Treffpunkt Deutsch 4, Schulbuch

sicht, doch er ließ sich selbst davon nicht abschrecken. „Mm“, machte er und schnupperte. „Vanille?“ Als er mich anlächelte, erschienen winzige Grübchen in seinen Wangen. Solche, auf die man am liebsten den kleinen Finger legen würde. Er wusste das sicher genau – ein richtiger kleiner Provinz-Casanova. Wahr- scheinlich erwartete er, dass ihm gleich alle weiblichen Wesen an die Brust sanken, wenn er diesen Trick mit den Grübchen machte. Aber da lag er bei mir falsch! Ein plötzliches Gefühl von Wut wallte in mir auf. Ich wollte es ihm zeigen, diesem selbst ernannten Dorfkönig, oh ja! Ich wollte dieses ruhige Gesicht aus der Fassung bringen, diese Zufriedenheit mit sich und seiner kleinen Welt wegwischen. „Ach, kennt man so was bei euch auch? Vanille?“ Meine Stimme hörte sich selbst in meinen Ohren zu scharf, zu sarkastisch an. Er lachte einfach nur. „Ja, stell dir vor. Bei uns gibt’s mehr, als du vielleicht denkst. Wenn du willst, kann ich dir mal ein paar Sachen zeigen. Du weißt ja, wo ich wohne.“ Entweder war das die dümmste Anmache, die ich je gehört hatte, oder der Kerl war einfach scheißfreundlich. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. „Mal sehen“, murmelte ich achselzuckend und wandte mich zum Gehen. Ich versuchte nicht zu schwanken, obwohl mir noch immer schwindelig war. Das kam bestimmt von der Sonne. „Hey, ich weiß immer noch nicht, wie du heißt!“, rief Alex mir nach. „Mia!“, rief ich über die Schulter zurück. „Ich heiße Mia.“ […] 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 Was erfährst du über das Mädchen? Ist dir diese Figur sympathisch? Gibt es Dinge, die du nicht verstehst? Besprich deine Gedanken mit deiner Sitznachbarin oder deinem Sitznachbarn. Bildet Gruppen zu viert. Die Hälfte der Gruppen bekommt die Figur von Mia, die andere Hälfte die Figur von Alex zugeteilt. Untersucht nun mit Hilfe des Merktextes, welche Informationen aus dem Text eure Figur direkt charakterisieren und welche Informationen ihr indirekt erhaltet. Unterstreicht die entsprechenden Passagen mit unterschiedlichen Farben. Diskutiert dann anhand der unterstrichenen Textstellen darüber, wie ihr die Figur einschätzt und was ihr über ihr Äußeres und ihren Charakter sagen könnt. Präsentiert es dann vor der Klasse. B 1 Merke: Bei der Darstellung von Figuren in Geschichten oder Romanen unterscheiden wir zwei Arten, wie die Leserinnen oder Leser etwas über eine Figur erfahren können: Die direkte Charakterisierung: Dies sind alle direkten Aussagen, Urteile und Bewertungen, die die Figur selbst, die Erzählerin bzw. der Erzähler oder andere Figuren zu den Eigenschaf- ten und Wesenszügen der Figur äußern. Z. B.: Der Typ hatte eindeutig zu viel Selbstbewusst- sein. Die Leserin oder der Leser erhält Beschreibungen und Bewertungen zur Figur, sie bzw. er muss aber die Subjektivität dieser Meinungen beachten. Die indirekte Charakterisierung : Dies sind die Dinge, die uns indirekt über den Charakter der Figur Aufschluss geben, also die Beschreibung der äußeren Merkmale, das Handeln und Verhalten, Gedanken, Gefühle und Äußerungen der Figur. Z. B.: Am liebsten hätte ich die ganze Bande vom Geländer geschubst […] . Die Leserin bzw. der Leser muss die Wesenszüge der Figur selbst erschließen. O AH S.12 Ü2, Ü3 C 2 33 Menschen wie du und ich? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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