Treffpunkt Deutsch 3, Leseheft

21 Teste dich selbst Die Tjost 1 /Der Bau einer Burg Gebaut wurden Burgen grundsätzlich von der Bevölkerung, die im Bereich des Burgherrn lebte. Diese Leibeigenen mussten Frondienste leisten […]. Das heißt, wenn der Burgherr sie benötigte, mussten sie Haus und Hof verlassen und für ihn arbeiten: […]Geschick und Erfah- rung waren nötig, statische Berechnungen gab es kaum. Baumeister sind grundsätzlich unbe- kannt. Handwerker arbeiteten in Teams zu- sammen. Da gab es Maurer, Steinmetze, Tisch- ler, Schmiede, Zimmerleute und eine Menge Hilfsarbeiter. Unter schwierigsten Bedingun- gen musste das Material herangeschafft werden. Vor allem Ochsenkarren dienten dazu. Um 1250 wurde der ritterliche Zweikampf, die Tjost, immer beliebter. Anfangs hatten die Rit- ter dabei dieselben scharfen Lanzen geführt wie im Krieg. In dieser ursprünglichen Form des Zweikampfs, der kriegerischen Tjost, ging es für beide Streiter darum, ihre Geschicklich- keit und ihren Mut zu beweisen, indem sie den Gegner aus dem Sattel hoben. Aus der Abrechnung des Baus einer großen englischen Burg gewinnt man einen Einblick in den Zeit- und Arbeitsaufwand: sieben Jahre Bauzeit, in der Hauptzeit waren 227 Maurer, 115 Steinmetze, 30 Schmiede, 30 Zimmerleute und über 500 Hilfskräfte beschäftigt. Aber man wollte den anderen nicht töten - es sei denn, es handelte sich um einen gerichtli- chen Zweikampf, in dem Rechts- und Ehren- fragen ausgetragen wurden. Die scharfen Tjos- te waren dennoch sehr gefährlich, und deshalb hatte sich bis etwa 1250 eine andere Form des Zweikampfes durchgesetzt: die höfisch gere- gelte oder leichte Tjost. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Das Baumaterial richtete sich nach dem An- gebot der Umgebung, meist war es Stein. Als Bindemittel diente ein aus Sand, Kalk und Was- ser hergestellter Mörtel. Die großen Steinklötze konnten mit Hilfe von Baumstämmen, Rollen, Flaschenzügen und primitiven Kränen (meist ein Laufrad, in dem ein oder zwei Männer rannten) bewegt werden. Abgesehen von Stein wurde sehr viel Holz verwendet, vor allem für Böden, Treppen, Wandverkleidungen, Dächer. Stroh, Schilf und Holzschindeln fanden Ver- wendung beim Dachdecken. Erst im 14. Jh. ka- men Stein- und Ziegeldächer auf. Sie wurde mit stumpfen Lanzen ausgefochten oder mit Lanzen, bei denen die scharfe Spitze durch einen kronenförmigen Aufsatz ersetzt war, der den Stoß auffing und milderte. Es kam darauf an, den Gegner mit der vollen Wucht eines Lanzenstoßes zu treffen. Dabei konnte man entweder auf den Schild, die Brust oder den Helm zielen. Manchmal stießen die Ritter auch zusammen oder verfehlten einan- der, weil ihre Pferde keinen geraden Kurs halten konnten. Deshalb wurde zu Beginn des 15. Jh. die hölzerne Turnierschranke eingeführt. Jetzt konnten die Ritter auf einer festen Rennstrecke angreifen. Der ritterliche Zweikampf blieb bis ins 17. Jh. populär, da- nach verschwanden die Ritterrüstungen auch von den Schlachtfeldern. Heute sind viele noch erhaltene Burgen bzw. die Ruinen davon von Wald und Laubwerk umgeben. Früher stand die Burg natürlich frei da. Einerseits war eine gute Sicht nach allen Seiten nötig, andererseits durften Angreifer keine Möglichkeit der Deckung im Gelände finden. 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 ¹ auch: der Tjost Lies die beiden Texte genau und erfülle die Arbeitsaufträge. a) Sicher hast du gemerkt, dass hier zwei Texte durcheinandergeraten sind. Markiere die zu- sammengehörigen Abschnitte in zwei Farben und unterstreiche die Strukturwörter, die dir beim Finden des nächsten Textabschnittes geholfen haben. 1  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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