Treffpunkt Deutsch 3, Sprachbuch

Digitaler Stress? – Gezielt fragen Umgang mit Texten Sprechen und Zuhören Im digitalen Dauerstress München – Ein Abend mit Freunden. Dass die Diskussion mitten im Satz abbricht, weil je- mand gerade ein echt witziges Foto geschickt bekommen hat, sind alle längst gewohnt. Doch diesmal ist auch Siri dabei. „Wo bin ich und wie komme ich am schnellsten nach Hause“, fragt eine Freundin. „Ich habe dich nicht verstan- den“, sagt die Stimme des iPhones. „Siri, wie wird das Wetter“, fragt die Freundin. Wir reden über einen möglichen Ausflug am nächsten Tag. Diesmal antwortet Siri sofort. „Karla, mor- gen scheint die Sonne.“ Das Wetter sage ihr das Smartphone jeden Morgen als Erstes an, erzählt sie. Das Smartphone muss nicht gleich zum neuen Partner werden, es reicht schon, dass wir damit Uhr, Kalender, Bücher ersetzt ha- ben und dabei süchtig geworden sind. Ständig schauen wir auf den Bildschirm, obwohl wir gerade nichts brauchen. Aus Gewohnheit. Aus Lang- weile. Um uns noch einmal zu versichern, wie viele Bekannte wir haben. Und oft ist nicht der Partner, sondern das kalte Display das Erste und das Letzte, was wir jeden Tag berühren. Längst sind wir nicht mehr auf reale Konkur- renten eifersüchtig, sondern auf die Zeit, die unser Partner mit seinem Handy verbringt. Auf jede neue Nachricht, die das Gespräch mitten im Satz ersterben lässt. Wir leben im digitalen Dauerstress. Und je mehr Aufgaben das Smartphone für uns übernimmt, desto un- ersetzlicher wird es. Auch unsere Verabre- dungskultur hat das Smartphone verändert. Einmal ausgemachte Dates sind lange nicht mehr so verbindlich wie früher. Kurz vorher checkt jeder noch mal, ob sich nicht doch viel- leicht Zeit und Ort geändert haben. Man rechnet fast damit, dass etwas dazwi- schenkommt. Kaum noch vorstellbar, dass Ver- abredungen mal halbwegs pünktlich am verab- redeten Ort stattfanden. Dass man Artikel zu Ende gelesen hat und nicht nach drei Absätzen zum nächsten wischt. Dass man nicht minuten- lang überlegt hat, welches Selfie oder süße Kinderfoto die meisten Likes bei Facebook bringt. Forscher des Bonner „Ment- hal Balance“-Projekts, die über eine App das Verhalten von 60000 Smartphone-Nutzern beobachten, haben herausgefunden, dass jeder Nutzer 88-mal das Smartphone einschaltet, pro Tag. 35-mal, um die Uhrzeit zu checken oder nachzuschauen, ob man eine neue Nachricht bekommen hat. 53-mal zum Surfen, Chatten oder um eine an- dere App zu nutzen. Alle 18 Minuten unterbra- chen die freiwilligen Probanden 1 der Studie ihre Tätigkeit, um online zu sein. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 1  Probanden = Versuchspersonen Lies den Zeitungsartikel und kreuze an, welche Aussagen über den Inhalt des Textes richtig sind. richtig falsch a) „Siri“ ist der Name eines Programms auf einem Smartphone, das auf Sprache reagiert und selbst antworten kann. b) Manche Menschen haben ihr Smartphone lieber als ihren Partner. c) Heute rechnet niemand mehr damit, dass Verabredungen mal halbwegs pünktlich am verabredeten Ort stattfinden. d) Bei einem Versuch haben die Versuchspersonen durchschnittlich alle 18 Minuten auf ihr Smartphone gesehen. 1  88 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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