Treffpunkt Deutsch 2, Arbeitsheft

Das leichte Klirren des Löffels, den der Afri- kaner in den leeren Teller legte, ließ Heinz die Augen heben. Er hatte sich zurückgelehnt und sah ihn an. Heinz konnte seinen Blick nicht deuten. In seiner Verwirrung lehnte er sich ebenfalls zurück. Schweißtropfen perlten auf seiner Oberlip- pe, sein Pulli juckte und die Lederjacke war ver- dammt heiß! […] Der Afrikaner stand auf. Heinz blieb der Mund offen. „Haut der tatsächlich ab? Jetzt ist aber das Maß voll! So eine Frechheit! Der soll mir wenigstens die halbe Gemüsesuppe bezah- len!“ Er wollte aufspringen und Krach schlagen. Da sah er, wie sich der Afrikaner mit einem Ta- blett in der Hand wieder anstellte. […] Da kam der junge Afrikaner zurück. Er trug das Tablett, auf dem ein großer Teller Spaghetti stand, mit Tomatensauce, vier Fleischbällchen und zwei Gabeln. […] Heinz’ Wimpern flatter- ten. Heiliger Strohsack! Dieser Typ forderte ihn tatsächlich auf, die Spaghetti mit ihm zu teilen! Heinz brach der Schweiß aus. Was nun? Sollte er essen? Nicht essen? Seine Gedanken über- stürzten sich. Wenn der Mensch doch wenigs- tens reden würde! „Na gut. Er aß die Hälfte meiner Suppe, jetzt esse ich die Hälfte seiner Spaghetti, dann sind wir quitt!“ […] Verwirrt, schwitzend und erbost ließ er seine Blicke umherwandern. Plötzlich spürte er ein Kribbeln im Nacken. Ein Schauer jagte ihm über die Wirbelsäule von den Ohren bis ans Gesäß. Auf dem Nebentisch, an den sich bisher niemand gesetzt hatte, stand – einsam auf dem Tablett – ein Teller kalter Gemüsesuppe. Heinz erlebte den peinlichsten Augenblick seines Lebens. Am liebsten hätte er sich in ein Mause- loch verkrochen… 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 Die geteilte Suppe Ich ging letzte Woche in ein Selbstbedienungsrestaurant und kaufte mir eine Suppe. Nachdem ich das Tablett an den Tisch getragen hatte, merkte ich, dass ich das Besteck vergessen hatte. Als ich mit dem Löffel zurückkam, sah ich, dass ein junger Afrikaner meine Suppe löffelte. Obwohl ich im ersten Moment wütend war, beschloss ich, die Sache mit Humor zu nehmen. Ich begann, ebenfalls die Suppe zu essen, und kam nach einiger Zeit mit dem Afrikaner ins Gespräch. Nachdem ich mich verabschiedet hatte, bemerkte ich, dass auf dem Nebentisch meine unangetastete Suppe stand. 2 4 6 Schreiben 17 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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