Treffpunkt Deutsch 2, Sprachbuch

„Manuel!“, rief meine Mutter aus der Küche, „bist du fertig? Der Bus kommt gleich!“ Und ob ich fertig war! So sehr hatte ich mich schon lan- ge nicht mehr auf etwas gefreut wie auf unseren diesjährigen Schulausflug. Unsere Klasse plante nämlich eine richtige Schatzjagd im Wald und meine Gruppe und ich, wir waren fest ent- schlossen, als Sieger heimzukehren! Zwei Stunden später standen Abdul, Lina, Andrada und ich vor einer Lichtung und der Pfeil auf dem Plan in unserer Hand zeigte geradeaus. Um unsere Verfolger von der richti- gen Spur abzubringen, beschlossen wir, uns auf- zuteilen und uns vor dem vermuteten Versteck wiederzutreffen. So rannte ich nach links los. Bald aber war ich mir gar nicht mehr so sicher, in welche Richtung ich denn nun zurück zum Treffpunkt rennen musste. Die Bäume standen hier sehr eng und nur wenig Licht drang durch. Lange Schatten kreuzten meinen Weg, das Un- terholz wurde immer dichter und plötzlich be- merkte ich, dass ich gar keine Stimmen mehr hörte. Nur noch das Rascheln der Blätter und hier und da ein unheimliches Knacksen. Ich hielt den Atem an. Ich hatte mich doch wohl nicht verirrt? Zaghaft rief ich den Namen mei- ner Kameraden. Keine Antwort. Schließlich nahm ich all meinen Mut zusammen und folgte dem immer schmaler werdenden Weg. Da: Was war das? Bewegte sich da nicht etwas? Mein Herz schlug so laut, dass ich schon fürchte- te, es würde mich verraten. Mucksmäuschenstill ließ ichmich in die Hocke gleiten. Ich traute mich kaum zu atmen, lauschte nur angestrengt. Und wirklich! Ich hörte ein verhaltenes Atmen auf meiner rechten Seite. Mein Herz schlug mir bis zumHals. War das jetzt mein Ende? Nach einer Ewigkeit hörte ich ein zaghaftes Flüstern: „Hallo??“ Ein Stein fiel mir vom Her- zen! Die Stimme kannte ich! Es war Abdul! Erleichtert sprang ich auf und gab mich zu er- kennen. Ich hätte Abdul um den Hals fallen können! Gemeinsam begaben wir uns auf die Suche nach den anderen. Nach einigem Hin und Her fanden wir zurück auf den vereinbar- ten Weg und da sahen wir auch schon welche aus unserer Klasse. Den Schatz holten sich an diesem Tag zwar andere, aber das war mir egal! Hauptsache, ich war wieder heil aus diesem Wald herausgekommen. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 Spannend erzählt – Spannende Geschichten bewerten und schreiben Schreiben Umgang mit Texten Frau Schneider, eine Deutschlehrerin, hat für ihre Klasse ein Beispiel für eine spannende Ge- schichte geschrieben. Lies die Geschichte und kreuze die sechs zutreffenden Aussagen zur Bewertung der Geschichte an. 1  Die Einleitung liefert alle wichtigen Informationen für das Verständnis der Geschichte. Die Einleitung macht neugierig. Die Einleitung ist zu lange. Es werden innere Vorgänge entfaltet – die Gefühle der Personen werden sichtbar. Im Text gibt es nur sehr wenige anschau- liche Adjektive und Verben. Im Text gibt es drei Mal einen Kurzsatz. Im Text kommen unbestimmte Wörter vor, die die Spannung erhöhen. Der Text ist spannend. Der Text ist nicht spannend. Im Hauptteil kommen Vorausdeutun- gen vor. Der Schluss zur Geschichte fehlt. 24 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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