global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

75 Maturaaufgabe Politische und ökonomische Systeme vergleichen 1 Beantworten Sie die Fragen aus M1 für Österreich. Begründen Sie Ihre Meinung. 2 Beantworten Sie diese Fragen für die in diesem Kapitel dargestellten Staaten (S. 56 bis S. 63). Begründen Sie Ihre Meinung. 3 Interpretieren Sie die beiden Texte M2 und M3. Bewer- ten Sie die in den beiden Texten vertretenen Stand- punkte. 4 Erörtern Sie die zu Beginn des Textes M3 stehenden Fragen. { { } } Fragen zur Einteilung politischer und ökonomischer Systeme • Who rules? Is political participation confined to an elite body or privileged group, or does it encompass the entire population? • How is compliance achieved? Is government obeyed as a result of the exercise or threat of force, or through bargaining and compromise? • What is the balance between the state and the individu- al? What is the distribution of rights and responsibilities between government and citizens? • How is economic life organized? Is the economy geared to the market or to planning, and what economic role does government play? (Andrew Heywood, Politics, 2007) M1 Politische und ökonomische Systeme Das Gespenst der totalen Durchökonomisierung Das Perfide am Neoliberalismus ist, dass er oft im Gewand der wirtschaftlichen Vernunft auftritt. Doch längst hat er alle Lebensbereiche durchdrungen. Was bleibt von unse- rer Freiheit übrig, wenn man sie dem Markt überlässt? Ein Gespenst geht um, nicht nur in Europa – das Gespenst des Neoliberalismus. Die Angst vor der „Hegemonie der Ökonomie“ kann jeden treffen, von der Internationale der TTIP-Gegner bis zum letzten Deutschen. Sie kennt kaum einen aktuellen Missstand, für den man den Neoliberalis- mus nicht verantwortlich machen kann: für die hem- mungslosen Spekulationen auf dem Finanzmarkt und für die extreme soziale Ungleichheit auf der Welt, für den radikalen Abbau staatlicher Sozialleistungen und für die Privatisierung des Bildungssystems, für Menschen, die sich im Wettbewerb der Humankapitalisten selbst verkau- fen und noch darin wetteifern, wer sich am besten selbst überwachen kann. Die Liste seiner verheerenden Effekte ist so umfangreich, dass es sich beim Neoliberalismus entweder tatsächlich nur um ein Gespenst handeln kann, um das Hirngespinst einer Linken, die nur insofern moderner ist als ihre ortho- doxen Vorgänger, als es ihr zu altmodisch klingt, einfach „Kapitalismus“ zu sagen. (…) Für die Politikwissenschaftlerin Wendy Brown von der Universität Berkeley ist die Ausdehnung ökonomischer Begriffe auf sämtliche Lebensbereiche ein Zeichen dafür, „wie der Neoliberalismus die Demokratie zerstört“ – so der Untertitel ihres Buches „Die schleichende Revolution“. Für den Wirtschaftshistoriker Philip Mirowski, der an der Uni- versity of Notre Dame in Indiana lehrt, liegt in der tiefen Verwurzelung des neoliberalen Denkens im Alltag die Antwort auf die Frage „Warum der Neoliberalismus nach der Krise noch stärker ist“. (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/neoliberalismus-das - gespenst-der-totalen-durchoekonomisierung-13874301.html, Harald Staun, 26.10. 2015, abgerufen am 10. 4. 2018) M2 Neoliberalismus Welche Art von Sozialfürsorge wollen wir in der Gesell- schaft? Wie können diese (neu) organisiert werden? Wel- che Art neuer sozialer Einrichtungen könnte die Menschen vor den unvermeidlichen Mängeln der kapitalistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts beschützen? Dem alten Verständnis des Wohlfahrtsstaates als Sicher- heitsnetz, das den Bürgern hilft, widrige Umstände zu meistern, lag die Auffassung zugrunde, dass Individuen, Familien und Gemeinschaften im Allgemeinen fähig sind, die meiste Zeit ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sozialhilfe war daher so gestaltet, dass sie die Menschen in die Lage zurückversetzt, ohne fremde Hilfe als autono- me, kompetente Wesen mit ihrem Leben fertig werden zu können. Das Modell der Wohlfahrt, das sich in den vergangenen zwei Dekaden entwickelt hat, verwirft aber komplett die Idee, dass die Menschen die Fähigkeit haben, ihr Leben autonom zu führen. Wohlfahrtsleistungen gehen nun von der Annahme aus, dass Individuen ebenso wie soziale Gruppen nicht fähig sind, ihre eigene Gesundheit und Lebensstile, ihr Familienleben, die Kindererziehung und informelle soziale Beziehungen im Griff zu haben, wenn der Staat nicht ständig eingreift, um zu beraten, zu schu- len, zu ermahnen und (um-)zuerziehen. Natürlich war der Wohlfahrtsstaat selbst in seiner tradit­ ionellen Form immer auch mehr als nur bloßes Sicher- heitsnetz. Die wirkliche Motivation für die Gründung des Wohlfahrtsstaates hatte wenig zu tun mit moralischen Sorgen um größere materielle Gleichheit oder soziale Gerechtigkeit. In Wirklichkeit entwickelte sich der Wohl- fahrtsstaat als ein Versuch, die Fehler der Marktwirtschaft zu kompensieren und die Bedrohung durch einen Klassen- konflikt einzugrenzen – er war also getrieben von den Interessen des Staates, nicht der Bürger. (https://diepresse.com/home/meinung/debatte/560617/ Debatte_Was-ist-so-grossartig-am-Wohlfahrtsstaat, James Panton, 24. 4. 2010, abgerufen am 10. 4. 2018) M3 Wohlfahrtsstaat Politische und ökonomische Systeme untersuchen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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