Treffpunkt Deutsch 3, Leseheft

Umgang mit Texten 54 Mensch und Natur – Eine Ballade inhaltlich erschließen Theodor Fontane Die Brück’ am Tay „Wann treffen wir drei wieder zusamm’?“ „Um die siebente Stund’, am Brückendamm.“ „Am Mittelpfeiler.“ „Ich lösche die Flamm’.“ „Ich mit.“ „Ich komme vom Norden her.“ „Und ich vom Süden.“ „Und ich vom Meer.“ „Hei, das gibt ein Ringelreihn, und die Brücke muss in den Grund hinein.“ „Und der Zug, der in die Brücke tritt um die siebente Stund’?“ „Ei, der muss mit.“ „Muss mit.“ „Tand, Tand 1 ist das Gebilde von Menschenhand.“ Auf der Norderseite, das Brückenhaus – alle Fenster sehen nach Süden aus, und die Brücknersleut’, ohne Rast und Ruh und in Bangen sehen nach Süden zu, sehen und warten, ob nicht ein Licht übers Wasser hin „ich komme“ spricht, „ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug, ich, der Edinburger Zug.“ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Der folgenden Ballade liegt ein tatsächliches Zugunglück zugrunde: Am 28. Dezember 1879 stürzte in Ostschottland bei Dundee eine 3 km lange Eisenbahnbrücke während eines Sturms ein. Es gab viele Tote. Und der Brückner jetzt: „Ich seh einen Schein am andern Ufer. Das muss er sein. Nun Mutter, weg mit dem bangen Traum, unser Johnie kommt und will seinen Baum, und was noch am Baume von Lichtern ist, zünd alles an wie zum heiligen Christ, der will heuer zweimal mit uns sein, – und in elf Minuten ist er herein.“ Und es war der Zug. Am Süderturm keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm, und Johnie spricht: „Die Brücke noch! Aber was tut es, wir zwingen es doch. Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf, die bleiben Sieger in solchem Kampf, und wie’s auch rast und ringt und rennt, wir kriegen es unter: das Element. 26 28 30 32 34 36 38 40 1 Tand = wertlose, nutzlose Dinge Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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