Treffpunkt Deutsch 4, Schulbuch
Merke: Kalendergeschichten sind im 16. Jahrhundert entstanden und waren damals oft die einzigen gedruckten Informationsquellen der Menschen. In den kurzen Erzählungen sollen die Leserinnen und Leser deshalb nicht nur unterhalten, sondern auch belehrt werden. Inhalt- lich liegt den Geschichten oft eine merkwürdige Begebenheit zugrunde, also z. B. ein außer- gewöhnliches Ereignis. Oft geht es dabei um alltägliche Dinge, wie eine lustige Verwechs- lung, einen merkwürdigen Zufall oder ein besonders schlaues Verhalten einer Person. Johann Peter Hebel Das sonderbare Rezept Es ist eigentlich kein großer Spaß dabei, wenn man ein Rezept in eine Apotheke tragen muss. Aber vor vielen Jahren war es doch einmal ein Spaß. Da hielt ein Bauer von einem fern gelegenen Hof eines Tages mit einem Wagen und zwei Pferden vor der Stadtapotheke. Er nahm vorsichtig eine große hölzerne Stubentür vom Wagen und trug sie in die Apotheke. Der Apotheker wunderte sich und sagte: „Was wollt Ihr hier, guter Freund, mit Eurer Stubentür?“ Nun aber sagte der Bauer, der Doktor sei bei seiner kranken Frau gewesen. Er habe ihr einen Saft aufschreiben wollen. Aber im ganzen Haus sei keine Feder, keine Tinte und kein Papier gewesen, nur ein Stück Kreide. Da habe der Herr Doktor das Rezept an die Stubentür geschrieben. Und nun solle der Herr Apotheker so gut sein und den Saft kochen. Kurz –, wenn der Saft die Frau nur gesund gemacht hat. Der handelt richtig, der sich in der Not zu helfen weiß. Johann Peter Hebel wollte mit seinen Kalendergeschichten unterhalten und belehren. Ver- gleiche die zwei Geschichten miteinander und besprich mit deiner Sitznachbarin oder deinem Sitznachbarn, inwieweit dies auf sie zutrifft. Verfasst zu einer der beiden Kalendergeschichten „Das wohlfeile Mittagessen“ oder „Das sonderbare Rezept“ eine Parallelgeschichte, die in der Gegenwart spielt. Schreibt in euer Heft. 2 4 6 8 10 12 B 1 B N 2 165 Seltsame Begebenheiten N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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