Sexl Physik 8, Schulbuch

men werden relativ hohe Konzentrationen an Radon gemessen. Man vermutet, dass 20% der Lungenkarzinome von Nichtrauchern durch Inhalation von Radon verur- sacht werden. Zu beachten ist auch die bei Flügen wirksame Strahlenbelastung durch kosmische Strahlung. Bei Flügen über einen der Pole im Falle gleichzeitiger hoher Sonnenak- tivität kann sie bis zu 10mSv/Flug betragen. Zivilisatorische Strahlenbelastung Hauptquelle sind hier die Verwendung von Röntgenstrahlen und radioaktiven Strahlen in der medizinischen Diagnose und Therapie. Die Strahlenbelastung durch diejenigen radioaktiven Isotope, die bei oberirdischen Kernwaffentests bis in die 1960iger Jahre in die Atmosphäre gelangten, sowie Strahlung, die beim Störfall von Tschernobyl 1986 (s. S. 59) ist gegenwärtig ver- nachlässigbar gering. In beiden Fällen waren über die Nahrung und die Atmung aufgenommene Nuklide für die Strahlenbelastung verantwortlich. Um erhöhte Strahlenbelastungen (etwa infolge eines Unfalls in einem Kernkraft- werk) rechtzeitig erfassen zu können, wurde in Österreich ein Strahlenfrühwarn- system mit 335 Messstationen eingerichtet. Die Ortsdosisleistung liegt üblicher- weise zwischen etwa 70 und 200nSv/h . Den aktuellen Wert deines Standorts findest du auf der Website des Umweltministeriums. Die Strahlenschutzverordnung Zum Schutz beruflich exponierter Personen besteht in Österreich eine Strahlen- schutzverordnung . Neben Bestimmungen zum Schutz von Personen, die am Ar- beitsplatz ionisierender Strahlung ausgesetzt werden, enthält sie auch Verordnun- gen zum Schutz von Personen vor erhöhter Exposition durch terrestrische natürliche Strahlenquellen und eine Verordnung über Maßnahmen bei radiologi- schen Notstandssituationen und bei dauerhafter Strahlenexposition. Sie orientiert sich an den Empfehlungen der ICRP (International Commission on Radiation Protection) . −− Die Exposition von Menschen muss einen hinreichenden Nutzen in Abwägung gegenüber der möglichen Schädigung erbringen, ansonsten ist sie nicht zuläs- sig. −− Die Exposition ist so niedrig zu halten, wie dies nach dem Stand der Technik unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und sozialer Faktoren möglich und vertretbar ist. Der erste Punkt gilt vor allem für Personen, die am Arbeitsplatz ionisierender Strahlung ausgesetzt sein könnten und für alle medizinischen Maßnahmen. Diese Personen müssen dosimetrisch überwacht werden. Ihre maximale zusätzliche Ganzkörperdosis darf bei exponierten Personen 20mSv/a nicht überschreiten. Der zulässige Grenzwert für die Gesamtbevölkerung beträgt 1mSv/a . Schwieriger umzusetzen ist die zweite Richtlinie. So galt etwa für die Maßnahmen der Bundesregierung bei der Kraftwerkskatastrophe von Tschernobyl (s. S. 59), dass für die Bevölkerung dieselben Richtlinien einzuhalten sind wie für strahle- nexponierte Personen in Forschung und Industrie. In den ersten Wochen nach dem Unglück wurde daher die Kontaminierung von Boden, Luft und Wasser gemessen und der Verkauf kontaminierter Lebensmittel (z. B. Milchprodukte und Frischge- müse) verboten; für die Landwirtschaft gab es ein Verbot der Fütterung mit Grünf- utter. Insgesamt ergab sich dadurch eine durchschnittliche Reduktion von 0,33mSv pro Person. Radioaktivität Strahlen- dosis Strahlenart Dosis- verteilung im Körper individuelle Strahlungs- empfindlich- keit Umwelt- faktoren zeitliche Dosis- verteilung 49.1 Die Auswirkung von Radionukliden auf den Körper hängt von der Strahlenart, dem betroffenen Organ und der biologischen Halb- wertszeit (Zeit, bis zu der 50% der Nuklide aus- geschieden werden) ab. 7,0% intern 37,4% Radon 30,4% Medizin 23,4% terrestrisch und kosmisch 2,8% sonstige künstliche Strahlung 49.2 Die mittlere jährliche Strahlenbelastung in Österreich beträgt pro Einwohner und Jahr 2,8mSV. Die interne Strahlenbelastung stammt vor allem von C-14 und K-40 im Organismus. Neben Radon haben vor allem Röntgenunter- suchungen und die therapeutische b.z.w. dia- gnostische Verwendung radioaktiver Elemente in der Medizin einen wesentlichen Anteil an der Gesamtbelastung. Bei hoher Radonbelas- tung kann die Belastung auch wesentlich hö- her sein. Mehr dazu findest du unter: https://www.bmnt.gv.at/umwelt/strahlen-a- tom/strahlenschutz.html Eine Österreichkarte mit den jeweiligen Radon- werten findest du unter: https://geogis.ages.at/GEOGIS_RADON.html Strahlenschutzmaßnahmen Da die Intensität der Strahlung mit dem Quadrat des Abstandes von der Strah- lungsquelle abnimmt, ist dieser mög- lichst groß zu halten. Die Strahlenbelastung soll durch ab- schirmende Materialien reduziert wer- den. Die Expositionsdauer soll möglichst kurz sein. Radioaktive Stoffe sollen weder durch die Atemluft noch durch Speisen in den Körper gelangen. 49 | Kernphysik Nu zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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