global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

87 Naturräumliche Chancen und Risiken bewerten Arbeitsheft S. 38 28 Häuser nachMurenabgang in Afritz weiter unbewohnbar Über Kärnten, Teilen der Süd- und Weststeiermark und im Burgenland gingen am späten Sonntagnachmittag bzw. -abend Regen- und Hagelunwetter nieder. Wegen des oftmals bereits gesättigten Bodens und der großen Re- genmengen in kurzer Zeit gab es Überflutungen und Hangrutschungen. Besonders betroffen ist die Kärntner Gemeinde Afritz (Bezirk Villach-Land), zahlreiche Häuser sind dort unbewohnbar geworden. Die Bewohner durften am Montag nur kurz in ihre Häuser zurück, um Wäsche und Medikamente zu holen, wurde zu Mittag in einer Bürgerinformation verkündet. Im besonders betroffenen Ortsteil Kraa ist die Schlammschicht teils noch zwei Meter hoch. Land und verschiedene Institutionen haben erste Hilfsgelder freigegeben. Nach dem schweren Unwetter mit Murenabgängen von Sonntagabend sind die Aufräumarbeiten in Afritz voll angelaufen. Am Dienstag waren Feuerwehren, Bundes- heersoldaten und Mitarbeiter des Landes im Einsatz, um den Ort vom Schlamm zu befreien. Rund 40 Gebäude waren durch Muren beschädigt worden, 28 sind immer noch unbewohnbar. Bereits am Montag ist es gelungen, einen Bach wieder ins Bachbett zurückzubringen, sagte Bürgermeister Maximi- lian Linder (FPÖ): „Heute werden mit vier Baggern Schutz- wälle errichtet, weitere Bagger legen die Wege zu den Häusern frei.“ 70 Soldaten sind mit schweren Pioniergerä- ten im Assistenzeinsatz – wenn die Häuser erreichbar sind, werden weitere Soldaten eingesetzt, um den Schlamm aus den Kellern zu schaufeln. „Neben dem Bun- desheer sind auch andere Institutionen wie zum Beispiel das Wasserbauamt und der Agrarbauhof mit Maschinen angerückt“, sagte Linder. Die Feuerwehren der Gegend werden in den kommenden Tagen von einem Katastro- phenzug unterstützt. (http://diepresse.com/home/panorama/oester- reich/5080146/Afritz_Haeuser-bis-zu-zwei-Meter-hoch- verschuettet, 5. 9. 2016, http://diepresse.com/home/ panorama/oesterreich/5080997/28-Haeuser-nach- Murenabgang-in-Afritz-weiter-unbewohnbar, 6. 9. 2016, abgerufen am 21. 3. 2017) M3 Ausmaß der Schäden durch die Murenabgänge in Afritz Bergsturz versus Felssturz Laut Definition sind Bergstürze sehr große Felsbewegun- gen, die mit hoher Geschwindigkeit in Sekunden oder wenigen Minuten aus Bergflanken niedergehen und im Ablagerungsgebiet ein Volumen von mehr als einer Milli- on Kubikmeter umfassen bzw. eine Fläche von mehr als 100 000 Quadratmeter bedecken (Abele 1974). Bergstürze können dabei Geschwindigkeiten von über 300 km/h errei- chen. „Von dieser Kombination aus gewaltigen Felsmassen und hoher Geschwindigkeit geht die große Gefahr aus“, verdeutlicht Sanders. Eine exakte begriffliche Abgrenzung ist hier wichtig, da die alltagssprachlich häufig verwen- deten Ausdrücke wie Steinschlag oder Felssturz andere geologische Phänomene bezeichnen. Felsstürze sind klei- ner und jeder Stein bewegt sich einzeln, ganz im Gegen- satz zum Bergsturz, der mindestens eine Million Kubik- meter Fels umfasst. Bewegungsmuster Bis in die 1990-er Jahre waren sich Geologen noch einig, dass Bergstürze zur Fortbewegung „Schmiermittel“ wie Schnee, Eis oder Schlamm bräuchten. Im Zuge von Feld- forschungen konnte allerdings festgestellt werden, dass Prozesse innerhalb der sich bewegenden Felsmasse aus- schlaggebend sind. Alle Bergstürze weisen ein gemein- sames Merkmal auf: Unter einer Oberfläche aus verschie- den großen Blöcken besteht das Innere der Sturzmasse aus stark zertrümmertem Gestein. Die Beweglichkeit die- ser anfangs sperrigen Massen ergibt sich somit aus der Zermahlung des Gesteins im Inneren. Dieses Zerbrechen während des Bergsturzes hält die Gesteinstrümmer durch zahlreiche elastische Stöße so weit auseinander, dass nicht nur die Beweglichkeit gewährleistet bleibt, sondern auch sehr hohe Geschwindigkeiten erreicht werden kön- nen. Schutz durch Prognose Die Ursachen für Bergstürze sind sehr vielfältig. „Ein ho- hes Relief zwischen Tal und Gipfel sowie Schwächezonen in Gesteinen, die zum Tal geneigt sind, erhöhen das Risiko für das Loslösen von Gesteinsmassen“, erklärt Prager. „Diese so genannten Schwächezonen können dabei unter- schiedliche Formen annehmen: Klüfte und weiche Ge- steinsschichten gelten als häufige Ablöseflächen, um nur zwei Beispiele zu nennen.“ Das Wissen um die Ursachen und Eigenschaften von Bergstürzen lässt die Geologen auch Prognosen für zukünftige Ereignisse oder potenzielle Risikogebiete erstellen. „Ein Bergsturz ereignet sich nicht völlig unangekündigt, sondern lässt sich mittlerweile in vielen Fällen zumindest so zeitnah prognostizieren, dass entsprechende Schutzmaßnahmen wie intensive Überwa- chungen oder Evakuierungen getroffen werden können“, betont Prager. In jenen Gebieten, in denen Bergstürze häufig vorkommen, können Überwachungsstationen ein- gerichtet werden, die auf Veränderungen des Berges sehr sensibel reagieren und frühzeitig Alarm auslösen. „Wir werden diese Naturgewalten nie verhindern können. In- dem wir aber ihre auslösenden Faktoren wissenschaftlich untersuchen, können wir die Bewegung von Gestein bes- ser verstehen lernen – und einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung leisten“, so die Geologen. (https://www.uibk.ac.at/public-relations/medien/wissens- wert/wissenswert-dezember-2013.pdf, 2.1. 2014, gekürzt, abgerufen am 30. 3. 2017) M4 Gestein in Bewegung 1 Erläutern Sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Entstehung von Murenabgängen und Felsstürzen. 2 Erklären Sie die Möglichkeiten der Prognose von Berg- und Felsstürzen (M4). { { Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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