Treffpunkt Deutsch 2, Sprachbuch

Eines schönen Tages wurde in Schilda das Salz knapp. Und die Händler, die durchs Land zogen, hatten keines zu verkaufen. […] Das missfiel den Schildbürgern. Denn Butterbrot, Kartoffeln und Suppen ohne Salz schmeckten ihnen und ihren Kindern ganz und gar nicht. Deshalb berat- schlagten sie, was geschehen sollte. […] Da der Zucker auf Feldern wachse, meinte einer, brau- che man auf dem Gemeindeacker nur Salz aus- zusäen. Alles andere werde sich dann schon fin- den. So geschah᾽s. Sie streuten die Hälfte ihres Salzvorrats auf den Acker, stellten Wachposten an den Rändern des Feldes auf, für den Fall, dass Vögel das Salz würden stehlen wollen, und war- teten ab. Schon nach ein paar Wochen grünte der Acker, dass es eine Lust war. Das Salzkraut schoss nur so in die Höhe. […] Und die Schildbürger rechneten schon nach, wie viel Salz sie ernten würden. […] Eine Woche später gerieten ein paar Kinder […] beim Spielen ins Salzkraut hinein. Sie waren barfuß und sprangen, kaum dass sie drinnen wa- ren, schreiend wieder hinaus und rannten […] nach Hause. „Es beißt schon!“, riefen sie auf- geregt und zeigten den Eltern ihre Füße und Waden. Überall hatten sie rote Flecken, und es brannte fürchterlich. „Das Salz ist reif!“, rief der Schweinehirt. „Auf zur Ernte!“ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 1 Gewehre Die versunkene Glocke Die erstaunlichen Taten der Bürger von Schilda – Schildbürgergeschichten untersuchen Schreiben Umgang mit Texten Als die Schildbürger hörten, dass hinter den Bergen Krieg herrschte, fürchteten sie sehr für ihr Hab und Gut, es möchte ein Raub der Fein- de werden. Besonders war ihnen angst um die Glocke, die in ihrem Rathaus hing. Sie meinten, man könne sie wegnehmen, um Büchsen 1 dar- aus zu gießen. Deshalb wollten sie ihre Glocke in den See versenken, bis der Krieg vorüber war. Dann konnte man sie herausholen und wieder auf- hängen. Sie brachten die Glocke also in ein Boot und ruderten auf den See hinaus. Als sie aber die Glocke hineinwerfen woll- ten, sagte einer: „Wie werden wir nun die Stelle wieder fin- den, wenn wir sie wieder herausholen wollen?“ „Darüber lasst euch mal keine grauen Haare wachsen“, sagte der Bürgermeister, ging hin und schnitt mit dem Messer eine Kerbe in den Bootsrand an der Stelle, wo sie die Glocke ver- senkten. Nachdem der Krieg vorüber war, fuh- ren sie wieder auf den See hinaus, ihre Glocke zu holen. Und sie fanden die Kerbe im Boots- rand wohl, aber die Glocke konnten sie nicht finden noch die Stelle, an der sie sie versenkt hatten. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Der versalzene Gemeindeacker (gekürzt) 146 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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