Treffpunkt Deutsch 4, Schulbuch

Jetzt wird der Gelbe auch noch frech, sagte Tom. Lass ihn, sagte ein anderer. Warum?, sagte Tom. Wenn er mich auf den Arm nimmt. Mark versuchte, aus dem Kreis herauszu- kommen, doch die Jungen ließen es nicht zu. […] Jetzt, sagte er sich, rannte mit gesenktem Kopf auf Tom los, doch der fing ihn auf und schlug ihm ins Gesicht. Er trommelte mit den Fäusten auf Tom ein. Mensch, der Chinese hat ja Mut, sagte Tom. Ich bin kein Chinese, schrie Mark. […] Ich bin ein Deutscher, sagte er leise. Aber Tom hatte es gehört. Der will ein Deutscher sein! Habt ihr gehört? Der ist gelb und will ein Deutscher sein. Mark gab auf, legte die Hände vors Gesicht und schluchzte. Einer der Jungen zog Tom zurück und sagte: Lass ihn doch in Ruhe. Er kann ja nichts dafür, dass er gelb ist. Am nächsten Tag wollte er nicht in die Schule gehen. Der Vater schlug vor, er werde ihn hinbrin- gen. Das wollte er aber nicht. Er ging mit Renate. Auf dem Hof hörte er, wie einer zum anderen tuschelte: Da ist er, der gelbe Junge. Er riss sich von Renates Hand, rannte auf den Jungen zu, sprang an ihm hoch, klammerte sich an dessen Hals, so dass der Angst bekam und flehte: Lass mich los. Nenn mich nicht noch einmal „gelber Junge“, sagte Mark. Neinnein. Er ließ den Jungen los. Als er sich von ihm abkehrte, gab der ihm einen Tritt in den Hintern. Mark flog nach vorn. So listig seid ihr … ihr Weißen … Er schämte sich, fühlte sich krank, packte den Ranzen, lief aus dem Schul- hof, nach Hause. Heute musst du nicht in die Schule. Mor- gen, sagte die Mutter. Ich will nach Hause, sagte er. Du bist doch hier zu Hause, sagte seine Mutter. Er sah, dass sie traurig war. Bei euch schon, sagte er. Aber sonst nicht. Manchmal denke ich das auch, sagte Mutter. Aber wir werden es schon schaffen. Er schaffte es, gewöhnte sich daran, „gelber Junge“ genannt zu werden. Mit der Zeit taten das nicht mehr viele. Als er in die dritte Klasse kam, wäre er beinahe zum Klassensprecher gewählt worden. Es fehlten nur vier Stimmen. Wir haben dich lieb wie Renate, sagten seine Eltern. Es war so. Er wusste es. Er spürte es. Aber nachts träumte er noch immer, dass ihn eine Horde weißhäutiger Kinder verfolgt, ihn jagt, hetzt und dass er am Ende sich hinwirft, darauf wartet, von ihnen gequält und verspottet zu werden. Der gelbe Junge! 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 Lies den Text „Der gelbe Junge“. „Du bist doch hier zu Hause, sagte seine Mutter. Er sah, dass sie traurig war. Bei euch schon, sagte er. Aber sonst nicht.“ (Z. 102–104) Überlege selbst: Was heißt für dich „zu Hause sein“? Beantworte die Frage in deinem Heft. Sprecht darüber, wo und wodurch sich Kinder auch heute in ähnlichen Situationen befinden können wie Mark Dobler im Text „Der gelbe Junge“. Sammelt nun gemeinsam alle Informationen aus dem Text zur Figur des Mark Dobler und ordnet sie schriftlich nach den Elementen der Figurencharakterisierung aus dem Merktext von Seite 31. Besprecht anschließend, was ihr im Text zum Charakter von Mark erfahrt. Untersucht auch, welche Entwicklung die Figur durchmacht. Verfasse nun mithilfe der gesammelten Informationen eine Figurencharakterisierung zu Mark Dobler. Versuche deine Aussagen mit Hilfe der Erzählung zu begründen und mit einzelnen wörtlichen Zitaten zu belegen. Arbeite in deinem Heft. N 1 C 2 3 C 4 N 39 Menschen wie du und ich? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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