global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
130 Ausprägungen von kapitalistischen Marktwirtschaften Je nachdem, welche Aktivitäten das Gewinnstreben antreiben, wird in Real- oder Finanzkapitalismus unterschieden. Mar- kante Kennzeichen bzw. Auswirkungen dieser Ansätze zeigen die beiden Grafiken M1. Charakteristische Merkmale des Neoliberalismus • Der Mensch wird nur als Individuum wahrgenommen. • Die Wirtschaft soll nur durch den Markt und damit durch das Konkurrenzprinzip gesteuert werden. • Nur Eigenverantwortung gewährleistet Effizienz. • Sozialstaatliche-solidarische Lösungen führen zu Misswirt- schaft und Entmündigung der Bürgerin bzw. des Bürgers. • Motto: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Vom Real- zum Finanzkapitalismus (WIKU) Kompetenzorientiertes Lernziel Entwicklungen in internationalen Kapitalströmen und Finanzmärkten analysieren Die Nachkriegsgeschichte wurde von zwei gegensätz lichen Formen einer kapitalistischen Marktwirtschaft ge- prägt. Bis Mitte der Siebzigerjahre gestaltete die Politik auf nationaler und internationaler Ebene die Rahmen bedingungen in einer solchen Weise, dass das „Gewinn- streben“ des Kapitals planmäßig auf realwirtschaftliche Aktivitäten (= Erzeugung von Gütern bzw. Bereitstellung von Dienstleistungen) gelenkt wurde. Bei festen Wechsel- kursen, niedrigen Zinssätzen, stabilen Rohstoffpreisen und „schlummernden“ Aktienmärkten blieb die Geldver anlagung im Finanzbereich unattraktiv für die Vermögens- vermehrung. Unter diesen „realkapitalistischen“ Bedin- gungen ereignete sich das „Wirtschaftswunder“ der Sechziger- und Siebzigerjahre (M1). Anhaltende Vollbeschäftigung, Ausbau des Sozialstaates (bei sinkender Staatsverschuldung) und eine massive Umverteilung von den Gewinnen zu den Löhnen seit An- fang der Sechzigerjahre drängten die Unternehmen in die Defensive und ließen die alten Botschaften des Neolibera- lismus (M3) wieder attraktiv erscheinen. Diese wurden durch die „Hintertür“ einer Ent-Fesselung der Finanzmärk- te durchgesetzt, also durch Schaffung „finanzkapitalis tischer“ Rahmenbedingungen: Instabile Wechselkurse, „Ölpreisschocks“, hohe Realzinsen und boomende Aktien- märkte verlagerten das Gewinnstreben zu Finanzveran lagung und -spekulation. Arbeitslosigkeit und Staatsver- schuldung stiegen (M1). (Schulmeister, Stephan: Die große Krise im Kontext des „langen Zyklus“ der Nachkriegszeit, 2010) M2 Ausprägungen von kapitalistischen Marktwirtschaften M3 Neoliberalismus (Karikatur von Thomas Wizany, 2016) Geld und Währung analysieren (WIKU) M1 Realkapitalistische und finanzkapitalistische Marktwirtschaft stabile Zinssätze unter der Wachstumsrate feste Wechselkurse stabile Rohstoffpreise Gewinnstreben in der Realwirtschaft „schlummernde“ Aktienmärkte Auswirkungen wachsende Investitions- bereitschaft hohes Wirtschafts- wachstum hohe Beschäftigung instabile Zinssätze über der Wachstumsrate stark schwankende Wechselkurse instabile Rohstoffpreise Gewinnstreben in der Real- und/oder Finanz- wirtschaft „boomende“ Aktienmärkte Auswirkungen sinkende Investitions- bereitschaft rückläufiges Wirtschafts- wachstum steigende Budgetdefizite wachsende Arbeitslosigkeit Online-Code a3mg7p Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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