global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

9 Veränderungen der geopolitischen Lage Österreichs erläutern Menschen zurück in den Westen Österreichs oder in ihre jetzt unabhängigen Heimatländer zogen. Die Straßen- und Bahnverbindungen mussten neu bewertet und ausgebaut werden. Die Achse Wien-Triest verlor an Bedeutung, dafür mussten die West-Ost-Verbindungen ausgebaut werden. Österreich zur NS-Zeit (1938–1945) Durch den „Anschluss“ an das Deutsche Reich lag Öster- reich plötzlich an der Peripherie eines Großstaates und musste seine Identität völlig aufgeben. Obwohl Österreich in „Ostmark“ und später in „Alpen- und Donau-Reichsgaue“ umbenannt wurde, beurteilten viele Österreicherinnen und Österreicher den Anschluss positiv. Schließlich brachte er wirtschaftlichen Aufschwung durch die geplante Errich- tung von Autobahnen, Bahnstrecken und Wasserkraftwer- ken (zB Speicherkraftwerk Kaprun) und durch die Errich- tung von Fabriken wie den „Reichswerken Hermann Göring“, die in Linz Stahl und Bleche herstellten und heute noch als voestalpine AG große Bedeutung haben. Beson- ders in Oberösterreich wurden große Investitionen in die Rüstungsindustrie getätigt. Das Aluminiumwerk in Rans- hofen, das Zellstoffwerk in Lenzing, die Motorenfabriken in Steyr, das Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug (NÖ) und viele weitere Betriebe wurden in dieser Zeit geplant. Auch wenn die tatsächliche Fertigstellung teilweise erst nach Beendi- gung des Weltkrieges gelang, war der wirtschaftliche Auf- schwung enorm. Nicht vergessen werden darf aber, dass er zulasten vieler Millionen Menschen ging, die zur sklavi- schen Arbeit in den Industriebetrieben und zur grausamen Vernichtung in Konzentrationslagern verdammt waren. Die Zweite Republik (ab 1945) Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Österreich zehn Jahre lang unter den Besatzungsmächten in vier Zonen aufge- teilt (M2). Die westlichen und südlichen Besatzungszonen erhielten Unterstützung durch den Marshallplan der USA, während die sowjetische Besatzungszone im Osten wirt- schaftlich stagnierte und teilweise auch Betriebsanlagen abgebaut wurden. Durch die Errichtung des Eisernen Vor- hangs an der Ostgrenze Österreichs und durch die Einfüh- rung des Marshallplanes orientierte sich Österreich dabei endgültig nach Westen. 1955 wurde schließlich der Staatsvertrag unterzeichnet, wodurch Österreich zwar ein Kleinstaat am Rande des Eisernen Vorhangs blieb, aber souverän und politisch stabil wurde. Das dadurch wiedergewonnene Vertrauen der Be- völkerung führte zu einem Wirtschaftsaufschwung zwi- schen 1955 und 1965. Der Aufschwung in dieser Zeit wird heute noch als „Wirtschaftswunder“ bezeichnet. Nur die Regionen an der Grenze zum Eisernen Vorhang verarmten immer weiter und mussten einen starken Bevölkerungs- rückgang verzeichnen. Das erstarkte Westösterreich hinge- gen orientierte sich immer weiter nach Westen, Norden und Süden, wo sich ab 1951 mit der Europäischen Gemein- schaft für Kohle und Stahl (EGKS) und ab 1957 mit der Euro- päischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) die ersten Vor- läufer der EU formierten (M3). Ostöffnung und EU-Beitritt Als der Kommunismus seine Vorrangstellung im Osten verlor, kam es auch im Westen Europas zur Öffnung nach Osten und im Jahr 1989 zum Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer. 1995 trat Österreich schließlich der EU als Vollmitglied bei. Durch die EU-Osterweiterung liegt Österreich somit wieder im Zentrum eines europaumspan- nenden Staatenbundes. Ost- tirol Niederösterreich land Burgen- Steiermark Oberösterreich Salzburg Kärnten Tirol Vorarl- berg Wien M2 Die Besatzungszonen in Österreich 1945–1955 M3 Gründungsstaaten der EGKS und der EWG sowjetisch besetzter Teil des heutigen Wiens, der besatzungsrechtlich zu Niederösterreich gehörte gemeinsame Verwaltung der vier Besatzungsmächte sowjetisch britisch amerikanisch französisch Besatzungsgrenze Bezirksgrenze (Wien) Bundeslandsgrenze Staatsgrenze 0 70 140 210 km Maßstab 1:7 000 000 Gründungsstaaten der EGKS und der EWG 0 250 500 750 km Maßstab 1:25 000 000 Arbeitsheft S. 4, 5 1 Beschreiben Sie mit Hilfe von M1 die Ausdehnung des Habsburgerreiches vor dem Ende des Ersten Weltkriegs. 2 Charakterisieren Sie den Begriff „gedrehter Staat“ in Bezug auf die Erste Republik. " { Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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