Treffpunkt Deutsch 4, Leseheft

Herzog Ernst Der mittelhochdeutsche Versroman, entstanden um 1180, fußt neben anderen historischen Ereignis- sen auf dem Aufstand von Herzog Ernst II. von Schwaben gegen seinen Stiefvater Konrad II. (1030). Der größte Teil der Dichtung umfasst abenteuerliche Reisen des Herzogs und seiner Gefährten in fantastischen Ländern. Sie erfreuten sich im Mittelalter großer Beliebtheit, wie man an der großen Zahl der überlieferten Handschrift erkennen kann. Nach Angabe der Erzählung kamen sie am zwölften Tage einem Lande sehr nahe, wo die Ritter einen mächtigen Berg aufragen sahen. Auf dessen Rand trieb das Schiff zu. Er wurde der Magnetberg genannt. Ihr könnt wohl glauben, dass sie ihn sehnsüchtig wahrnahmen. […] Die Ritter hielten sich nun nicht mehr zurück. […] Dann stieg jedoch einer der Schiffsleute in die Spitze des Mastbaumes, als die Meeresströmung sie sehr stark gegen diesen Schiffsplatz trieb. Da erschrak der Mann sehr, als er den Berg erkannte. Kummer und Schmerz erfüllten ihn. Er rief den Rittern unten im Schiff zu: „Ihr tüchtigen Ritter, jetzt rüstet euch sehr bald für das ewige Leben! Wir sind hier nicht gerettet, denn wir müssen stets hierbleiben. Der Berg, den wie hier sehen, liegt im Lebermeer. […] Wir treiben gegen den Felsen, von dem ihr mich vorher erzählen hörtet. […] Was an Schiffen ihm innerhalb von dreißig Meilen entgegensteuert, das hat er in kurzer Zeit zu sich angezogen. […] Dort wo wir die Schiffe vor dem dunklen Berge stehen sehen, dort am Rande des Felsens, dort müssen wir sterben und aus Hunger verderben: Das können wir nicht ändern. Ebenso ist es allen ergangen, die jemals hierher gesegelt sind. […] Dem König von Arimaspi waren seltsame Menschen benachbart. Platthufe wurden sie genannt. […] Sie hatten sehr breite Füße, die denen eines Schwanes glichen. […] Sie trugen keinerlei Schuhe. Jedesmal wenn ein Unwetter kam, legten sie sich auf die Erde und hoben einen Fuß über sich. Das war ein seltsamer Anblick! Wenn das Unwetter lange dauerte und der eine Fuß müde wurde, erhoben sie den zweiten Fuß. […] Die Geschichte berichtet weiter davon, dass Herzog Ernst, der edle Held, erzählen hörte dass ein seltsames Volk in seiner Nachbarschaft lebe, […]. Sie waren ebenfalls seltsam beschaffen: groß gewachsen, nicht zu schwächlich. Ihre Ohren waren ihnen jedoch so lang, dass sie bis zu den Füßen reichten. Damit konnten sie ihren Körper bedecken. Wie uns die Überlieferung berichtet, trugen sie auch keine andere Kleidung. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 Wirklich erlebt oder gut erdacht? Schreibe den Text so um, als hättest du diese fantastische Reise selbst erlebt. Wie würdest du die wundersamen Naturphänomene oder Lebenswesen kommentieren? Findet heraus, warum das beschriebene Meer „Lebermeer“ genannt wird. Benützt dazu Wörter- bücher und das Internet. Wie hängt der Begriff mit „Leber“ und „Leberkäse“ zuammen? Auf welche Meeresart könnte dies Vorstellung vom „Lebermeer“ zurückgehen? Schreibe in dein Heft. 5  N 6​ N B 19 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=