Physik Sexl 6 RG, Schulbuch

Die Stärke eines Erdbebens wird noch häufig in der 12-teiligen Mercalliskala angegeben. Sie beschreibt die Intensität des Erdbebens im Hinblick auf die fühlbaren und sichtbaren Auswirkungen und die aufgetretenen Schäden. Die Magni- tuden-Skala ist eine logarithmische Skala, welche die Energiefreisetzung bei einem Erdbeben angibt. Ein um 1 höherer Wert bedeutet eine etwa 32-mal höhere Energiefreisetzung, eine Erhöhung um 2 eine 1 000-mal höhere. Chile 22. Mai 1960 9,5 1655 Tote vor Sumatra 26. Dezember 2004 9,1 Durch das Beben und den darauffolgenden Tsunami gab es 230 000 Tote, 1,7 Millionen Obdachlose Östlich von Honshu, Japan 11. März 2011 9,0 Infolge eines durch das Beben ausgelösten Tsunamis ca. 28 000 Tote. Der Tsunami führte zur Zerstörung von vier Reaktorblöcken des Kernkraftwerks Fukushima. Maule, Chile 27. Februar 2010 8,8 > 500 Tote Sumatra 28. März 2005 8,6 > 1 000 Tote Sichuan, Chine 12. Mai 2008 7,9 > 69 000 Tote Haiti 12. Jänner 2010 7 250 000 Tote Die Tabelle zeigt einige der folgenreichsten und schwersten Erdbeben der vergangenen 10 Jahre (Stärke in Momenten-Magnitude). Chile verzeichnete 1960 das stärkste jemals aufgezeichnete Beben. Um die Bevölkerung vor den Folgen von Erdbeben zu schützen, ist es wichtig, die Risikogebiete zu kennen und die Gebäude dort entsprechend sicher zu bauen. Wie erhöht man die Erdbebensicherheit bei Neubauten? Alle mechanischen Strukturen haben eine oder mehrere natürliche Schwingungsfrequenzen (Eigenfrequenzen, s. S. 37). Wenn eine solche Struktur einer äußeren periodischen Kraft ausgesetzt ist, die mit einer dieser Frequenzen übereinstimmt, kommt es zur Resonanz und die resultierenden Schwingungen können das System zerstören. Bei einem Erdbeben kommt es (neben einer vertikalen Bewegung) zu starken horizontalen Beschleunigung des Bodens. Wären die Gebäude starr, würden sie sich mit dem Boden mitbewegen. Handelt es sich um ein schwingungsfähiges Gebäude, kann es zur Resonanz kommen. Kleinere Gebäude haben im Allgemeinen eine größere Eigenfrequenz als höhere Gebäude. (Die Eigen- frequenz eines 10 Stockwerk hohen Hauses liegt bei etwa 1Hz, die Schwingungsfrequenz von Erdbeben zwischen 0,1 und 30Hz.) Gut gebaute Hochhäuser sind also weniger gefährdet als ein- oder zweistöckige Häuser. Über den Umfang der Schäden ent- scheidet neben der Eigenfrequenz die Dämpfung und die Elastizität der Gebäude. Ge- bäude, die nicht symmetrisch und bezogen auf ihre Grundfläche sehr hoch sind, stürzen leichter ein. Spröde Baumaterialien wie Lochziegel- und Füllmauerwerk sind äußerst ungünstig. Die Grundfläche sollte Stabilität sichern. Das Tragewerk des Gebäudes kann von der Erdbebenbeanspruchung mit einer Federdämpfung durch eine horizontale Ver- schiebungsmöglichkeit isoliert werden oder man versucht, die Schwingungen durch Ge- genschwingungen aufzuheben ( 38.2 ). Die Mehrzahl aller Wohn- und Gewerbebauten haben Stahlbetontragwerke. In Europa sind vor allem Griechenland und Italien von Erdbeben betroffen. Die Afrikani- sche Kontinentalplatte schiebt vom Süden gegen die Apulische Platte, auf der ein Groß- teil Italiens liegt. Der so entstehende Druck wird an die Eurasische Platte weitergege- ben und führte zur Auffaltung der Alpen. Zahlreiche Erdbeben sind die Folge. So wurden 2016 in Mittelitalien mehrere Dörfer völlig zerstört und 1976 im Friaul 45 000 Menschen durch schwere Beben obdachlos ( 51.3 ). 51.2 Das Erdbeben in Haiti ereignete sich am 12. Jänner 2010. Das Epizentrum lag etwa 25 km südwest- lich der Hauptstadt, das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 17 km darunter. Das Beben mit der Stärke 7 war mit über 250 000 Toten das katastrophalste Beben in der Geschichte Amerikas. 51.1 Seismographen registrieren die Stärke und den zeitlichen Verlauf der Erd- bewegung. Auf der Web-Seite der ZAMG kannst du Seismogramme live verfolgen. Informiere dich über den Aufbau eines Seismographen! 51.3 Erdbebenzonen in Italien 51 | WELLEN Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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