Treffpunkt Deutsch 4, Schulbuch

„… und zufrieden zu werden mit seinem Schicksal“ – Adverbialsätze (Umstandssätze) unterscheiden Umgang mit Texten und Medien Nachdenken über Sprache Lies die Fortsetzung der Geschichte „Kannitverstan“ und erkläre mündlich in der Klasse, warum der Handwerksbursche an der Beerdigung teilnimmt und von der Predigt gerührt ist, obwohl er davon überhaupt nichts versteht. Johann Peter Hebel Kannitverstan (Teil 2) 1 C Der Erzähler sagt in der Einleitung, dass jeder Mensch, wenn er will, zufrieden werden kann mit seinem Schicksal. Erläutere mündlich in der Klasse, was das bedeutet, „zufrieden zu werden mit seinem Schicksal“, und beziehe die Lehre der Geschichte auf das Thema des Kapitels (Leben- sträume). 2 C 16 […] In der Ferne läutete ein einsames Glöck- lein. Jetzt ergriff unseren Fremdling ein wehmütiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, wenn er eine Leiche sieht, und blieb mit dem Hut in den Händen andächtig stehen, bis alles vorüber war. Doch machte er sich an den letzten vom Zug, der eben in aller Stille ausrechnete, was er an seiner Baumwolle gewinnen könnte, wenn der Zentner um zehn Gulden aufschlüge, ergriff ihn sachte am Mantel und bat ihn treuherzig um Exküse 1 . „Das muss wohl auch ein guter Freund von Euch gewesen sein“, sagte er, „dem das Glöcklein läutet, dass Ihr so betrübt und nachdenklich mitgeht?“ – „Kannitverstan!“ war die Antwort. Da fielen unserem guten Tuttlinger ein paar große Tränen aus den Augen, und es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. „Armer Kannit- verstan“, rief er aus, „was hast du nun von 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 allem deinem Reichtum? Was ich einst auch bekomme: ein Totenkleid und ein Leintuch, und von allen deinen schönen Blumen viel- leicht einen Rosmarin auf die kalte Brust oder eine Raute 2 “. Mit diesen Gedanken begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans Grab, sah den vermeinten 3 Herrn Kannitver- stan hinabsenken in seine Ruhestätte und ward von der holländischen Leichenpredigt, von der er kein Wort verstand, mehr gerührt als von mancher deutschen, auf die er nicht achtgab. Endlich ging er leichten Herzens mit den anderen wieder fort, verzehrte in einer Herberge, wo man Deutsch verstand, mit gutem Appetit ein Stück Limburger Käse, und wenn es ihm wieder einmal schwerfallen wollte, dass so viele Leute in der Welt so reich seien und er so arm, so dachte er nur an den Herrn Kannitverstan in Amsterdam, an sein großes Haus, an sein reiches Schiff und an sein enges Grab. 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 1 Entschuldigung 2 Heilpflanze 3 vermeintlichen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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