global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
109 Städte als Lebensräume und ökonomische Zentren untersuchen Dieser wertete die Haltestelle auf und entwickelte eine hohe Präsenz vor Ort. Der Bahnsteig der Haltestelle ver- wandelte sich dagegen in eine temporäre Bühne für Tanz- aufführungen und Rapbattles. Während laufendem U-Bahnbetrieb organisierten die Jugendlichen auf dem Bahnsteig eine Boxmeisterschaft. Diese ungewöhnliche Nutzung der Haltestelle als typischer Transitort und Treff- punkt vieler Jugendlicher hat gezeigt, dass viele Räume ein ungeahntes und noch zu entdeckendes Nutzungs potential haben. Die größte Herausforderung des Projek- tes bestand in der Nutzungsgenehmigung durch Stadt- bahn und die städtische Ordnungsbehörde. Dass diese von beiden Parteien erteilt werden konnte, beweist eine große Offenheit der Behörden für Experimente, die sehr beeindruckend ist. (http://www.sozialraum.de/das-forschungsfeld-jugendliche- im-stadtquartier.php, Stephanie Haury, abgerufen am 7. 4. 2018) M2 Jugendliche Raumnutzung Warum Shoppingmeilen für Jugendliche das zweite Zuhause sind Bummeln, in Geschäften stöbern, mit der Clique „abhän- gen“: In Gruppen eignen sich Jugendliche die Einkaufszen- tren des Landes mehr und mehr an. Aber nicht allein kos- tenfreies WLAN lockt sie dort hin. Experten erklären, was die Shoppingpassagen für das junge Publikum so faszinie- rend macht. Ulrich Deinet vom Fachbereich Sozial- und Kulturwissen- schaften der Hochschule Düsseldorf ist der Faszination der Einkaufsmeilen im Zuge seines Forschungsprojekts „Chillen in der Shopping Mall“ auf den Grund gegangen. Sein Team hat sich dazu bei rund 400 Mädchen und Jun- gen zwischen elf und 21 Jahren in den Düsseldorfer Arca- den, im Oberhausener CentrO und im Leo Center in Leon- berg umgehört. Am häufigsten in den Ladenstraßen unterwegs sind laut Deinet die 14- bis 16-Jährigen (40,3 Prozent). Ein Drittel der Jugendlichen machen demnach die 11- bis 13-Jährigen aus, etwas mehr als ein Viertel sind älter als 17 Jahre. Die meis- ten streifen regelmäßig durch die Geschäftsmeilen, ein Viertel der Befragten sogar länger als vier Stunden. Die Cliquen sind nicht sehr groß – drei bis vier, maximal zehn Jungen oder Mädchen ziehen demnach gemeinsam los. „Sonst fällt man schließlich auf und bekommt Ärger mit der Security“, sagen die Jugendlichen. Tatsächlich suchen die Teenies die Zentren in erster Linie zum Shoppen auf. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie etwas erwerben. Stattdessen halten sie Ausschau nach Dingen, die sie brauchen oder kaufen könnten – ohne konkrete Einkaufsintention. Natürlich locken darüber hin- aus Gratisangebote wie die Wasserspender in Drogerien oder freies WLAN im Elektronikmarkt das jugendliche Publikum an – sowie die Möglichkeit, die begehrten Waren unter die Lupe zu nehmen, zum Beispiel Kleidung, Computer- und Videospiele oder Bücher. Was zählt, ist gemeinsam Spaß zu haben. „Manchmal probieren wir neue Klamotten an und machen Fotos von uns in der Umkleidekabine“, sagt die 16-jährige Sabrina. Viel schauen, nichts kaufen – rechtlich problematisch ist das nicht. Angebote aus- oder anzuprobieren sei in einem Laden mit öffentlichem Zugang grundsätzlich jedem er- laubt, erklärt Edith Schwab, Fachanwältin für Familien- recht in Speyer. Testeten also junge Damen in einem Dro- geriemarkt Lippenstifte ohne direkte Kaufabsicht, gehe das vollkommen in Ordnung. McDonald’s und Co werden zu externen Schulmensen Ein weiterer wichtiger Grund für die Gruppenausflüge ins Shoppingcenter ist, sich dort mit gleichaltrigen Freunden zu treffen und ungestört zu „chillen“. Und das bedeutet ohne festes Ziel durchs Zentrum zu streifen, sich umzuse- hen oder einfach nur miteinander zu quatschen. „Wir sind hier mal ohne Erwachsene“, bekamen die Mitarbeiter des Sozialforschers von einem Großteil der Jugendlichen auf die Frage zu hören, was ihnen besonders an den Malls gefalle. Eine beliebte „Homebase“ der Centergänger sind dabei Cafés und Fast-Food-Restaurants. „Je nach Entfernung von der Schule dienen die Schlemmerzonen oft als externe Mensen“, sagt Deinet. Viele Schüler der Sekundarstufe II wollten die – falls überhaupt vorhandene – Schulverpfle- gung nicht mehr, flüchteten für eine Stunde in die Laden- passagen, um preiswert zu essen. Doch sie mögen nicht nur den Geschmack der Speisen bei McDonald’s und Co: Die aufgesuchten Imbisse fungieren manchmal zudem als Kontaktbörse. (http://www.t-online.de/leben/familie/schulkind-und -jugendliche/id_80544894/darum-chillen-jugendliche-in- shoppingmeilen.html, 6. 3. 2017, Silke Asmußen, abgerufen am 7. 4. 2018) M3 Jugendliche machen den öffentlichen Raum zu ihrem Revier. 1 Erläutern Sie anhand des Textes M2, welches Nutzungs- potenzial öffentliche Räume für Jugendliche haben können. 2 Zählen Sie mit Hilfe der Informationen aus M3 Gründe auf, warum sich Jugendliche so gerne in Einkaufszent- ren aufhalten. 3 Erörtern Sie, wie sich das Leben eines oder einer Ju- gendlichen in der Stadt von jenem am Land unterschei- det, und nennen Sie wesentliche Unterschiede. Befra- gen Sie dazu gegebenenfalls auch Klassenkolleginnen und Klassenkollegen. { " } N r zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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