Treffpunkt Deutsch 3, Sprachbuch

Nicht nur vom Fliegen träumten die Menschen jahrhundertelang. Besprecht in der Klasse, welche anderen technischen Errungenschaften, die für uns heute selbstverständlich sind, in früheren Zeiten oder noch vor kurzem als unmöglich galten. Nicole Serocka Fahrstühle – Die steile Karriere des Aufzugs C 5  […] Bereits in der Antike entwickelte der grie- chische Mathematiker und Ingenieur Archime- des einen Lastenaufzug, der mit Seilen und ei- nem Flaschenzug betrieben wurde. Und auch im antiken Rom wurden Raubtiere und Gladia- toren per Lift und Sklavenkraft in die Arena des Kolosseums befördert, wo sie dann aufeinander losgehen mussten. Die Technik selbst blieb aber lange Zeit unausgereift. Deshalb stiegen die Menschen noch bis zur Mitte des 19. Jahrhun- derts lieber Treppen hoch: Viele hatten pani- sche Angst vor einem Aufzug-Absturz. Kaum verwunderlich, dass Wohlhabende damals zu- meist unten in der sogenannten Beletage wohn- ten, der „schönen Etage“, und ihre Dienstboten in den oberen Stockwerken der Häuser einquar- tierten. Erst als der US-Amerikaner Elisha Graves Otis im Jahr 1854 einen riskanten Selbstversuch wagt, sinkt die Furcht vor dem Fall. Im New Yorker Crystal Palace, einer riesigen Ausstel- lungshalle, lässt sich Otis auf einer Plattform 15 Meter in die Höhe ziehen. Als er oben ange- kommen ist, schneidet sein Assistent das Trag- seil durch, das die Plattform hält. Dem Publi- kum stockt der Atem. Doch die Plattform rutscht nur wenige Zentimeter nach unten – und bremst sich selbst! […] Drei Jahre nach diesem Spektakel fährt in einem Gebäude am Broadway in New York der erste Personenauf- zug auf und ab. Er wird mit Dampf betrieben. Von nun an geht die Karriere des Fahrstuhls steil nach oben. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1867 präsentiert der Franzose Leon Edoux zwei „hydraulische Aufzüge“, deren Ka- binen nicht an einem Seil hängen, sondern auf ausfahrbaren Säulen stehen, die in der Erde stecken und mit Druck bewegt werden. Eine si- chere, aber teure Erfindung: Die Säulen von Hydraulik-Aufzügen müssen schließlich so tief versenkt werden, wie das Gebäude groß ist. […] Noch dazu sind diese Lifte langsam. Das gilt al- lerdings auch für den ersten mit Strom betrie- benen Fahrstuhl, den der deutsche Erfinder Werner von Siemens ertüftelt. 1880 stellt er ihn auf einer Messe in Mannheim vor. Sicher gleitet der Fahrstuhl auf und ab – nur eben nicht schnell. Um richtig in Schwung zu kommen, muss der elektrische Antrieb noch mit einer Treibscheibe kombiniert werden, einer Erfin- dung aus dem Bergbau. Nach diesem Prinzip funktionieren Seilauf- züge auch heute noch: Die Tragseile werden dabei über die Scheibe gelegt; an einem Ende halten sie die Kabine, am anderen Ende ein Ge- gengewicht. […] So oder so lassen sich mit die- sen Fahrstühlen endlich extrem große Höhen- unterschiede überwinden – der Rekord liegt zur Zeit bei 500 Metern. Ihn halten zwei Aufzüge in Burj Dubai, dem höchsten Gebäude der Welt. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Präsentationstraining : Stell dir vor, du bist Ingenieurin oder Ingenieur und arbeitest an der Entwicklung von Fahrstühlen. Nun führst du Besucherinnen und Besucher durch eine Aus- stellung und erklärst ihnen die Geschichte der Entwicklung des Fahrstuhls. Lies den Text oben genau, notiere und merke dir die wichtigsten Stationen und Ereignisse und bereite deine „Führung“ vor. Versuche dich nun selbst im Balladenschreiben! Verfasse eine oder zwei Strophen einer Ballade, die wie die Ballade „Ulm 1592“ den scheinbar ganz und gar verrückten Traum einer technischen Errungenschaft zum Inhalt hat. N 6  N 7  155 Geschichten in Strophen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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