global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
66 Ökonomische und nichtökonomische Entwicklungstheorien und das magische Sechseck der Entwicklung Nachhaltige Entwicklung Im Gegensatz dazu steht das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung, das in den letzten zwei Jahrzehnten von der internationalen Staatengemeinschaft entwickelt wurde. Es ermöglicht eine grundsätzliche Orientierung im Span- nungsfeld von Umwelt und Entwicklung, umfasst alle Hand- lungsfelder, bezieht internationale Vereinbarungen zu den Menschenrechten ein und berücksichtigt unterschiedliche kulturelle Perspektiven. Es verbindet dabei folgende Ziel dimensionen: soziale Gerechtigkeit , wirtschaftliche Leis tungsfähigkeit , ökologische Verträglichkeit und demo kratische Politikgestaltung vor dem Hintergrund der kulturellen Vielfalt . Auch der Forderung nach Gerechtigkeit zwischen den heute lebenden Menschen mit der Gerechtig- keit für die nachkommenden Generationen wird Rechnung getragen. Und letztlich „nachhaltig“ oder „zukunftsfähig“ ist eine Entwicklung, die Umwelt, Wirtschaft und Soziales als gleichermaßen wichtige Handlungsfelder begreift, die auf- einander abzustimmen sind und in denen Betroffene und Akteurinnen und Akteure demokratische Möglichkeiten der Mitbestimmung erhalten. Neben dem Magischen Viereck ist das Magische Sechseck ein weiterer, sehr bekannter volks- wirtschaftlicher Begriff, bei dem folgende Ziele erstrebens- wert sind: Vollbeschäftigung bzw. ein möglichst hoher Beschäftigungsgrad – ein angemessenes und stetiges Wirt- schaftswachstum, ein stabiles Preisniveau, ein außenwirt- schaftliches Gleichgewicht und die Erhaltung einer lebens- werten Umwelt. Letzteres und auch das Ziel der gerechten Einkommensverteilung werden immer wichtiger, doch ist auch hier der Name Magisches Sechseck gerechtfertigt, weil es nicht möglich ist, alle sechs Ziele auf einmal dauer- haft zu erreichen. Ein weiterer zentraler Grund für die Un- terentwicklung wird darin gesehen, dass in vielen Entwick- lungsländern die Bevölkerung stärker wächst als das BIP und damit die so genannten „Teufelskreise der Armut“ (M4) verstärkt. Soziales Politik Wirtschaft Umwelt soziale Gerechtigkeit demokratische Politikgestaltung wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ökologische Verträglichkeit G e r e c h t i g k e i t z w i s c h e n d e n G e n e r a t i o n e n G e r e c h t i g k e i t w e l t w e i t Kultur M2 Nachhaltige Entwicklung hohe Beschäftigung außenwirtschaftliches Gleichgewicht gerechte Einkommens- verteilung Umweltschutz Preisniveaustabilität stabiles und angemessenes Wirtschaftswachstum M3 Magisches Sechseck Kompetenzorientiertes Lernziel Ursachen und Auswirkungen sozialer und ökonomischer Disparitäten auf globaler Ebene beurteilen Wem nützt der Welthandel? Leider ist ein „freier Welthandel“ nur eine Idee, eine Hypo- these, die Ökonomen ersonnen haben. (…) In Wirklichkeit gibt es einen erbitterten Kampf, in den die Nationen (und Regionen) eingetreten sind, um für ihre Unternehmen Marktanteile und Arbeitsplätze zu sichern. Das beginnt mit dem Versuch, Löhne zu drücken und endet mit der Konkurrenz der Steuersysteme. In Wirklichkeit gibt es auch ein monetäres System, das durch massive Wechsel- kursänderungen, die zumeist spekulativ verursacht wer- den, gewaltige Schocks im internationalen Handel hinter- lässt, ohne dass es auch nur Ansätze von Regeln gäbe, die Länder oder Industrien davor schützen würden. Das Ergebnis ist ein chaotisches Durcheinander von teilweise freiem Handel, ungeregelten Bereichen, staatlichen Ein- griffen und Schocks von außerhalb des Handelssystems, die jede Beurteilung von „freier Handel ist guter Handel“ unmöglich machen. (Dr. Heiner Flassbeck, Director Division of Globalization and Development Strategies UNCTAD, Genf; http://www.globa leslernen.de/sites/default/files/files/education-material/ wem_20n_c3_bctzt_20der_20welthandel_3f.pdf, abgeru fen am 11. 4. 2018) M1 Freier Welthandel? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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