Treffpunkt Deutsch 3, Leseheft

Markiere die Textstelle, an der deutlich wird, wer in Suriakis Familie die Entscheidungen trifft. Besprecht, was Suriaki über sich denkt und welche Stellung sie in der Familie hat. Belegt eure Meinung am Text. Besprecht die Entscheidung Suriakis. Sammelt Argumente für und gegen ihren Verbleib in ihrer Familie und Heimat. Wie würdet ihr an ihrer Stelle handeln? Lest nochmals die Diskussion zwischen Vater und Mutter über die Gründe, warum die beiden Deutschen Suriaki mitnehmen wollen. Welche Meinung vertretet ihr? Begründet eure Aussagen. Überlege, warum Suriaki nicht nach Hause gegangen ist und den Eltern und dem deutschen Ehepaar erklärt hat, dass sie nicht nach Deutschland mitgehen möchte. Schreibe deine Über- legungen in dein Heft. 1  2  B 3  C 4  B N 5  45 Es ist Abend geworden. Suriaki müsste schon längst zu Hause sein und zieht noch im- mer durch die Straßen. Sie wird heute nicht heimgehen, sie will zu nichts überredet wer- den. Und sie wird auch morgen nicht in die Hütte zurückkehren. Erst wenn die Fremden schon im Flugzeug sitzen, wird sie wieder bei Suwano und den Eltern auftauchen. […] Irgendwann bleibt sie stehen und hockt sich in eine dunkle Nische. Es riecht nach Kot und Urin, doch hier sieht sie wenigstens nie- mand. Vorsichtig wickelt sie eines der weich gewordenen Schokoladentäfelchen auf. Sie hat Hunger und die Täfelchen wird ihr sowieso keiner mehr abkaufen. Den ganzen Abend, die ganze Nacht hockt Suriaki in ihrer Nische. Immer wenn ihr schwer ums Herz wird, lutscht sie eines der weich gewordenen Schokoladentäfelchen. Erst am Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen die Straße zum Leben erwecken, zieht sie weiter, zum Flussufer hin. Dort gibt es Stellen, da kann man tagsüber schlafen. Und ist es denn nicht das Beste, diesen Tag einfach zu ver- schlafen? Irgendwann in den nächsten Stun- den werden die Frau und der Mann zu den Eltern kommen, um ihre Entscheidung zu erfahren. Wenn sie nicht da ist, werden sie wissen, wie sie sich entschieden hat. […] Als der Abend anbricht, sucht sie sich eine neue Nische. Sie kann ja noch immer nicht nach Hause; es könnte sein, dass der Mann und die Frau vor der Hütte auf sie warten. Die Frau tut ihr leid. Suwano hat gesagt, dass sie tatsächlich blond ist, aber keine blauen, sondern eher graue Augen hat. Suriaki glaubt manchmal, ihr Gesicht vor sich zu se- hen. Es blickt enttäuscht, dieses Gesicht, und beinahe ein wenig vorwurfsvoll. Aber es ist nur ein Gesicht wie von einem Kinoplakat, mit der Wirklichkeit hat es nichts zu tun. […] Suriaki verbringt eine schlimme Nacht alleine und hungrig im Freien Erst als die rote Morgensonne über der Stadt aufgeht, macht Suriaki sich auf den Heimweg. Doch sie hat es noch immer nicht eilig, nach Hause zu kommen. Sie schämt sich ihrer Flucht. Als sie endlich vor der Hütte an- gelangt ist, wird sie nur von den aufgeregten kleinen Geschwistern begrüßt. Die Mutter, der Vater und auch Suwano blicken ihr stumm entgegen. Sie haben gewusst, dass sie jetzt bald kommen würde. Suriaki setzt sich still dazu, fragt nichts und will nichts wissen von dem, was vorgestern und gestern hier besprochen worden ist. Und auch die Eltern und der Bruder fragen nichts. Erst als die Mutter ihr etwas Reis hinstellt, macht Suriaki endlich den Mund auf. „Ich kann ja hören“, sagt sie leise. Die Eltern erwi- dern nichts und Suriaki isst erst mal. […] Suriaki […] berührt Suwano vorsichtig am Arm. Sie hat den Glücksvogel wegfliegen las- sen. Ob der Bruder das je verstehen wird? Suwano seufzt nur und steht auf. „Ich muss zu Rahman. Er hat Arbeit für mich.“ Weder die Mutter noch der Vater schimpfen ihn da- für aus; Suwano macht ja doch, was er will. 226 228 230 232 234 236 238 240 242 244 246 248 250 252 254 256 258 260 262 264 266 268 270 272 274 276 278 280 282 284 286 288 290 292 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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