global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

15 Chancen und Gefahren der Globalisierung erörtern Der hohe Preis der billigen Klamotten Wenn in Bangladesch und Pakistan Fabriken brennen, ist das hierzulande eher keine Schlagzeile. Es sei denn, sie produzieren für Firmen wie KiK und C&A. Das meiste, was wir tragen, wird in Schwellenländern produziert – unter fragwürdigen Bedingungen. In Bangladesch demonstrieren tausende aufgebrachte Arbeiter und ihre Angehörigen nach einem Brand in einer Textilfabrik, bei dem mindestens 100 Menschen gestorben sind. In Brüssel gehen Milchbauern für faire Preise auf die Straße. Zwei Meldungen eines Tages, die nichts miteinan- der zu tun haben? An deutschen Ladenkassen laufen die Fäden zusammen. Beim Discounter ist der Liter Milch inzwischen so billig, dass für den Milchbauern nur etwa 30 Cent herausspringen – kostendeckend wären 40. Der Lohnanteil bei einem T-Shirt für fünf Euro liegt nach Re- cherchen der Clean Clothes Campaign noch deutlich dar- unter, nämlich im Schnitt bei 2,6 Prozent des Verkaufs­ preises. Überflüssig zu erwähnen, dass Kleidung zu solchen Prei- sen nicht in Deutschland produziert wird. Knapp die Hälf- te aller nach Deutschland importierten Jacken, Hosen und Socken stammt aus China, der Rest meist aus der Türkei, Bangladesch, Indien, Pakistan, Indonesien. Vor allem in den asiatischen Ländern treffen westliche Auftraggeber auf ein Überangebot an Arbeitskräften, laxe Arbeitsschutzbedingungen und wenig schlagkräftige Gewerkschaften. Und anders als bei den vergleichsweise gut organisierten europäischen Milchbauern haben die Arbeiter hier als Lobby oft nur NGOs, also etwa Green- peace, das kirchennahe Südwind Institut und die erwähn- te Clean Clothes Campaign aus den Niederlanden. Plan- voll organisierte Arbeitskämpfe sind selten – stattdessen häufen sich Unglücksfälle und inzwischen auch wilde Proteste. Allein in den Textilfabriken von Bangladesch hat es seit 2005 sieben Großbrände mit hunderten Toten ge- geben. C&A ist einer der Hauptauftraggeber der Fabrik in Bangla- desch: 220 000 Sweatshirts für Brasilien hätten hier produ- ziert werden sollen. Ein Sprecher von C&A Europa hat den Opfern und Angehörigen sein „Mitgefühl“ ausgesprochen; Entschädigungszusagen stehen bisher aus. Ähnlich vage ist das, was der Konzern auf seiner deutschen Website unter der Überschrift „We care“ (Wir kümmern uns) auf­ listet. Ausführlich werden diverse Spendenaktionen für „Social Development“ behandelt; genaue Zahlen aber fehlen, ebenso konkrete Angaben zu den Produktions­ bedingungen. Viel ist stattdessen von innovativen Beleuchtungssyste- men und energieeffizienter Lüftungstechnik in den deut- schen Filialen die Rede. Betont wird auch, dass C&A – ähn- lich wie Esprit, H&M und viele andere – auf die gefährliche Sandbestrahlung von Jeans verzichtet. Für Sabine Feren- schild von Südwind ist die Selbstdarstellung von C&A durchaus typisch. Die Aussage, die Arbeitsbedingungen vor Ort lägen in der Verantwortung der Subunternehmer, hält Ferenschild für eine Schutzbehauptung. „Es ist ja kein Zufall, dass die Produktion in so genannte Billigländer ausgelagert wird.“ Das gilt auch für teure Marken, wie Klaus Werner-Lobo, Autor des in dritter Auflage erschienenen „Schwarzbuch Markenfirmen“, bestätigt: „Das Prinzip ist einfach. Pro- duktlinien werden ausgeschrieben, der Billigste kommt zum Zug. Wenn an einem Standort – zum Beispiel China – Löhne und Produktionskosten steigen, wandert die Karawane weiter nach Vietnam oder Kambodscha.“ Für die Gewerkschaften in den Schwellenländern wird es dadurch noch schwieriger. Zwar ist der Monatslohn in Bangladesch zuletzt von 28 Euro auf 40 Euro gestiegen. Weil er aber immer noch unterm Existenzminimum liegt, bleiben Überstunden und Kinderarbeit Thema. (https://www.br.de/nachrichten/arbeitsbedingungen-textil ­ industrie-schwellenlaender-100.html, Michael Kubitza, 28.11. 2012, gekürzt, abgerufen am 16. 4. 2018) M3 Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Schwellenländern M4 Food Waste vs. Welthunger (Damien Glez, 2012) 17, 00 3, 61 3, 40 2, 19 29, 00 1, 20 1, 15 0, 27 0, 18 Handels- spanne* Profit der Marke Material- kosten Transport- kosten Zwischen- händler Profit Lieferant in Bangladesch Zahlung an Arbeiter/innen 59% 12% 12% 8% 4% 4% 0,9% 0,6% Fixkosten *einschließlich aller Kosten wie Beschäftigte, Miete, Gewinn USt 1 2 3 4 5 6 7 8 1 5 2 3 4 6 7 8 M5 Preisaufschlüsselung eines T-Shirts (Prozentanteile gerundet) 1 Schlagen Sie Maßnahmen vor, wie man den Verlusten entlang der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln (M1) entgegenwirken könnte. 2 Interpretieren Sie die Karikatur M4. 3 Erläutern Sie mit Hilfe von M3, warum das Lohnniveau in der Textilindustrie in asiatischen Ländern so niedrig ist und sich das auch in Zukunft nicht ändern wird. 4 Analysieren Sie Ihr eigenes Konsumverhalten in Bezug auf Kleidung. Was können Sie ändern, um die gängigen Praktiken der Textilindustrie nicht zu unterstützen? } } { { Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des V rlags öbv

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