Treffpunkt Deutsch 4, Schulbuch

„Kick it like Beckham“ – Wortarten unterscheiden Nachdenken über Sprache Umgang mit Texten und Medien Narinder Dhami Kick it like Beckham Old Trafford 1 . Manchester United gegen Anderlecht. Die Zuschauer, ein Meer aus Rot und Weiß, sind unglaublich nervös. Sie warten auf das alles entscheidende Tor. „Die große Frage ist nur, wer von Manchester United das Tor schießen wird“, sagt John Motson 2 atemlos. „Wird es Scholes sein? Oder vielleicht Ryan Gigs? Oder wird David Beck- ham hier die Entscheidung bringen?“ Die Zuschauer lehnen sich vor und feuern die Spieler an. Die Atmosphäre ist wie elektrisiert. „Oh, da kommt ja der Ball, auf den Beckham gewartet hat! Jede Menge Spieler im Mittelfeld, und auch Bhamra kämpft sich durch. Eine wunderbare Flanke von Beckham, und da ist Bhamra. Was für ein großartiger Kopfball! – und … und … TOR!“ Die Zuschauer rasen vor Begeisterung. „Ein Tor! Ein Tor von Jess Bhamra! Ein exzel- lenter Kopfball! Sie ist höher gesprungen als all ihre Gegenspieler. Fantastisch, wie sie den Ball ins Toreck gezirkelt hat! Der Torwart hatte keine Chance! Jess Bhamra macht sich allmäh- lich einen Namen bei Old Trafford! Was meinen Sie, Gary? Haben wir in ihr einen neuen Star vor uns?“ Nun werden Gray Linecker, Alan Hansen und John Barnes 3 im TV-Studio eingeblendet. Alle drei sehen ziemlich beeindruckt aus. „Unbedingt, Motty!“, meint Gary und wendet sich an die Diskussionsrunde. „Was meinen Sie, Alan? Könnte Jess Bhamra die Antwort auf Englands Gebete sein?“ Alan zieht die Augenbrauen hoch. „Kein Zweifel, dass wir hier ein großes Talent vor uns haben, Gary. Sie denkt voraus, hat Ball- gefühl und eine schnelle Reaktion. Wisst ihr was? Ich wünschte, sie würde für Schottland spielen!“ Gary lacht und wendet sich dann an John Barnes. „John, glauben Sie, dass England die richtige Spielerin gefunden hat, um an die ruhmreiche Weltmeisterschaft von 1966 anzuknüpfen?“ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 „Keine Frage, Gary“, antwortet John. „Ich glaube, wir haben endlich das fehlende Puzzle- teilchen gefunden. Und das Beste an ihr ist, dass sie noch längst nicht ihre Höchstform erreicht hat!“ Gary blickt wieder in die Kamera. „Und nun, hier bei uns im Studio Jess’ Mutter – Mrs Bhamra!“ MUM?! Verschwinde! Was hast du in meinem Tagtraum verloren? „Mrs Bhamra, Sie müssen sehr stolz auf Ihre Tochter sein!“, sagt Gary strahlend. „Nein, ganz im Gegenteil!“, kreischt Mum. „Ich finde es schrecklich, dass sie mit diesen Männern herumrennt! Und dabei siebzigtau- send fremden Menschen ihre nackten Beine zeigt! Sie bringt nur Schande über unsere Familie …“ Sie wirft einen giftigen Blick auf die Diskussi- onsteilnehmer. „Und Sie drei sollten sie nicht noch ermutigen.“ Gary, Alan und John blicken drein wie kleine Jungs, die von ihrem Lehrer ausgeschimpft werden. „Jesminder, du kommst auf der Stelle nach Hause!“, poltert Mum weiter und hält den drohend erhobenen Zeigefinger in die Kame- ra. Ihre Augen blitzen vor Zorn. „Warte nur, bis du mir unter die Augen trittst! Jesminder Bhamra …“ In der nächsten Sekunde wurde die Tür meines Zimmers aufgerissen. 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv

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