global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

51 Politische und ökonomische Systeme vergleichen Eckpfeiler der Markwirtschaft Als Eckpfeiler der Marktwirtschaft gelten daher • die Aktivierung des Eigennutzes • der Wettbewerb durch funktionierende Marktgesetze (Preisbildung durch Angebot und Nachfrage) • eine hohe Arbeitsteilung sowie • ein freier Außenhandel . Im Modell der Marktwirtschaft wird von einer Einzelperson ausgegangen, die • über die Marktsituation umfassend informiert ist, • ihr Handeln nach dem Grundsatz ausrichtet, einen optimalen persönlichen Vorteil zu erzielen, • Entscheidungen stets verstandesmäßig abwägt und • blitzschnell auf Änderungen des Marktes reagiert. In der Wirtschaftstheorie wird dieses Konstrukt Mensch als Homo oeconomicus bezeichnet. Voraussetzungen für den Erfolg einer Markt­ wirtschaft Ob eine Marktwirtschaft erfolgreich ist, hängt wesentlich von den staatlichen Rahmenbedingungen und funktionie- renden Institutionen ab. Dazu gehören vor allem: • Rechtssicherheit: Gesetze, die für alle gleichermaßen gelten • effiziente öffentliche Verwaltung: Ohne Korruption und Bevorteilung Einzelner • unbestechliche Justiz und Polizei: Gewährleistung der Sicherheit • Geldwertstabilität: Erhaltung der Tauschfunktion des Geldes • Sozialkapital: Leistungsbereitschaft und moralische Werte Warum gibt es verschiedene Formen von Markt­ wirtschaft? Wirtschaftsordnungen lassen sich nicht unabhängig von der historischen Entwicklung und der Gesellschaftsord­ nung eines Landes festlegen. Im wirtschaftlichen Alltag weist daher jede Marktwirtschaft eine im Laufe der Jahr- zehnte individuell gewachsene und von vielen Einflussfak- toren abhängige Ordnung auf. Die Marktwirtschaft ist die historisch erfolgreichste Wirtschaftsordnung. Sie garantiert jedoch nicht automatisch Wohlstand und schon gar nicht dessen gerechte Verteilung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern eines Landes. Ob ein Land reich oder arm ist, hängt neben der Wirtschaftsordnung von vielen Einfluss- größen ab. Einige wichtige sind: • politische Rahmenbedingungen (Demokratie oder autoritäre Staatsformen), • Werthaltungen (zB ob Korruption weit verbreitet ist oder mit rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft wird), • Ressourcenreichtum (wie fruchtbare Böden und Boden- schätze), • historische Traditionen und religiöse Wertvorstellungen. Von noch größerer Bedeutung für eine dynamische Markt- wirtschaft sind aber die Werte und Einstellungen der Be- völkerung. So sind Eigenschaften wie Leistungsbereit­ schaft, Ehrlichkeit, Vertragstreue und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung unabdingbare Vorausset- zungen für erfolgreiches Wirtschaften. Analysiert man die 28 reichsten Staaten der Erde (BIP pro Kopf von 30 000 bis 100 000 Euro), dann sieht man, dass es sich weitgehend um Länder handelt, wo marktwirtschaft­ liche Wirtschaftsordnungen in politisch demokratische Strukturen eingebettet sind. Marktwirtschaft in den USA und in Europa Zahlreiche Politiker und Ökonomen in den USA vertreten das Konzept einer freien Marktwirtschaft, indem sie zwar die Funktion des Staates anerkennen, über die Justiz und andere Institutionen dafür zu sorgen, dass sich die Markt- dynamik voll entfalten kann. Eine weitergehende Rolle des Staates wird jedoch abgelehnt. Die freie Marktwirt- schaft amerikanischer Prägung ist vor dem historischen und kulturellen Hintergrund der USA erklärbar. Zwei Beispiele: So geht man in freien Marktwirtschaften davon aus, dass der Einzelne für seine großen Lebensrisi- ken wie Krankheit, Arbeitslosigkeit weitestgehend selbst Vorsorge zu treffen hat. Ebenso sollten sich am Arbeits- markt die Löhne entsprechend dem Gesetz von Angebot und Nachfrage flexibel entwickeln – demnach entspricht eine Bestimmung wie der Mindestlohn nicht dem markt- wirtschaftlichen Prinzip. Da Europa über eine andere historische und kulturelle Tradition verfügt, ist es nicht verwunderlich, dass sich in vielen Ländern Europas eigene marktwirtschaftliche Mo- delle entwickelt haben. Gemeinsam ist den meisten Marktwirtschaften Europas, dass sie der Notwendigkeit eines staatlichen Ordnungsrahmens einen größeren Stel- lenwert beimessen. (Aff, J., Marktwirtschaft verstehen – Einführung in unter­ schiedliche marktwirtschaftliche Konzepte; 2004) M3 Formen der Markwirtschaft 1 Nennen und erläutern Sie charakteristische Merkmale der Marktwirtschaft. 2 Nennen Sie die „Eckpfeiler“ der Markwirtschaft. 3 Erklären Sie, welche zentralen Voraussetzungen gege- ben sein müssen, damit Marktwirtschaft auch wirklich funktionieren kann. 4 Kennzeichnen Sie, welche Rolle dem Staat im Modell der freien Marktwirtschaft zukommt. 5 Nehmen Sie zu folgender Aussage Stellung: „Die individuelle Freiheit in Demokratien fördert die Dynamik von Marktwirtschaften.“ { " { { } Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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