global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

55 Wirtschaftsstandort Österreich beurteilen Arbeitsheft S. 27 Sinkende industrielle Wertschöpfung gefährdet das Wohlstandsniveau in Österreich Die Digitalisierung gefährdet bis 2040 knapp über 40% der Arbeitsplätze in der Industrie und den industrieorien- tierten Dienstleistungen. A.T. Kearney (Anm.: international tätige Unternehmensberatung) erwartet, dass bis zu 30% der Wirtschaftsleistung bis dahin mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen erwirtschaftet werden müssen, um das Wohlstandsniveau in Österreich zu erhalten. Die Digitalisierung bietet die Chancen den Wandel erfolgreich zu gestalten. (…) „Menschenleere Fabriken rücken näher, denn sowohl nied- rig qualifizierte als auch hochqualifizierte Arbeitskräfte werden durch Automatisierung ersetzt“, sagt Achim Kau- cic, Co-Autor der Studie. Von den 1,8 Millionen Arbeitsplät- zen in der Industrie und den industrieorientierten Dienst- leistungen sind 42% der Arbeitsplätze – also über 750 000 – aufgrund von Digitalisierung und Automatisierung in den nächsten 25 Jahren gefährdet. „Besonders schwerwie- gend ist diese Entwicklung, wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte aller Lehrlinge von Industrie- und Gewerbeun- ternehmen ausgebildet werden und dass Beschäftigte in Industrie und Gewerbe durchschnittlich um 10% mehr verdienen als in anderen Branchen“, ergänzt Achim Kau- cic. Abgesehen von der Industrie sind auch Jobs in indus- trieunabhängigen Dienstleistungssektoren durch Auto- matisierung gefährdet. Insgesamt sind 44% aller österreichischen Arbeitsplätze bedroht. Österreichs Industrieunternehmen stehen der Digitalisie- rung grundsätzlich positiv gegenüber: Für drei Viertel der befragten Unternehmen überwiegen die Chancen der Digitalisierung für ihr Unternehmen, für praktisch keinen der Befragten überwiegen die Risiken. Besonders in der Entwicklung neuer Produkte, in der Implementierung neuer Technologien und in der Erhöhung der Produktivität wird viel Potenzial gesehen. Ein anderer Effekt der Digita- lisierung wird von den heimischen Industriebetrieben eher unterschätzt: Zahlreiche Beispiele zeigen bereits, dass Digitalisierung herkömmliche Branchengrenzen immer mehr verschwimmen lässt und damit traditionelle Geschäftsmodelle in Frage stellt. „Nur 8% sehen einen Eintritt in fremde Branchen als große Chance für ihr Un- ternehmen. Und auch das Szenario, dass sich durch den Eintritt branchenfremder Unternehmen der Wettbewerb für ihr Unternehmen deutlich verschärfen wird, sieht die Mehrheit der Befragten als unwahrscheinlich an“, so Os- kar Schmidt, Co-Autor der Studie. Nachholbedarf besteht für die heimischen Industriebetriebe vor allem beim The- ma Innovation. Insbesondere zwei wesentliche Treiber von Innovation – effizienter Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie die Anziehung der richtigen Talente – sind in Österreich zu gering ausgeprägt. Diese Situation spiegelt sich beispielsweise in einer niedrigen Anzahl an Patentanmeldungen, dem bescheidenen Abschneiden der heimischen Universitäten im internationalen Vergleich, dem Fehlen von Absolventen technischer Studienrichtun- gen und den immer noch schwierigen Rahmenbedingun- gen für Start-ups wider. (…) A.T. Kearney geht davon aus, dass der Wegfall von Arbeits- plätzen aufgrund der Automatisierung durch drei Aspekte aufgefangen werden kann. Einerseits werden neue Ar- beitsplätze im Sozial-Bereich, in Bildung und Softwareent- wicklung entstehen. Anderseits wird ein Teil durch die Verkürzung der durchschnittlichen Jahresarbeitszeit, durch den Ausbau von Teilzeit, Bildungsurlauben und Auszeiten erfolgen. Hier ist ein Trend, der in den letzten zwei Jahrzehnten zu beobachten war, auch in den nächs- ten 20 Jahren in gleicher Weise zu erwarten. Die weitere Verbesserung der Produktivität erhält oder steigert sogar die Wertschöpfung pro Arbeitsstunde. Der dritte und wich- tigste Aspekt ist die Entwicklung von neuen Produkten, Dienstleistungen und Geschäftsmodellen. Bis zu 30% der Wirtschaftsleistung in 2040 werden durch neue Geschäfts- zweige abgedeckt. (…) (https://www.atkearney.at/news-media/news-releases/ news-release/-/asset_publisher/00OIL7Jc67KL/content/ sinkende-industrielle-wertschoepfung, abgerufen am 24. 4. 2017) M3 Wertschöpfung 4.0 – Österreichs Industrie in der Zukunft 1 Beschreiben Sie die Bedeutung der Industrie für die österreichische Wirtschaft. 2 Geben Sie mit Hilfe von M2 einen Überblick über die Wettbewerbsfähigkeit und die Branchen der öster- reichischen Industrie. 3 Fassen Sie M1 und M2 mit eigenen Worten zusammen. Erläutern Sie die Herausforderungen und Chancen durch die Industrie 4.0. 4 Beurteilen Sie, was Industrie 4.0 für Unternehmen und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Hinblick auf Investitionen, Ausbildung und Arbeitsplatzsicherheit bedeutet. " { { } Nur zu Prüfzwecken – Eigentum de Verlags öbv

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