Treffpunkt Deutsch 3, Leseheft

Umgang mit Texten Das Drama beginnt – Ein Stück vorbereiten Franz H. Jakubaß Brett oder nicht Brett, das ist hier die Frage Ein Usurpator (d. i. ein Thronräuber) verfügt, dass im Land alle ein Brett vor dem Kopf zu tragen haben. Es entsteht eine eigene Weltanschauung, der Abelismus. Absurde Tragödie über diktatorische Staaten. Länge: 80 Minuten Rollenanzahl: 17 Genre: Ernstes/Anspruch, Absurdes Theater/philosophische, religiöse Themen, Gesellschaftskritik Altersstufen: Erwachsenentheater, 7. bis 13. Schuljahr Franz H. Jakubaß machte zunächst eine Inspektorausbildung beim Arbeitsamt in Gelsenkirchen und wurde Berufsberater. 1961 wurde er Leiter der Abteilung Berufsberatung beim Arbeitsamt in Bamberg und Lehrbeauftragter für Berufs- kunde und Arbeitslehre an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Nachdem er bereits als Schüler den Wunsch hatte, Schriftsteller zu werden, betätigte er sich schon früh litera- risch. Er schrieb Hörspiele für Kinder und Erwachsene, die vom Bayerischen Rundfunk, Radio Vorarlberg, vom Südfunk Stuttgart und Radio Bozen gesendet wurden. Er schrieb auch historische Schauspiele und Schwänke für besondere Anlässe und Originalschauplätze. Er bekam die Ehrenme- daille bene merenti in Silber der Universität Bamberg und den Literaturpreis des Bistums Trier für das Hörspiel Glaube-Hoffnung-Tod über die letzten Tage des von den Nazis hingerichteten Jesuitenpaters Alfred Delp. Der deutsche Schriftsteller Franz H. Jakubaß (13.11.1923–22.1.2010) bei einer Lesung in einer Schule Der Inhalt Auf der Insel Brettonien hatte der Usurpator Bretto I. ein Regime der Gewalt und Willkür errich- tet, weshalb viele Inselbewohner geflohen waren. Damit jedoch seine Untertanen nicht länger vor seiner Herrschaft davonlaufen konnten, ordnete er an, dass sie ein Brett vor dem Kopf zu tragen haben. Anfangs wurden die Bretter von Spezialärzten in einem Spezialverfahren an der Stirn ange- schraubt. Als jedoch ein Enkel des Usurpators ebenfalls ein Brett zu tragen hatte und darüber fast wahnsinnig wurde, durften die Bretter nunmehr mit einem Kleber aus weichgekautem Kaugummi und Pferdespucke befestigt werden, was als enormer Fortschritt galt. Gegen eine Gebühr durften sogar die Bretter an einem breiten Band befestigt werden und wie eine Mütze getragen und da- heim abgenommen werden. Aus dem simplen Brett machten die cleveren Nachfahren Brettos I. die Weltanschauung des Abe- lismus: Das Brett ist kein Brett mehr, sondern das Abelzeichen, das nur die Guten, die Nachfahren Abels, tragen dürfen. Alle Brettonier gehören nun zu den Guten. Wer dagegen das Zeichen nicht trägt, ist böse und ein Kainling. Ein Schiffbrüchiger wird auf die Insel verschlagen, als Kainling und Spion abgestempelt und vor Gericht gestellt, weil er jedes Brett Brett nennt und somit das „Parteiabzeichen“ des Abelismus verhöhnt. Die Gerichtsverhandlung ist eine Farce. Der Mann wird zum Tode verurteilt, aber 2 4 6 8 10 12 14 16 24 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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