global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

54 Kompetenzorientiertes Lernziel Industrie als wesentliche Basis der Wertschöpfung beschreiben und ihre jetzigen und zukünftigen vernetz- ten Problemfelder beurteilen Industriestandort Österreich – bereit für die Industrie 4.0? (WIKU) Bedeutung der Industrie für die Wirtschaft Die Industrie bildet einen wichtigen Faktor der Wertschöp- fung und trägt wesentlich zum Wohlstand Österreichs bei. Nach Angaben der Wirtschaftskammer Österreich war der Anteil der Industrie an der Wertschöpfung im Jahr 2015 21,9%. Etwa 700 000 Beschäftigte erwirtschafteten einen Umsatz von ca. 206 Mrd. Euro. Die Exportquote betrug 56,7%. Im Bundesländervergleich ist Oberösterreich mit einem Anteil von 26,4% führend in der Güterproduktion, gefolgt von Niederösterreich mit 19,4%, Schlusslicht ist das Burgenland mit 2,1%. Zur österreichischen Industrie zählen rund 8 000 Unternehmen, vom Klein- und Mittelbetrieb bis hin zum international tätigen Konzern mit Hauptsitz in Österreich. Probleme und Herausforderungen Laut einer Befragung unter 1 000 österreichischen Industrie- betrieben durch das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO im Jahr 2014 plant jedes siebente Unternehmen, zumindest Teile seiner Produktion in den kommenden Jahren aus Österreich abzuziehen. Als Gründe dafür werden hohe Steuer- und Abgabenquoten, hohe Energiekosten, der Büro- kratiedschungel und unflexible Arbeitszeitregelungen so- wie die stagnierende Wettbewerbsfähigkeit Österreichs genannt. Zudem wünschen sich 82% der Betriebe bessere Lehrlinge und Mittelschulabsolventinnen und -absolventen. Bundesregierung, Wirtschaftskammer und Industriellenver- einigung sind bestrebt, den Industriestandort Österreich durch folgende Maßnahmen zu sichern: Abgabenlast redu- zieren und Unternehmensbesteuerung modernisieren, wettbewerbsfähige Energiekosten und sichere Energiever- sorgung garantieren, Wachstumschancen am internationa- len Markt nutzen, eine qualifizierte Ausbildung und Fach- kräfte sichern, unternehmerische Freiheit fördern, … Outsourcing, die Auslagerung von Produktionsprozessen, findet in so gut wie allen Branchen statt. Damit werden in der Regel Kosten im Unternehmen gesenkt. Spezialisierte Betriebe in Niedriglohnländern sind für die Unternehmen oft deutlich günstiger als die Arbeit im eigenen Land durch- führen zu lassen. Selbst unter Berücksichtigung der entste- henden Transportkosten können Unternehmen deutlich Kosten sparen. Unternehmen sind auch bestrebt, Lohnstückkosten mög- lichst niedrig zu halten. Diese drücken aus, wie viel Lohn einschließlich Lohnnebenkosten für ein Produkt bezahlt werden muss. Die Höhe der Arbeitskosten allein sagt wenig aus, es kommt darauf an, wie viele Güter pro Arbeitsstunde produziert werden können. Sind es besonders viele, ist die Wettbewerbsfähigkeit trotz hoher Arbeitskosten weiterhin hoch. In hoch entwickelten Ländern können die Lohnstück- kosten trotz hoher Arbeitskosten verhältnismäßig niedrig sein, weil die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf- grund einer qualifizierten Ausbildung und mit Hilfe moder- ner Maschinen effizient arbeiten können. Eine gegenwärtige und vor allem zukünftige Herausforde- rung stellt die Industrie 4.0 dar. Sie bietet Chancen für die Attraktivität Österreichs als Industriestandort, ist für die Unternehmen jedoch mit hohen Investitionen verbunden. Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist noch nicht abschätzbar, ob und wie viele Arbeitsplätze eine Digitalisie- rung der Arbeitswelt kosten wird. Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 32 % unklarer wirtschaftlicher Nutzen, zu hohe Investitionen 31 % unzureichende Qualifikationen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 26 % fehlende Standards, Normen und Zertifizierungs- möglichkeiten 24 % unklare rechtliche Situation bezüglich Verwendung externer Daten 23 % niedriger Reifegrad der erforderlichen Technologien 19 % ungeklärte Fragen hinsichtlich Datensicherheit fehlende Priorisierung/ Unterstützung durch das Top-Management 11 % 14 % zu langsamer Ausbau von Basistechnologien (Breitband) 8 % unzureichende Netzwerk- stabilität/Datenspeicherung M1 Herausforderungen für die erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 M2 Wettbewerbsfähigkeit in der österreichischen Industrie 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Lohnstückkosten, Herstellung von Waren 2010=100 97,56 94,10 92,47 96,88 107,52 101,01 98,84 101,46 103,75 104,67 105,89 Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung in % des BIP 2,38 2,37 2,43 2,59 2,61 2,74 2,68 2,93 2,97 3,09 3,12 3,12 3,14 Stundenproduktivität Euro pro Arbeitsstunde 44,86 48,44 51,11 51,39 47,29 50,53 53,34 54,02 54,46 55,95 56,40 56,76 Marktanteil Österreichs am Weltexport von Waren in % 1,20 1,14 1,18 1,13 1,11 1,01 0,98 0,91 0,94 0,95 0,93 0,96 Marktanteil Österreichs am Weltexport von Waren in die EU28 in % 2,24 2,13 2,21 2,15 2,16 2,09 2,05 1,99 2,07 2,05 2,03 2,04 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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