Sexl Physik 8, Schulbuch

Die Reaktorkatastrophe von Fukushima Das Erdbeben am 11. März 2011 zählt zu den stärksten bekannten Beben. Das Epizentrum des Bebens lag etwa 130 km östlich vor der japanischen Küste. Ein Tsunami mit mehr als 10m hohen Wellen war die Folge. Dies führte zu zwei Ka- tastrophen: −− Die Küstenregion wurde bis zu 10 km tief ins Landesinnere verwüstet, wobei etwa 20000 Menschen umkamen. −− Das direkt am Meeresufer gebaute Kernkraftwerk Fukushima Daiichi wurde zerstört mit ungeheuren Folgen (  60.1 ). Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) war mit sechs Reaktor- blöcken eines der leistungsstärksten Kernkraftwerke in Japan. Es befindet sich unmittelbar am Pazifik, 250 km nordöstlich von Tokio. Die Reaktorblöcke wurden 1971 in Betrieb genommen und zählen damit zu den ältesten Kraftwerken. Baumängel und Wartungsmängel wurden bereits vor dem Unglück festgestellt und von der Betreiberfirma negiert. Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi war auf einen Tsunami von etwa 5m Höhe ausgelegt. Zuerst das Beben und danach das eindringende Wasser bewirk- ten, dass die elektrische Energieversorgung des Kraftwerks ausfiel und dadurch die Reaktorkerne und die gelagerten Brennstäbe nicht mehr ausreichend ge- kühlt wurden. Dies führte zu einer Unfallserie, bei der die Reaktorblöcke 1 bis 4 zerstört wurden und in drei Reaktoren die Brennelemente schmolzen (Kern- schmelze). Es wurden erhebliche Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt. Die ja- panische Atomaufsichtsbehörde stufte die Vorfälle zunächst als ernsten Störfall ein, später als „katastrophalen Störfall“ (das ist die höchste Stufe in der interna- tionalen Bewertungsskala). Durch Wasserstoffexplosionen wurden viel mehr radioaktive Partikel als in Tschernobyl in die Umwelt freigesetzt, der Großteil davon in den Pazifik. Wegen der Windverhältnisse und der Lage des Kraftwerks blieb Tokio verschont. Der Fallout und der Versuch, die Brennstäbe mit Meerwasser zu kühlen, führten dazu, dass große Mengen Meerwasser kontaminiert wurden. Die Umgebung des Kraftwerks wurde in einem Umkreis von 30 km evakuiert, d. h. etwa 160 000 Menschen lebten Juli 2012 in Notunterkünften, sechs Jahre später waren es im- mer noch 45 000 . Die Überlegungen, welche Folgen ein derartiger Unfall in einem dichtbesiedel- ten Gebiet wie Europa hätte, führten in Deutschland und in der Schweiz zum Beschluss, schrittweise auf Kernenergie zur Erzeugung von Strom zu verzich- ten.  Untersuche, überlege, forsche: Fukushima 60.1 S 1  Über den verzweifelten Kampf der japanischen Techniker und Feuerwehr- leute gegen Explosionen, Feuer und Überschwemmungen in den Kraftwerks- blöcken findest du weitere Informationen am Internet. Lies nach unter http://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima 60.1 S 2  Informiere dich im Internet über Medienberichte, die unmittelbar nach dem Kernkraftwerksunfall geschrieben wurden. Welchen Eindruck gewinnst du? Informiere dich auch über den aktuellen Stand. spiegel online.de etwa sechs Monate nach der Katastrophe: Der Zustand der geschmolzenen [Reaktor-]Kerne und der Sicherheitsbehälter ist unbekannt. Weil man nicht weiß, ob doch noch etwas von dem geschmolzenen Kernbrennstoff durch den Boden des Sicherheitsbehälters austritt. (…) Immerhin scheint die Kühlung der Reaktoren durchaus stabil zu laufen (8.9.2011). In der Re- gion Fukushima müssen sich rund 360.000 Kinder und Jugendliche einer Krebsvorsorge unterziehen. Die Schilddrüse könnte durch die Atomkatastrophe geschädigt sein (9.10.2011). Mehrere Millionen Kubikmeter Boden (etwa 2400 Qua- dratkilometer) sind radioaktiv kontaminiert und müssen entsorgt werden. Das Umweltministerium hat nun dafür einen zusätzlichen Etat von etwa 450 Milliar- den Yen (umgerechnet rund 4,3 Milliarden Euro) beantragt. (19.9.2011). 60.1 Ein Tsunami zerstörte im März 2011 drei Reaktorblöcke im Kernkraftwerk Fukushi- ma Daiichi. (Lage und aktuelle Bilder findest du auch auf google earth) 60.2 Proteste gegen die Kernkraftwerkbe­ treiber (spiegel online.de )  60 Kernphysik Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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