Antworten … Meine Mutter ist Archäologin, was bedeutet, dass sie gerne Knochen ausgräbt. […] 2. Ich werde Frage 2 einfach ignorieren, denn es wäre sinnlos, einem kleinen, schuppigen Ding das Konzept von Kreativität erklären zu wollen. Anhand meiner Reaktion wirst du bereits erraten haben, dass ich einen Roman schreibe . Er ist absolut fabelhaft! […]. Ich lese gerade Die Farm der Tiere , auf die du wohl hingehörst. 3. Du hast ja schon feststellen können, welche Wirkung Lyrik auf mich hat (siehe Einleitung). Gegen Hüte habe ich allerdings gar nichts, nur gegen Baseballkappen, denn die sind was für kleine Jungs. Aber du trägst bestimmt noch eine, hab ich Recht? Bye, Guy Annabelle mit den letzten beiden Buchstaben Liebe Annabelle, das hier ist doch sinnlos. Offensichtlich interessierst du dich für nichts und niemanden außer für dich selbst. Mit freundlichen Grüßen Guy Woodham Guy möchte die lästige Schreiberei möglichst schnell beenden. Aber Annabelle lässt sich nicht so leicht abschütteln. Aus den anfänglichen Sticheleien wird bald ein regelmäßiger Austausch und die beiden erfahren immer mehr voneinander. […] Du hast nach meiner Mum gefragt. Aber bevor ich von ihr erzähle, wollte ich sagen, dass ich echt froh bin, dass dir das Bild gefallen hat, das ich dir geschickt habe. Ehrlich gesagt habe ich fest da- mit gerechnet, dass dir Mark besser gefallen würde, und – wieder ehrlich gesagt – wenn das so ge- wesen wäre, hätte ich wahrscheinlich behauptet, das sei ich. Die meisten Mädchen mögen Mark lieber. Wäre er nicht so ein guter Freund von mir, wäre ich bestimmt eifersüchtig auf ihn. Er ist viel gesprächiger als ich. Ich weiß nicht, wie er das macht, aber er braucht nur den Mund aufzu- machen und schon purzeln die Worte heraus. Zwar sagt er nicht immer besonders kluge oder lus- tige Sachen, aber vielen Mädchen gefällt es; sie finden ihn witzig und so. Ich wette, auch du wür- dest ihn vorziehen, wenn du ihn kennen gelernt hättest. Du wärst ihm natürlich im Reden weit überlegen, keine Frage! Mum. Also. Nachdem sie tot war, musste ich immer zur psychologischen Beratung. Das hab ich echt gehasst. […] Aber wenn du wirklich etwas über sie wissen willst … Ich muss immer daran denken, wie meine Mutter im Krankenhaus lag, die Brille auf der Nase. Das ist eine der schrecklichsten Erinnerungen. […]. Sie war einer von den Menschen, die prak- tisch alles können. Sie konnte sogar das Kreuzworträtsel in der Times lösen. Bevor sie krank wur- de, konnte sie mich beim Tennis besiegen, und das nicht etwa deshalb, weil ich schlecht spielen würde. […] Sie konnte verdammt gut Französisch und Spanisch sprechen. Sie kannte das Perio- densystem und sie half mir bei einem Aufsatz über Wilfred Owen und den Ersten Weltkrieg. Ich habe dafür sogar eine Eins bekommen, aber eigentlich hätte meine Mum die Eins verdient. (Ja, ich weiß, du findest Gedichte doof. Fand ich auch mal – früher. Eine Phase der Unreife, die du ver- mutlich bald überstanden haben wirst. Ha! Den konnte ich mir einfach nicht verkneifen.) Sie war unglaublich tapfer. Das weiß ich jetzt. Sie muss gewusst haben, wie krank sie war, aber monatelang 31 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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