Treffpunkt Deutsch 3, Sprachbuch

Werwolf mal zwei – Eine Ballade schreiben Nachdenken über Sprache Umgang mit Texten Christian Morgenstern Der Werwolf (1905) Ein Werwolf eines Nachts entwich von Weib und Kind und sich begab an eines Dorfschullehrers Grab und bat ihn: „Bitte, beuge mich!“ Der Dorfschulmeister stieg hinauf auf seines Blechschilds Messingknauf und sprach zum Wolf, der seine Pfoten geduldig kreuzte vor dem Toten: „Der Werwolf “, sprach der gute Mann, „des Weswolfs, Genitiv sodann, dem Wemwolf, Dativ, wie man’s nennt, den Wenwolf, – damit hat’s ein End.“ Dem Werwolf schmeichelten die Fälle, er rollte seine Augenbälle. „Indessen“, bat er, „füge doch zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!“ Der Dorfschulmeister aber musste gestehn, dass er von ihr nichts wusste. Zwar Wölfe gäb’s in großer Schar, doch „Wer“ gäb’s nur im Singular. Der Wolf erhob sich tränenblind – er hatte ja doch Weib und Kind! Doch da er kein Gelehrter eben, so schied 1 er dankend und ergeben. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 Besprecht im Klassengespräch, weshalb diese Ballade mit Humor und nicht ganz ernst zu nehmen ist. Mit welchen Gegensätzen spielt der Autor? Der Werwolf bittet darum, „gebeugt“ zu werden. Erklärt im Klassengespräch, welche Bedeu- tungen das Wort im alltäglichen Sprachgebrauch hat und welche Bedeutung ihm im gramma- tikalischen Bereich zukommt. Wie lautet die lateinische Bezeichnung für dieses Wort in der Grammatik? Der Werwolf ist traurig, da sich sein Name nicht in den Plural (Mehrzahl) setzen lässt. Fallen dir Nomen (Namenwörter) ein, bei denen sich ebenfalls keine Mehrzahl bilden lässt? Schreibe sie auf die Linie. Erzählt nun zu zweit mündlich und von Strophe zu Strophe abwechselnd die Ballade vom Werwolf im Dialekt. C 1  C 2  3  B 4  1 schied = verabschiedete sich 160 Nur zu Prüfzwecken – E gentum des Verlags öbv

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