Sexl Physik 8, Schulbuch
VERTIEFUNG UND WIEDERHOLUNG 120 Prof. Dr. Silke Bühler-Paschen Warum habe ich Physik studiert? Mit etwa 14 Jahren begann ich mich in der Schule für Physik zu interessieren. Dabei stand für mich die Frage „Wie macht die Natur das eigentlich?“ klar im Vordergrund und nicht so sehr Faszination für „Technik“. Das ist bis heute so geblie- ben. Als dann die Studienwahl anstand, war ich weiter un- sicher, was ich studieren und einmal werden will. Ich konn- te mir Sprachen, Medizin und eigentlich alle Naturwissenschaften als Studium vorstellen. Die Wahl für Physik fiel dann auch mit Blick auf meine älte- re Schwester, die sich für Chemie entschieden hatte (ich wollte nicht das gleiche machen), eine mögliche spätere Vereinbarkeit von Beruf und Familie (das stellte ich mir in der Medizin – mein Traum war „Ärzte ohne Grenzen“ – be- sonders schwer vor) und auch gute Berufsaussichten (daher stellte ich die Sprachen in den Hintergrund). Ein Blick in den Studienführer, der alles andere als ansprechend gestal- tet war, hat mich dann aber komischerweise nicht abge- schreckt, sondern herausgefordert „das zu schaffen“. Was sind meine heutigen Aufgaben und Interessen? Wo sehe ich künftige Entwicklungen? Heute bin ich Professorin am Institut für Festkörperphysik der Technischen Universität Wien und Mutter von drei Kin- dern. Der Weg hierher verlief über mein Physik-Studium an der TU Graz, Diplom- und Doktorarbeit in der Schweiz, eine Wissenschaftlerstelle am Max-Planck-Institut für Chemi- sche Physik fester Stoffe in Dresden und eine Gastprofessur an der Nagoya University in Japan. In dieser Zeit habe ich verschiedene Forschungsgebiete im Bereich der Festkörper- physik kennengelernt und tatsächlich immer wieder festge- stellt, dass mich die Frage danach, wie die Natur funktio- niert, am meisten fasziniert. Gemeinsam mit meinen Mitarbeiter/innen versuche ich zum Beispiel zu verstehen, warum sich Elektronen in bestimm- ten Materialien zu Paaren („Cooperpaaren“) zusammentun und den Strom dann gemeinsam perfekt (ohne elektrischen Widerstand) leiten können. Wir scheuen keinen Aufwand, um solchen Fragen mit ausgeklügelten Apparaturen (zum Beispiel Mikrokelvin-Kryostaten) im wahrsten Sinne des Worten auf den Grund zu gehen – und als Mittel zum Zweck ist Technik in der Tat auch für mich sehr spannend! Grundlegende Erkenntnisse aus der Festkörperphysik füh- ren fast unweigerlich zu neuen Anwendungen – heute denkt man hier besonders an den Quantencomputer. Lise Meitners Töchter Mag. Dr. Doris Steinmüller-Nethl Warum habe ich Physik studiert? ...weil ich unglaublich neugierig bin und es mich schon immer in- teressiert hat, zu wissen, wie et- was funktioniert, warum es so ist, wie es ist. Mein Vater hatte mir immer kniffelige, meist mathemati- sche Aufgaben gegeben statt eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen – seither brenne ich darauf, Probleme zu lösen. Was sind meine heutigen Aufgaben und Interessen? Wo sehe ich künftige Entwicklungen? Nach dem Doktorat haben wir uns – mein Mann Detlef, ebenfalls Physiker, und ich – mit einer Idee selbstständig gemacht und sind seitdem sowohl unternehmerisch als auch in vielen Forschungsprojekten tätig. Unsere Kerntechnolo- gie, aus den Gasen Methan und Wasserstoff reine Diamant- schichten auf Oberflächen zu erzeugen, haben wir 1994 ent- wickelt. Mit dieser Basis konnten wir ein weltweit angesehenes High-Tech-Unternehmen aufbauen. Ein Schwerpunkt von mir sind medizinische Anwendungen: beschichtete Implantate, die schneller einheilen, und Senso- ren auf Diamantbasis, die empfindlicher sind als der Stand der Technik und damit frühzeitig Krankheiten, Viren etc. erkennen lassen. (s. www.diacoating.com ) Ich habe von 2009 bis 2012 eines der acht Laura Bassi Zent- ren in Österreich geleitet (s. www.dialife.org ). In unserem Unternehmen bringen wir nun Entwicklungen auf den Markt, die in DIALIFE mit Dissertationen vorbereitet wur- den. Als Physikerin habe ich ein sehr breites Wissen und kann in fast jedem Bereich - interdisziplinär - arbeiten. Analy- tisch denken, Zusammenhänge erkennen und vernetzen, sehe ich als meine große Stärke. Ich habe noch viele Ideen und hoffe auch, die eine oder andere in den nächsten Jah- ren erfolgreich realisieren zu können. Dr. Doris Steinmüller- Nethl (geb. 1963) ist mit dem Physiker Dr. Detlef Steinmüller verheiratet und ist Mutter von drei Kindern. Gemeinsam haben sie in Wattens (Tirol) Carbon Competence GmbH, ein Unternehmen für kundenspezifische Anlagen zur Diamantbe- schichtung, gegründet. Ihre Ideen im Bereich der Medizintechnik setzt sie in der Ideenschmiede Diacoating GmbH um. (Bild: Künftige Mitarbeiter, 2008) Prof. Dr. Silke Bühler-Paschen (geb. 1967) forscht und lehrt am Institut für Festkörperphysik der Technischen Universität Wien. In ihrer Jugend betrieb sie Turnen als Leistungssport. www.ifp.tuwien.ac.at/paschen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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