Sexl Physik 7, Schulbuch

Stromversorgung Österreichs a) Die Energieversorgung Österreichs Um die Bedeutung der Elektrizität innerhalb der österreichischen Energiewirt- schaft kennenzulernen, betrachten wir zunächst die gesamte Energieversorgung unseres Landes. Im Jahr 2015 betrug der primäre Energiebedarf (Erdöl, Erdgas, Kohle, Windenergie, …) 370 TWh = 3,7 · 10 11 kWh ≈ 1,3 · 10 18 J. Dies entspricht einem Energiebedarf von rund 120 kWh pro Person und Tag – In- dustrie, Verkehr und Haushalt zusammengenommen! Der Gesamtenergieverbrauch hat sich in Österreich seit 1970mehr als verdoppelt. Die Verluste bei der Umwandlung der Primärenergie in andere, direkt nutzbare Energieformen (z. B. elektrische Energie) und bei der Energieverteilung betragen rund 25% . Nur drei Viertel der Primärenergie werden daher nutzbringend verwen- det. Aber auch die Nutzenergie (Sekundärenergie) wird schließlich größtenteils in Abwärme umgewandelt. So erwärmt die Fahrt eines Autos oder die Heizung eines Hauses letztlich die Umgebung, und diese Wärme kann nicht weiter genutzt wer- den. Daher spricht man von „Energieverbrauch“, obwohl Energie streng genommen nicht verbraucht wird. Rund ein Viertel der Primärenergie stammt aus dem Inland, drei Viertel müssen importiert werden. Der Wasserkraft kommt in Österreich im internationalen Ver- gleich eine bedeutende Rolle zu. Dennoch vermag die Wasserkraft nur 10% des ge- samten Energieverbrauchs in Österreich zu decken. b) Wie wird Elektrizität im Haushalt genutzt? 20.3 beruht auf Erhebungen von Statistik Austria . Sie zeigt Durchschnittswerte für österreichische Haushalte. Dadurch können wir Bereiche finden, in denen Ein- sparungen großen Nutzen bringen. Beispielsweise benötigen moderne Gefriergerä- te nur halb so viel Strom wie Geräte, die vor 20 Jahren gebaut wurden. Der Stand- by-Betrieb von TV-Geräten, Radio und vor allem PCs mag bequem sein, stellt jedoch insgesamt eine beachtliche Energievergeudung dar. Die elektrische Behei- zung von Wohnungen durch billigen Strom in der Nacht wurde vor Jahrzehnten beworben, heute ist „Nachtstrom“ nicht wesentlich verbilligt, so dass Elektrohei- zungen zwar sauber und bequem, jedoch teuer im Betrieb sind. c) Österreichs Kraftwerksverbund Öffentliche Elektrizitätswerke gibt es in Österreich seit 1886. Der Inlandstromver- brauch hat sich in den letzten 45 Jahren verdoppelt und betrug 2017 75 000 GWh . Zu ca. 90% wurde der Bedarf durch heimische Kraftwerke gedeckt. Davon wurden rund 60% in Wasserkraftwerken, 30% in Wärmekraftwerken und 10 % mit Wind- kraftanlagen und Photovoltaik erzeugt. Mit diesem hohen Anteil von Wasserkraft an der Stromerzeugung liegt Österreich in Europa nach Norwegen an zweiter Stelle. Österreich hat im Jahr 1978 nach einer Volksabstimmung beschlossen, auf Kernkraftwerke zu verzichten. 20.3 Nutzung von Strom im Haushalt 2012 in Prozent (Quelle: Statistik Austria) 2 Energieversorgung Flüssige fossile Energieträger Feste fossile Energieträger Gasförmige fossile Energieträger 37,5% 16,2% 16,2% 1,6% 6,9% 20,5% 1,0% Fernwärme Elektrische Energie Erneuerbare Energie Brennbare Abfälle 20.1 Anteile der Energieträger am Nutzenergie- verbrauch 2014 (Quelle: Statistik Austria, Statistisches Jahrbuch 2017, 22.01 S. 358) 20.2 Die Grafik zeigt (in GWh), wie Erzeugung und Import von elektrischer Energie seit 1945 zugenommen haben. Seit 1970 steigt der Bei- trag der Wärmekraftwerke. Seit 2000 liefern auch Windenergieanlagen einen nennenswer- ten Beitrag. Die Stromimporte dienen der Ab- deckung von tages- und jahreszeitlich bedingt erhöhtem Strombedarf, sie werden teilweise durch Exporte (besonders Strom aus Pumpspeicherwerken) ausgeglichen. (Quelle: e-Control) 20.4 Das Dampfkraftwerk Dürnrohr (NÖ) hat eine Leistung von 352 Megawatt und erzeugt neben Strom auch Fernwärme für St. Pölten (Kraft-Wärme-Kopplung). 20 ENERGIE Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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